Juli Zeh (* 30. Juni 1974 in Bonn) ist eine deutsche Schriftstellerin und Juristin. Sie lebt seit 1995 in Leipzig.
Leben
Zeh besuchte in Bonn-Bad Godesberg die Otto-Kühne-Schule, wo sie das Abitur ablegte. Anschließend studierte sie Rechtswissenschaften an den Universitäten Passau und Leipzig und Literatur am Deutschen Literaturinstitut Leipzig (DLL). Ihr Erstes Juristisches Staatsexamen bestand sie als Landesbeste in Sachsen 1998, ihr Zweites 2003, ihren Diplom am DLL erhielt sie im Jahr 2000. Ihr Schwerpunkt in Jura ist das Völkerrecht, besonders das Nation Building. Sie arbeitet an einer Promotion in diesem Fach. Seit ihrem siebten Lebensjahr schreibt sie. Neben ihren Studien und eigenen Werken übernimmt sie gelegentlich auch Aufgaben im Rahmen des Literaturbetriebs, so etwa als Jurorin beim Marburger Literaturpreis für noch nicht etablierte, junge deutschsprachige Schriftsteller oder als Mitglied der Jury des im Jahr 2005 erstmals vergebenen Deutschen Buchpreises. Jeweils mehrere Monate hielt sie sich zu Studienzwecken in New York, Krakau, Zagreb und Sarajevo auf.
Zeh hat bisher (2005) zwei Romane veröffentlicht. Der Debütroman Adler und Engel spielt im Milieu von international tätigen Juristen und der Drogenmafia. Der Roman wurde in 28 Sprachen übersetzt. Der Schauplatz von Spieltrieb ist eine Schule in der ehemaligen Bundeshauptstadt Bonn. Die Protagonisten sind Schüler und Lehrer der Anstalt. Mit einem Auszug aus dem Roman nahm Juli Zeh 2004 am Ingeborg-Bachmann-Preis teil. Ihr Text stieß auf geteiltes Echo bei der Jury. Der Roman erreichte allerdings ein breites Publikum und erhielt vorrangig positive Rezensionen in seriösen Medien.
Das Reisetagebuch Die Stille ist ein Geräusch ist Produkt ihrer Reise nach Bosnien-Herzegowina im Sommer 2001. Sie sagt über das Land, die Nichtbeachtung durch die Völkergemeinschaft (im Titel: die Stille) verstöre die Menschen dort zutiefst; das Nicht-Gesehenwerden durch Europa ängstige das Land. Ein Hund läuft durch die Republik ist eine von ihr, zusammen mit David Finck und Oskar Ters initiierte und herausgegebene Anthologie mit in Deutsch verfassten Erzählungen junger Bosnier über die momentane Situation in ihrem Land. Neu erschienen (August 2005) ist ihr Kleines Konversationslexikon für Haushunde mit Photographien von David Finck. Darin erklärt Othello, der Hausfreund einer Schriftstellerin, die Welt, wie sie wirklich ist - aus dem Blickwinkel eines Hundes. Alles auf dem Rasen, erschienen im März 2006, ist ein Sammelband von 30 Essays.
Themen und Motive
Juli Zeh hat zwei große Themen, die mit den Bereichen Chaos und Ordnung zusammenhängen: juristisch-politisch fragt sie sich, wie aus getrennten Gebilden Staaten werden können, literarisch-ethisch fragt sie, ob und wie sich Sinn und Moral überhaupt neu aufbauen lassen, wenn tradierte Werte bedeutungslos wurden.
Wiederkehrende Motive sind die Fragen des Verlorengehns des Zusammenhalts und der tragenden Normen und die Lebenswelt in einer Gesellschaft der Individualisierung und Globalisierung, in der keine gemeinsame Verantwortung für die Zukunft der "Weltgemeinschaft" mehr erkennbar wird.
Engagement
Ihren literarischen Ruf setzt Juli Zeh mittlerweile mehrfach ein. Im Bundestagswahlkampf 2005 gehörte sie zu den Autorinnen und Autoren, die den Aufruf von Günter Grass zur Unterstützung der Rot-Grünen Koalition unterschrieben haben.
Außerdem leiht sie als „Tierschutzbotschafterin” der „Vier Pfoten Stiftung” ihre Stimme, wobei dieses Engagement mit einem mehrwöchigen Aufenthalt als „artist in residence” im Tanzbärenpark Belitsa in Bulgarien verbunden ist. Dort haben ehemalige Tanzbären ein „artgemäßes Zuhause“ gefunden.
Theater
"Spieltrieb" von Bernhard Studlar, ein Stück nach Juli Zehs gleichnamigem Roman, hatte am 16.3. im Deutschen Schauspielhaus Hamburg Premiere.
Auszeichnungen
- 1999 Preis für Essayistik der Humboldt Universität Berlin
- 2000 Caroline-Schlegel-Preis für Essayistik
- 2002 Deutscher Bücherpreis
- 2002 Rauriser Literaturpreis des österreichischen Bundeslands Salzburg
- 2002 Förderpreis des Bremer Literaturpreises
- 2003 Ernst-Toller-Preis
- 2003 Hölderlin-Förderpreis
- 2005 Per-Olov-Enquist-Preis
- 2005 Literaturpreis der Bonner LESE
Werke
- Adler und Engel, Frankfurt/Main (Schöffling) 2001, jetzt auch btb/Goldmann 2003, 444 S. ISBN 3442729262
- Die Stille ist ein Geräusch, Frankfurt/Main (Schöffling) 2002, jetzt auch btb/Goldmann, 263 S. ISBN 3442731046
- Spieltrieb, Frankfurt/Main (Schöffling) 2004, 470 S. ISBN 3895610569
- Ein Hund läuft durch die Republik, Frankfurt/Main (Schöffling) 2004, 139 S. ISBN 3895610577
- Kleines Konversationslexikon für Haushunde (Schöffling) 2005, 208 S. ISBN 3-89561-058-5
- Alles auf dem Rasen (Schöffling) 2006, 300 S. ISBN 3-89561-059-3
Zeitungsartikel
Übersetzungen
Dänisch
- Ørn og engel, 2004
Englisch
- Eagles and angels, 2003
Finnisch
- Kotkia ja enkeleitä, 2004 , ISBN: 9513126226
Französisch
- L' aigle et l' ange, 2004
Italienisch
- Aquile e angeli, 2005
Niederländisch
- Het geluid van de stilte. Een reis door Bosnië, 2003
- Adelaars & engelen, 2004
- Speeldrift, 2006
Norwegisch
- Ørn og engel, 2003
Polnisch
- Cisza jest d´zwi¸ekiem : podró·z po Bo´sni, 2004, ISBN: 8324004750
Russisch
- Orly i angely, 2005, ISBN: 5837000127
Schwedisch
- Örn och ängel, 2003
- Leklust, 2006
Spanisch
- Aguilas y Angeles, 2003
Tschechisch
- Orli a andelé, 2004, ISBN: 8020711562
Türkisch
- Kartallar ve Melekler, 2005
Ungarisch
- Sasok és angyalok, 2004, ISBN: 9639471682
Weblinks
- Vorlage:PND
- www.juli-zeh.de Die offizielle Webpräsenz der Autorin
- Webseite zum Buch "Stille ist ein Geräusch" von Juli Zeh
- Man trifft zufällig einen Nerv bei den Lesern (Interview)
- Die Allerunausstehlichste - Ein unerledigter Fall in gebotener Kürze, Kritik in der Titanic
Personendaten | |
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NAME | Zeh, Juli |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Schriftstellerin und Juristin |
GEBURTSDATUM | 30. Juni 1974 |
GEBURTSORT | Bonn |