Hans-Jörg Kellner

deutscher Prähistoriker
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Hans-Jörg Kellner (* 1920 in München) ist ein deutscher Archäologe und war langjähriger Leiter der Prähistorischen Staatsammlung in München (1960-1984).

Biografie

Kellner leistete Arbeits- und Wehrdienst, zuletzt als Offizier im Zweiten Weltkrieg, und befand sich danach vier Jahre lang in russischer Kriegsgefangenschaft. Ab 1949 studierte er an der Ludwig-Maximilians-Universität München Philosophie, Vor- und Frühgeschichte, Numismatik, Epigraphik, Historische Hilfswissenschaften und bayerische Landesgeschichte. 1953 promovierte er als erster Schüler Joachim Werners mit einer Dissertation über „Die römischen Fundmünzen aus dem nördlichen Teil von Raetien. Anschließend arbeitete er für das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege.

1960 wurde er zum Leiter der Prähistorischen Staatssammlung München (seit 2000 Archäologische Staatssammlung München) ernannt. Die archäologischen Sammlungen waren bis 1975 im Bayerischen Nationalmuseum untergebracht und mussten wegen erheblicher Kriegsschäden neu aufgebaut werden. Ab Februar 1976 eröffnete Hans-Jörg Kellner nach und nach die verschiedenen Abteilungen des neuen Museums am Englischen Garten. Kellner hatte sich jahrezehntelang für einen modernen Neubau zur Präsentation der archäologischen Funde Bayerns eingesetzt, die seit 1939 für die Öffentlichkeit nicht mehr zugänglich waren.

Kellner leitete das archäologische Landesmuseum bis 1984. Sein Nachfolger wurde der langjährige stellvertretende Direktor Hermann Dannheimer (* 1929), der 1995 von Ludwig Wamser (* 1945) abgelöst wurde.

Hans-Jörg Kellner ist Mitglied des Deutschen Archäologischen Instituts. Von 1968 bis 1975 war er Vorsitzender der Bayerischen Numismatischen Gesellschaft.

Wissenschaftliche Tätigkeit

Kellner war an mehr als 300 wissenschaftlichen Veröffentlichungen, darunter 17 Monographien, v.a. zu den Themen provinzialrömischen Archäologie, Numismatik und Archäologie des Vorderen Orients beteiligt. Zum Standardwerk entwickelte sich sein Werk „Die Römer in Bayern“, das 1995 in vierter Auflage erschien. 1990 publizierte er über die keltischen Münzfunde von Manching.

Er gab den Anstoß für die Ausgrabung und Bearbeitung der Terra Sigillata-Manufakturen Westerndorf-Pfaffenhofen, die Erwerbung, Restaurierung und Publikation der berühmten Schatzfunde von Straubing und Weißenburg sowie zahlreicher römischer Militärdiplome. Er befasste sich mit der ostanatolischen Hochkultur Urartu, die er einem deutschen Publikum erstmals im Rahmen einer Ausstellung im Herbst 1976 vorstellte.

Auszeichnungen

Hans-Jörg Kellner wurde mit dem Bayerischen Verdienstorden und dem Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse geehrt. Er wurde zum ersten Honorarprofessor an der Universität Passau ernannt. Am 4. Juni 2005 wurde Hans-Jörg Kellner beim 2. Deutschen Münzsammlertreffen in Minden der 10. Eligiuspreis der Deutschen Numismatischen Gesellschaft verliehen.

Siehe auch