Die Bruhrainbahn ist eine Eisenbahnstrecke von Bruchsal nach Germersheim in den Bundesländern Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz. Während sie früher Teil einer überregionalen Magistrale war und somit auch dem Fernverkehr diente, wird die Strecke heute aussschließlich vom Nahverkehr verwendet.
Den Namen erhielt sie von dem Bruhrain, einer Landschaft, die sich im nordwestlichen Landkreis Karlsruhe befindet und die sie durchquert.
Geschichte
1874-1900
Der Staatsvertrag zwischen Baden und Bayern hatte den Bau einer Bahnlinie von Bruchsal nach Germersheim festgelegt.
Am 15. August 1870 wurde zwischen beiden Städten eine provisorische "Kriegsbahn" eingeweiht, die ab dem 12. August 1871 jedoch wieder abgebrochen wurde. Zum Teil benutzte sie die später verwendete Trasse, zum Teil aber auch bestehende Straßen.
Der Streckenabschnitt Bruchsal - Rheinsheim wurde am 23. November 1874 eröffnet. Die Verlängerung nach Germersheim verzögerte sich zunächst um einige Jahre, da die Militärbehörden darauf beharrten, dass die Brücke einen Standort erhalten sollte, der das Schussfeld der Festung Germersheim nicht behindert. Im August 1874 wurde, nachdem man sich auf den Standort Rheinbrücke geeinigt hatte, der Plan zur Verlängerung der Strecke nach Germersheim genehmigt, sodass am 9. April 1875 die Arbeiten beginnen konnten.
Am 15. Mai 1877 wurde dann die Lücke zwischen Rheinsheim und Germersheim geschlossen. Die Bruhrainbahn war fortan durchgängig befahrbar. Während die Rheinbrücke bei der Streckeneröffnung zunächst nur eingleisig betrieben wurde, wurde bereits einige Jahre später auf ihr auch das zweite Gleis in Betrieb genommen.
Die Bruhrainbahn war ab 1890 zunächst Teil der überregionalen Verbindung Bruchsal - Germersheim - Landau - Biebermühle - Zweibrücken - Rohrbach - Saarbrücken, die heute zwischen Germersheim und Landau stillgelegt ist (siehe auch Untere Queichtalbahn, Queichtalbahn und Schwarzbachtalbahn (Pfalz)). So fuhren ab dieser Zeit auch Fernzüge der Relation München - Saarbrücken über die Bruhrainbahn.
1900-1945
Der Fernverkehr gewann noch weiter an Bedeutung, als im Jahr 1909 eine niveaufreie Einfädelung der Bruhrainbahn nördlich von Graben-Neudorf in die Rheintalbahn in Betrieb genommen wurde. Die alte Trasse zwischen Huttenheim und Graben-Neudorf ist heute noch durch die Straßenführung und anhand zweier Bahnwärterhäuschen erkennbar.
Da die Zuggewichte auf der Strecke stetig zugenommen hatten, wurde es notwendig, die Brückenkonstruktion der Rheinbrücke zu verstärken. Dies wurde im Zeitraum von 1927 bis 1930 vorgenommen.
1938 wurden die über die Bruhrainbahn verkehrenden Schnellzüge der Relation Saarbrücken - München allerdings eingestellt. Die Bruhrainbahn sollte fortan im Fernverkehr nur noch den Güterverkehr bewätigen, während der Personenfernverkehr anstattdessen künftig über Karlsruhe und Wörth und dann weiter über Landau und Zweibrücken bis nach Saarbrücken geführt werden sollte.
Im Zweiten Weltkrieg fuhren außerdem mehrere Militärzüge über die Strecke. Im Kriegsverlauf wuchs die Bedeutung der Strecke, da nach und nach alle Rheinbrücken - mit Ausnahme der Rheinbrücke zwischen Rheinsheim und Germersheim - von deutschen Truppen gesprengt wurden, um den alliierten Truppen den Gang über den Rhein zu erschweren. Die erwähnte Rheinbrücke wurde allerdings am 24. März 1945 ebenfalls gesprengt.
1945-1990
Im Zuge von Reparationszahlungen, die Deutschland aufgrund des verlorenen Weltkrieges leisten musste, wurde die Bruhrainbahn zwischen Graben-Neudorf und Germersheim eingleisig zurückgebaut.
Da der Streckenabschnitt zwischen Graben-Neudorf und Bruchsal allerdings große Bedeutung im Bahnverkehr besaß, behielt er sein zweites Gleis und wurde in den fünfziger Jahren auch elektrifiziert, sodass zum 1. Juni 1958 dort der elektrische Betrieb aufgenommen werden konnte.
Ab den sechziger Jahren diskutierte man heftig über den Wiederaufbau der Rheinbrücke. Gegner des Wiederaufbaus verwiesen auf die geringe verkehrliche Bedeutung der Brücke; nichtsdestotrotz wurde der Bau im Jahr 1964 ausgeschrieben. Drei Jahre später, am 23. Oktober 1967 wurde die Rheinbrücke dann wiedereröffnet. Allerdings erlangte sie, entgegen der Erwartungen, trotzdem keinerlei überregionale Bedeutung mehr.
Ende der achtziger Jahre verkehrten für wenige Wochen überregionale Züge der Relation Saarbrücken - Zweibrücken - Landau - Karlsruhe über die Bruhrainbahn, da die Rheinbrücke zwischen Karlsruhe und Wörth nach einem Schiffsunglück repariert werden musste und die Schnellzüge somit über die Bruhrainbahn umgeleitet werden mussten.
1990-2000
Mit Gründung des Karlsruher Verkehrsverbundes (KVV) im Jahr 1994 erhielt die Bruhrainbahn die Bezeichnung "R9". Im selben Jahr wird die Rheinbrücke zwischen Rheinsheim und Germersheim nur noch eingleisig betrieben. Ende Mai 1994 wurde der sog. „Rheinland-Pfalz-Takt“ eingeführt, wovon auch die Bruhrainbahn profitierte. So wurde ein Stundentakt eingeführt, außerdem verkehrten erstmals seit 1945 durchgehende Züge an Sonntagen. Etwa zur selben Zeit wurde der Bahnhof Rheinsheim zum Haltepunkt zurückgebaut.
Zum Fahrplanwechsel von 1995 wurde auf der Strecke mit "Graben-Neudorf Nord" ein neuer Haltepunkt errichtet.
Während dieser Zeit verkehrten auf der Bruhrainbahn Zugläufe der Relation Bruchsal - Germersheim - Ludwigshafen am Rhein - Mannheim - Heidelberg - Neckargemünd - Meckesheim - Sinsheim - Steinsfurt - Eppingen/Heilbronn, die mit Lokomotiven der Baureihe 218 und Silberlingen verkehrten.
Ab Mai 2000 wurde zusätzlich die Regionalexpress-Linie Mainz - Germersheim - Karlsruhe im Zweistundentakt eingeführt, die den Bruhrainbahn-Abschnitt Germersheim - Graben-Neudorf befährt.
2001-heute
Ende 2003 wurden die Rundkurse bis nach Eppingen bzw. Heilbronn mit der Eröffnung der S-Bahn RheinNeckar allerdings aufgegeben. Seitdem verkehren die Züge der Bruhrainbahn nur noch bis Speyer.
Ende 2004 wurden die mit Lokomotiven der Baureihe 218 bespannten Wendezüge vollständig durch Dieseltriebwagen der Baureihe 628 ersetzt, nachdem letztere seit Eröffnung der S-Bahn RheinNeckar bereits den größten Teil der Nahverkehrsleistungen auf der Bruhrainbahn bestritten hatten. Mit der Verlängerung der S-Bahn RheinNeckar über Speyer hinaus bis Germersheim ab 2006 werden die Züge der Bruhrainbahn nur noch bis Germersheim verkehren.
Weitere Planung
Die ursprüngliche Planung, die Strecke ins Karlsruher Stadtbahnnetz zu integrieren und so die S9 (Mühlacker – Bruchsal) nach Germersheim zu verlängern, wurde mittlerweile aufgegeben.
Anstattdessen ist die Integration in das Netz der S-Bahn RheinNeckar vorgesehen, da hierfür ein besseres Kosten-Nutzen-Verhältnis ermittelt wurde. Die S-Bahn wird dann von Bruchsal über Germersheim und Speyer weiter nach Mannheim verlaufen und dort über Heidelberg bis nach Osterburken durchgebunden.
In den kommenden Jahren ist hierfür eine grundlegende Modernisierung und vollständige Elektrifizierung geplant. Gleichzeitig werden alle Unterwegsbahnhöfe modernisiert und mit einer Bahnsteighöhe von 76 Zentimetern versehen werden, die einen barrierefreien Einstieg in die S-Bahn-Fahrzeuge ermöglicht.
Betrieb
Fahrplan
Die Bruhrainbahn ist als KBS 704 im Kursbuch der Deutschen Bahn verzeichnet. Auf der Strecke verkehren Regionalbahnen (RB) mit rot lackierten Dieseltriebwagen der Baureihe 628, die bis nach Speyer durchgebunden werden und im Abschnitt Graben-Neudorf - Germersheim zweistündlich Regionalexpresse (RE) der Relation Karlsruhe - Germersheim - Speyer - Ludwigshafen - Worms - Mainz, die mit Neigetechnikzügen der Baureihe 612 ausgestattet sind. Einziger Zwischenhalt der RE ist Philippsburg.
Die Fahrt mit der Regionalbahn von Bruchsal nach Germersheim beträgt insgesamt 34 Minuten, eine Fahrt im Regionalexpress von Graben-Neudorf nach Germersheim dauert 16 Minuten.
Verkehr
Zwischen Graben-Neudorf und Bruchsal ist die Strecke elektrifiziert, da auf diesem Abschnitt überregionale Güterzüge Richtung Stuttgart verkehren. Auf dem Abschnitt Graben-Neudorf - Germersheim ist der Güterverkehr in den letzten Jahren deutlich zurückgegangen; es besteht zwischen Philippsburg und Rheinsheim allerdings ein Anschlussgleis zum Atomkraftwerk von Philippsburg, zu dem noch einige Güterzüge verkehren.
Kreuzungsmöglichkeiten bestehen auf der Bruhrainbahn auf dem gesamten Streckenabschnitt Bruchsal - Graben-Neudorf sowie in den Bahnhöfen von Philippsburg und Germersheim.
Auf der gesamten Strecke gilt der Tarif des Karlsruher Verkehrsverbundes (KVV).
Unterwegsstationen
|} *Die Kilometrierung der Strecke setzt sich auf der Unteren Queichtalbahn, der Queichtalbahn und der Schwarzbachtalbahn (Pfalz) fort.
Weblinks
- http://www.kbs704.de Infos zur Strecke