Zirkel (Studentenverbindung)
Der Zirkel ist eines der Erkennungszeichen einer Studentenverbindung. Der Begriff "Zirkel" leitet sich vom lateinischen Wort circulus (Kreis) ab. Er ist eine monogrammartige Verschlingung von Buchstaben gefolgt von einem Ausrufezeichen und enthält in der Regel die Anfangsbuchstaben des Verbindungsnamens und des Wahlspruches der Verbindung. Oft finden sich auch (alternativ oder zusätzlich) die Anfangsbuchstaben von "libertas vita carior" (lvc), "vivat, crescat, floreat" (vcf) bzw. "vivat circulus fratrum (Verbindungsname)" im Zirkel.
Zirkel wurden und werden geführt von Studentenverbindungen und Schülerverbindungen (auch Pennalie, Pennalverbindung oder Pennälerverbindung genannt). Zirkel wurden aber auch von Ehemaligenvereinigungen (sogenannte Absolventenverbindungen, meist mit dem Namen Absolvia) und korporationsstudentischen Vereinen (z.B. Akademischen Sportvereinen) geführt. Auch einige Dachverbänden haben einen eigenen Zirkel. Früher war es auch an manchen Hochschulen üblich Zirkel zu verwenden, die aus den Anfangsbuchstaben des Hochschulnamens gebildet waren, so zum Beispiel "F" und "A" für Friderico-Alexandrina (Erlangen), "G" und "A" für Georgia-Augusta (Göttingen) sowie "R" und "C" für Ruperto-Carola (Heidelberg).
Der Zirkel wird von Korporierten hinter die Unterschrift gesetzt. Bei vielen Verbindungen können die Vorstandsmitglieder der Verbindung (normalerweise Chargen genannt) das Kurzzeichen der ausgeübten Funktion hinter den Zirkel schreiben. Also zum Beispiel ein X für den Sprecher oder Erstchargierten, XX für den Schriftwart, XXX für den Kassenwart, FM für den Fuxmajor. Nach erfolgreicher Amtsführung kann dieses Kurzzeichen geklammert, das heißt für den Rest des Lebens in Klammern hinter Namen und Zirkel geführt werden. Die Kriterien für eine Klammerung sind je nach Verbindung und Dachverband äußerst unterschiedlich. So kann man in manchen Verbindungen alle Chargen automatisch nach Entlastung durch den Convent (Versammlung aller Mitglieder) klammern oder man muss bei schlagenden Verbindungen oft eine oder mehrere Mensur(en) auf eine Charge fechten.
Der Zirkel wird auch auf Couleurgegenständen verwendet, wie Gläsern, Krügen, Fahnen, teilweise auch auf Mützen. Im Schreibmaschinensatz wird dieser oft mit Z! ersetzt bzw. bei einigen Arten von Verbindungen mit einem verbandsweit einmaligen Kürzel des Verbindungsnamens.
Zirkel haben eine lange Tradition bei Studentenverbindungen und lassen sich bis in das Jahr 1567 zurück verfolgen. Er entstand als geheimes Erkennungszeichen der Verbindungen in Zeiten des Verbots. Der Zirkel gelang über die studentischen Orden in die heutigen Verbindungen. Das Ausrufezeichen hinter dem Zirkel taucht erst zwischen 1820 und 1830 auf und der Brauch, den Zirkel hinter die Unterschrift zu setzen, kam wohl zwischen 1830 und 1850 in Mode.
Bei schwarzen Verbindungen, d.h. Verbindungen, die weder Farben tragen noch Farben führen, ist der Zirkel oft das einzige Erkennungszeichen der Verbindung.
Schöne Beispiele für Zirkel lassen sich in Karzern (ehemaligen Gefängnissen von Universitäten) begutachten, zum Beispiel in Heidelberg, Göttingen, Greifswald und Leipzig.
Siehe auch: Couleur, Studentenverbindung