François Sully (* 1927 oder 1928 in Paris[1]; † 23. Februar 1971 in Long Binh, Vietnam[2]) war ein französischer Journalist und Fotograf, der von den Kriegen in Vietnam berichtete. 1971 kam er bei der Explosion eines Hubschraubers ums Leben.
Biographie
François Sully kämpfte im Alter von 17 Jahren in der Résistance gegen die deutsche Besetzung Frankreichs im Zweiten Weltkrieg und wurde dabei verwundet.[1] Später trat er den französischen Streitkräften in Französisch-Indochina bei. 1947 verließ er die Armee, um künftig als Journalist zu arbeiten. Er wurde zunächst Korrespondent für verschiedene vietnamesische und französische Zeitschriften und Zeitungen, darunter das französische Magazin Southeast Asia, ab 1959 arbeitete er für die US-amerikanische Nachrichtenagentur UPI. Er schrieb Artikel für Time, und seine Fotos wurden von Black Star verbreitet, bis er ab 1961 für Newsweek arbeitete.[3] Neben Französisch und Englisch sprach er Vietnamesisch und Laotisch.[1]
1954 wurde Sully von Time Life beauftragt, von der Schlacht um Điện Biên Phủ zu berichten. Er sprang mit dem Fallschirm ab und gelangte zu einiger Berühmtheit unter den Kollegen, weil er – wie stets – seinen weiß-paspelierten blauen Pyjama im Gepäck hatte: „Even in the foxhole, he was the elegant Frenchman.“ („Selbst im Schützengraben blieb er der elegante Franzose.“)[4] Er gehörte zu den letzten Journalisten, die vor Ort ausharrten und berichteten.[1]
Im September 1962 wurde Sully, der als „Doyen“ der in Vietnam tätigen Journalisten galt, wie auch sein US-amerikanischer Kollege Homer Bigart vom damaligen südvietnamesischen Präsidenten Ngô Đình Diệm des Landes verwiesen. Die Ausweisung von Bigart wurde später nach dem Einschreiten der US-Botschaft zurückgenommen, der Franzose Sully musste das Land jedoch verlassen, da er nach Ansicht des Präsidenten dessen Familie seit Jahren bösartig verleumde.[5] Staatlich gelenkte vietnamesische Zeitungen nahmen Sully unter Beschuss und unterstellten ihm, ein Opiumschmuggler und ein Spion der Vietkong zu sein sowie Sexorgien zu organisieren.[5] Nicht alle Journalisten in Vietnam waren solidarisch mit Sully, verstanden aber seine Ausweisung als Warnung, etwa über die Rückschläge der von den USA unterstützten Armee des Präsidenten gegen die Vietkong zu berichten.[1]
Nach seiner Ausweisung aus Vietnam studierte Sully, unterstützt von Newsweek, als Nieman Fellow für Journalismus an der Harvard University,[6][7] arbeitete dann in den Nachbarländern von Vietnam und kehrte erst nach der Ermordung von Diem im November 1963 nach Vietnam zurück.[3] Ein enger Freund von ihm war der US-amerikanische Kriegsberichterstatter und Politologe Bernard B. Fall, der 1967 in Vietnam ums Leben kam, als er auf eine Landmine trat.[1]
Sullys Hauptarbeitgeber war Newsweek, aber er arbeitete als Fotograf und Journalist auch für andere Zeitschriften wie The Nation und The New Republic. 1967 und 1968 schrieb Sully Artikel für die Wirtschaftsnachrichten World News, die seine Texte und Fotos an Business Week, Medical World News und andere Publikationen verteilte. Darüber hinaus veröffentlichte er zwei Bücher.
Im März 1971 befand sich François Sully gemeinsam mit General Do Cao Tri und weiteren Soldaten an Bord eines Hubschraubers, der entlang der vietnamesisch-kambodschanischen Grenze patrouillierte. Der Hubschrauber explodierte, und Tri sowie acht weitere Menschen kamen ums Leben. Sully sprang aus dem brennenden Hubschrauber und stürzte aus rund 20 Metern in die Tiefe. Er erlitt lebensgefährliche Verletzungen, denen er im Krankenhaus des amerikanischen Militärstützpunktes Long Binh wenige Stunden später erlag.[2] Er wurde auf dem Europäischen Friedhof Saigon bestattet. Die Erträge aus seiner Lebensversicherung vermachte er an vietnamesische Waisenkinder.[1]
Nach Sullys Tod verpackte sein Kollege Kevin Buckley dessen Unterlagen und Fotos und schickte diese an Newsweek. Von dort gelangten sie an den Sender WGBH Educational Foundation, der sie zur Erstellung der Dokumentation Vietnam: A Television History nutzte. 1985 wurde das Material an die Joseph P. Healey Library der University of Massachusetts in Boston übergeben.[8]
John Berthelsen, ein früherer Kollege von Newsweek, erinnerte sich 2011: „Sully verstand die vietnamesische Gemeinschaft besser als irgend jemand anderer im 550-Kopf-starken Pressecorps. Er kannte und liebte die Vietnamesen […]. Er war eine Quelle für uns alle und das institutionelle Gedächtnis des Newsweek-Büros, wenn nicht des gesamten Pressecorps. Er bekam Informationen von den Kommunisten und aus dem Palast in Saigon.“[1] Sully habe sich weder von der Regierung in Saigon noch von den „Glücksspielern“ in Washington vereinnahmen lassen; offizielle US-amerikanische Vertreter seien Sully deshalb gegenüber misstrauisch gewesen und hätten ihn des Verrats verdächtigt.[1] Einige Kollegen hätten vermutet, dass Sully ein Kommunist sei, das sei „nonsense“ gewesen, so Berthelsen: Er habe fair und ehrlich berichtet.[1] 1985 kam es im New York Magazine zu einer Diskussion darüber, inwieweit Sully französische Interessen vertreten und ob er Verbindungen zum französischen Geheimdienst gehabt habe.[9]
Publikationen
- Age of the Guerilla: the New Warfare. Parent's Magazine Press, New York 1968.
- (Hrsg.): We the Vietnamese: Voices from Vietnam. Praeger, New York 1971, ISBN 978-0-275-25470-4.
Weblinks
- Foto von François Sully mit Kindern in Vietnam
- Francois Sully Photograph Collection, 1963–1971. In: openarchives.umb.edu. Abgerufen am 17. September 2018 (en_US).
- Fotos von François Sully auf flickr.com
- Newsweek Writer Francois Sully Analyzes Outcome Of Viet Voting — The Stanford Daily 21 October 1966. In: The Stanford Daily. Abgerufen am 18. September 2018.
- Saigon in the 60s: a black and white portrayal. In: VnExpress International. 18. September 2018, abgerufen am 18. September 2018 (englisch).
- François Sully: Air America Flies for Government in Missions. In: Camden Courier-Post. 28. April 1970, abgerufen am 18. September 2018. (pdf)
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e f g h i j John Berthelsen: Remembering War and Francois Sully. In: Asia Sentinel. 6. Februar 2011, abgerufen am 25. Februar 2018 (englisch).
- ↑ a b Top Saigon General And News week Man Die in Copier Crash. In: The New York Times. 23. Februar 1971, abgerufen am 19. September 2018.
- ↑ a b Institut d'Asie Orientale, Lyon, Isabelle Durand: François Sully. In: Virtual Saigon. 17. September 1962, abgerufen am 25. Februar 2018 (englisch).
- ↑ David Nyhan: To those whose Vietnam images linger. The Boston Globe, 21. Dezember 1997.
- ↑ a b William M. Hammond: Public Affairs. Government Printing Office, 1988, ISBN 978-0-16-001673-8, S. 24 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Joyce Hoffmann: On Their Own. Hachette UK, 2008, ISBN 978-0-786-72166-5 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Class of 1963. In: Nieman Foundation. 1. Juni 2014, abgerufen am 18. September 2018.
- ↑ Sully, François, 1927–1971 : Papers and photographs, 1958–1983 (Bulk, 1963–1971) – Joseph P. Healey Library. In: lib.umb.edu. 17. September 1962, abgerufen am 17. September 2018 (englisch).
- ↑ New York Magazine. vom 11. März 1985, ISSN 0028-7369, Band 18, Nr. 10, S. 6 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
Personendaten | |
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NAME | Sully, François |
KURZBESCHREIBUNG | französischer Journalist und Fotograf |
GEBURTSDATUM | 1927 oder 1928 |
GEBURTSORT | Paris |
STERBEDATUM | 23. Februar 1971 |
STERBEORT | Long Binh, Vietnam |