Der Smith & Wesson Model No 3 war der erste nach vorne abklappbare Revolver mit einem mechanischen Patronenhülsenauswurf in den Kalibern .44 und .45, der 1870 von der Firma Smith & Wesson am Markt eingeführt wurde. Er ersetzte die ersten von der Firma hergestellten Patronenrevolver, den Smith & Wesson No 1 und seine Nachfolger, das Modell No. 2 Army und No 1½ in den Randfeuerkalibern .22 und .32 mit aufklappbarem Lauf und loser Trommel.

Geschichte
Zwischen 1856 und 1872 hatte Smith & Wesson aufgrund eines Vertrages mit Rollin White eine Exklusivlizenz zur Herstellung von Revolvern mit durchbohrter Trommel. Aufgrund dieser Lizenz fehlte Colt und Remington das Recht, solche Patronenrevolver zu produzieren. Colt versuchte es mit dem Umbau zum Colt Thuer Revolver, bei dem die Patronen von vorne in die hinten geschlossene Trommel eingepresst wurden, die Firma Remington erwarb eine Lizenz bei S&W zur Herstellung von Hinterladungs-Umbausätzen für ihre Perkussionsrevolver.
Durch die Einführung des ab 1856 produzierten Smith & Wesson No 1 und seines Nachfolgers, dem Smith & Wesson No. 2 Army im Kaliber .32 mit aufklappbarem Lauf und der Verwendung von Randfeuerpatronen war Smith & Wesson der erste Produzent von Patronenrevolvern in den USA. Das System von Revolvern mit aufklappbarem Lauf, bei denen die Trommel zum Entfernen der abgeschossenen Hülsen und zum Nachladen abgenommen werden musste war für Berittene jedoch nicht geeignet. Die Firma stellte deshalb 1865 einen Revolver starrem Rahmen her.
Der nächste Schritt war die Entwicklung eines Revolvers, bei dem Lauf und Trommel zum Nachladen in einer Einheit abgkippt werden konnten wobei gleichzeitig die abgeschossenen Hülsen ausgeworfen wurden.
Um die Konkurrenz auszuschalten erwarb Smith & Wesson die bereits existierenden Patente eines Systems zum Abkippen von Lauf und Trommel (Pat. Abraham J. Gibson, 10. Juli 1860), eines Hülsenauswurfsystems (Pat. W. C. Dodge, 17. und 24. Jan. 1865) und eines Systems zur Rotation der Trommel (Pat. Louis Rodier, 11. Juli 1865) und beantragten Patentschutz für ihren neu entwickelten S & W Revolver No. 3.
Für die Firma war die Bezeichnung S & W Revolver Model No. 3 nicht die Modellbezeichnung, sondern die interne Bezeichnung der grosskalibrigen Rahmen. Auf dem Markt entstand daraus die Bezeichnung der ganzen Modellreihe der grosskalibrigen „Single Action“ Kipplaufrevolver, die bis am Anfang des 20. Jahrhunderts hergestellt wurden.
Funktionsmerkmale
Es gab zwei bahnbrechende Neuerungen beim Model No 3: Erstens konnte der Lauf samt Trommel nach vorne abgeklappt werden. Somit war die gesamte Trommel offen und konnte sehr rasch beladen werden. Man klappte die Laufpartie einfach wieder zu und die Waffe war feuerbereit. Die zweite Neuerung war der mechanische (quasi automatische) Hülsenauszieher. Wurde der Lauf um mehr als 90 Grad nach vorne abgeklappt, so trieb eine Mechanik einen sternförmigen Hülsenauszieher in der Mitte der Trommel heraus, der die leeren Patronenhülsen am Hülsenrand aus den Trommelkammern zog. Wurde der Lauf wieder in einen Winkel von etwa 45 Grad zurückgenommen, ging der Auszieher wieder in seine Ausgangsposition zurück. Diese Mechanik wurde von vielen Waffenproduzenten kopiert und bis in das 20. Jahrhundert hinein verwendet (z. B. Webley und Enfield aus Großbritannien). Das Modell No 3 war ein Single-Action-Revolver mit einer Ladung von sechs Schuss in der Trommel.
Die wichtigsten Modelle
American Model
Nach Versuchen mit großkalibrigen Revolvern auf der Basis des No.-2-Rahmens konnte Smith & Wesson Patente erwerben, welche die Herstellung von Kipplaufrevolvern mit Zentralauswerfer erlaubten. Der erste Revolver im Kaliber .44-Henry-Rimfire wurde im Mai 1870 fertig und den verantwortlichen Stellen der United States Army zur Prüfung zugesandt. Diese stellten die Überlegenheit der Waffe über alle bislang geprüften Revolver fest, empfahlen aber die Änderung von Randfeuer auf Zentralfeuer. Ende 1870 bestellte die Armee 1000 dieser S&W Model No. 3 First Model Single Action Revolver mit einer Lauflänge von 8 Zoll, im Kaliber .44 S&W American (andere Bezeichnung .44/100)
Vom S&W No 3 First Model wurden insgesamt etwa 8.000 Stück hergestellt, einige wenige auch für die .44-Henry-Randfeuerpatrone. Diese, und die bis Seriennummer 38.000 laufenden, etwas verbesserten No.-3-Second-Model-American-Revolver wurden bald zu den beliebtesten Waffen des Wilden Westens. Viele Gesetzeshüter, aber auch Cowboys und Revolverhelden griffen auf dieses Modell zurück. Mit den später für die .44 Russian-Patrone hergestellten Waffen wurden rund 120.000 Stück des S&W Model No. 3 produziert.
Um eine Waffe im Angebot zu haben, die eine für Revolver und Gewehre verwendbare Patrone verschoss, brachte Smith & Wesson im Jahr 1885 das New Model Frontier in den Kalibern .44-40 WCF und .38-40 WCF auf den Markt, dazu mussten Rahmen und Trommel verlängert werden, da die Patrone länger war als die Trommel der alten Modelle. Bereits 1886 wurde auch ein als Double Action Frontier bezeichneter Revolver mit verlängerter Trommel in beiden Kalibern angeboten.
Man kann deshalb diese Waffen mit dem weitaus besser bekannten Colt Peacemaker gleichstellen, (von diesem wurden bis 1940 rund 350.000 Stück produziert). Somit beansprucht auch der Smith & Wesson No 3 das Prädikat: „Die Waffe, die den Westen eroberte“ (The gun that won the West) für sich.
Russian Model
Ein Exemplar vom American Model im Kaliber .44/100 ging auch an den russischen Militärattaché, Alexander Gorlow. Russland zeigte Interesse und bestellte im Laufe der Zeit eine große Anzahl dieser Revolver für eine etwas abgeänderte Munition, die .44 Russian. Wie die .44/100 American war sie eine Zentralfeuerpatrone, der etwas größere Hülsendurchmesser bedingte jedoch eine abgesetzte Trommelbohrung. Die mehr als 130.000 nach Russland gelieferten Waffen trugen kyrillische Laufbeschriftungen. Sie wurden in verschiedenen Varianten hergestellt, der Abzugsbügel erhielt einen zusätzlichen Haken und auch die Form des Griffes wurde geändert. Interessant ist, dass eine späte Version des S&W Russian Model in der deutschen Firma Ludwig Loewe & Co. in Berlin hergestellt und nach Russland geliefert worden ist.
Das Geschäft mit Russland etablierte Smith & Wesson als ein internationales Unternehmen und der Erfolg blieb auch in Amerika nicht aus. Der S&W No. 3 Russian Model und seine Nachfolger, auch als Double-Action-Modell, wurden bis ins zwanzigste Jahrhundert in großer Zahl hergestellt und erst durch die S&W-Hand-Ejector-Modelle mit Ausschwenktrommel abgelöst.
Schofield Model
Dieses Modell ist wohl das bekannteste aus der S&W-No-3-Serie. Es entspricht den Vorgängern mit einer von Major Schofield verbesserten Laufverriegelung, die am Rahmen anstatt am Lauf befestigt ist. Die US-Kavallerie kaufte davon rund 7.000 Stk. Dies führte dazu, dass Logistikprobleme auftraten, da die Trommel des Schofield zu kurz war für die Ordonnanzpatrone .45 Long Colt. Ab 1875 wurde deshalb eine kürzere und schwächere Einheitspatrone ausgegeben. Von der Truppe wurde auch bemängelt, dass der Revolver beim Nachladen, besonders zu Pferde, sämtliche Patronen auswarf, ob verschossen oder nicht. Beim Colt konnten die leeren Hülsen einzeln ausgestoßen werden. Das war wichtig, da ein Soldat insgesamt nur mit 18 Revolverpatronen und 50 Gewehrpatronen ausgestattet war. Aus diesen Gründen wurde der Schofield ausgemustert und bereits 1880 in den zivilen Markt verkauft oder an National-Guard-Einheiten abgegeben. Ein wichtiger Abnehmer war die Wells Fargo Express Company, die diese Revolver mit auf 5 Zoll gekürzten Läufen für ihre Agenten erwarb. Diese mit -W.F.&Co's Ex- markierten Schofields sind heute gesuchte Sammlerstücke.
Smith & Wesson No. 3 New Model
Nachdem die Verkäufe an die russische Armee zurückgingen, wurde das Model No. 3 durch I. H. Bullard weiterentwickelt. Der Ausstoßmechanismus wurde vereinfacht, die Trommelarretierung verbessert und die Form der Griffe angepasst. Die Produktion des neuen Modells No. 3 begann 1878. Anfangs wurde es hauptsächlich im Kaliber .44 Russian hergestellt und 1879 wurden 5.000 Revolver im Kaliber .44 Henry an die Türkei verkauft. 1885 erweiterte S&W die Produktion um das Model No. 3 Frontier im Kaliber .44-40. Wegen der Länge der Patrone mussten Rahmen und Trommel verlängert werden. Zudem wurde auf dem gleichen Rahmen ein Revolvergewehr im Kaliber .320 mit Lauflängen von 16, 18 und 20 Zoll hergestellt. Die Waffe wurde mit einem abnehmbaren Kolben geliefert.
Smith & Wesson No. 3 Target Model
Im Jahr 1887 wurde im Kaliber .32-44 und .36-44 das Target-Modell eingeführt. Target bezeichnet eine spezielle Entwicklung für das Scheibenschießen. Dieses Modell war der erste Revolver am Markt mit einer verstellbaren Visiereinrichtung (im Gegensatz zu allen Standard-Revolvern, die ein starres Visier haben).
Literatur
- Norm Flayderman: Flaydermans Guide to Antique American Firearms. Krause Publications, Iola, WI 1971, ISBN 0-87349-313-3.
- Roy G. Jinks: Smith & Wesson, Ein Unternehmen mit Geschichte. Stocker-Schmid, Dietikon, Schweiz 1979, ISBN 3-7276-7025-8.
Weblinks
- Smith & Wesson Model 3 Revolver. In: ammoland.com. Abgerufen am 31. Oktober 2017 (englisch).