Das Schloss auf der Pfaueninsel in der Havel bei Berlin ist ein für den preußischen König Friedrich Wilhelm II. Ende des 18. Jahrhunderts errichtetes Lustschloss.

Die Geschichte des Schlösschens
Friedrich Wilhem II. ließ sich am Heiligen See in Potsdam von 1787 - 1792 mit dem Marmorpalais ein Sommerschloss bauen, dessen fernere Umgebung er in den folgenden Jahren in die Parklandschaft mit einbezog. Vom Marmorpalais aus wurde eine Sichtachse zur benachbarten Pfaueninsel - die damals noch Kaninchenwerder hieß - angelegt, die mit einem Blickfang als Abschluß gekrönt werden sollte. Da die Pfaueninsel vom Marmorpalais aus in der Reichweite eines Ruderbootes lag und man auf dem Wasserweg auch vom entfernteren Schloss Charlottenburg an der Insel vorbei kam, sollte hier ein kleines Schlösschen erbaut werden, in dem man sich nach einer Bootsfahrt ausruhen und auch die Nacht verbringen konnte. Friedrich Wilhelm, der lange Zeit eine Beziehung zu Wilhelmine Encke pflegte und sich von ihr Zeit seines Lebens nicht löste, hatte sicher auch im Sinn, sich mit der Vertrauten und Geliebten hier ungestört aufhalten zu können. Die Zuneigung ging soweit, dass er Wilhemine, die 1794 zur Gräfin Lichtenau geadelt wurde, an der Planung des Schlosses beteiligte und sie die Inneneinrichtung, die Möblierung und Dekorationen weitgehend selbst bestimmen durfte.
Das Schloss und die Umgebung
Das Schloss sollte als romantische Ruinenarchitektur ausgeführt werden und eine der Vorgaben des Königs war, dass der Bau aus preußischen Hölzern errichtet sein sollte. Die Bauleitung übernahm der Hofzimmermeister Johann Gottlieb Brendel und die Arbeiten dauerten von 1794 bis 1797. Das weiße Schlösschen wurde von Brendel im wesentlichen aus einem zweistöckigen Kubus entworfen - ein drittes Geschoss ist nur mit Fensterrudimenten angedeutet -, dem er die Hauptfassade voranstellte und die er mit zwei durch eine Brücke verbundene Rundtürme schmückte. Die die Türme verbindende Brücke war ursprünglich aus Holz, wurde aber bereits 1807 durch eine aus Schmiedeeisen ersetzt. Diese Seite des Gebäudes ist genau auf das Marmorpalais ausgerichtet, das Schloss wurde sehr frei als "verfallenes römisches Landhaus" interpretiert.
Die Innenräume sind einfach, aber äußerst qualitätsvoll ausgestattet. Neben der Silberkammer im Keller beherbergt das Schlösschen mehrere Kabinette, Schlafzimmer und den mit verschiedenen wertvollen Holzsorten geschmückten Speise- und Festssaal im zweiten Geschoß. Einer der Türme ist als Treppenhaus konzipiert und mit edlem Marmor ausgelegt, in dem anderen finden sich kleine, runde Salons, von denen das so genannte "Otaheitische Kabinett" besondere Aufmerksamkeit verdient. Dieser Raum ist von innen wie eine Bambushütte gestaltet, die zusätzlich zu den realen Fenstern einen Ausblick in eine exotische gemalte Landschaft bietet, in der sich die Gebäude der Pfaueninsel wieder finden.
Die gartenartige Landschaft der Pfaueninsel ist mit weiteren Bauten geschmückt, so finden sich hier unter anderem noch der Luisentempel, eine Jagdhütte - das "Borkenhäuschen", das neogotische Kavaliershaus und die ebenfalls als Ruine konzipierte Meierei. Das königliche Refugium wurde bereits ab 1821 für Besucher zugänglich gemacht, wenn auch nur an drei Tagen in der Woche, da dass Schlösschen gelegentlich noch vom preußischen Königshaus bewohnt wurde. So nutzte Friedrich Wilhelm III. das Gebäude als seinen Sommersitz und ließ die Insel, die bis dahin gärtnerisch kaum gegliedert war, ab 1816 durch Peter Joseph Lenné in einen großen Landschaftspark verwandeln. Erst nach dem Tod des Königs verloren die Hohenzollern das Interesse an dem Schloss.
Heute gehört es der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg und ist für Besucher geöffnet.
Literatur
- G. Streidt & P. Feierabend, Hrsg. Preußen - Kunst & Architektur, Könemann, 1999
- H. Ohff, Preußens Könige, Piper, 2001