Nominalklasse

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Nominalklassen sind durch die Grammatik der jeweiligen Sprache vorgegebene Einteilungen von Wörtern in Gruppen. Die einzelnen Nominalklassen umfassen oft Wörter von gleichartiger Bedeutung.

Nominalklassen sind besonders charakteristisch für die Bantusprachen und einige andere Zweige der Niger-Kordofanischen Sprachen in Afrika, beispielsweise Fulfulde. Es gibt sie aber auch in ganz anderen Sprachfamilien, etwa im Dyirbal in Australien und in sino-tibetischen Sprachen - sind also nicht immer auf eine gemeinsame Wurzel im Sinne genetischer Sprachverwandtschaft zurück zu führen.

Wilhelm Heinrich Immanuel Bleek untersuchte in seiner Doktorarbeit 1851 die Nominalklassen der Bantusprachen. Er führte ein Nummerierungssystem für die Nominalklassen der Bantusprachen ein, das heute noch benutzt wird. Je nach Sprache gibt es über 20 Nominalklassen bei den Bantusprachen. Die Nominal-Klassifikatoren stehen in den Bantusprachen immer vor dem eigentlichen Wortstamm. In den Bantusprachen passen sich Pronomen, Adjektive und Verben der Nominalklasse des Substantivs an, zu dem sie gehören.

Hier ein Beispiel aus dem Swahili:

  • Wa-tu wa-refu wa-wili wa-na-ingia nyumba-ni
  • Zwei grosse Menschen gehen ins Haus hinein.
  • Wörtlich: 2.Mehrzahlklasse-Mensch 2.Mehrzahlklasse-groß 2.Mehrzahlklasse-zwei 2.Mehrzahlklasse-Gegenwart-hineingehen Haus-in

In den indoeuropäischen Sprachen ähneln die grammatischen Geschlechter ansatzweise Nominalklassen, z.B. in dem Phänomen, dass die meisten Blumennamen im Deutschen weiblich sind.

Im Chinesischen gibt es zum Beispiel beim Zählen Nominal-Klassifikatoren. Sie stehen zwischen Zahlwort und Substantiv:

  • sàn zhāng zhǐ heißt drei "Blatt" Papier.
  • sàn wèi rén heißt drei "Person" Mensch.

Hier wird der Nominal-Klassifikator zhāng für flache Gegenstände und der höfliche Nominal-Klassifikator wèi für Personen verwendet.