Fiat Lux (lat.: es werde Licht) ist eine religiöse Neuoffenbarungsbewegung, gegründet von Erika Bertschinger alias Uriella.
Der Orden Fiat Lux ist der Kern der Bewegung. Daneben gibt es ein Hilfswerk „Adsum – ich bin bereit“, den „Internationalen gemeinnützigen Verein zur Erforschung und Förderung einer naturgemäßen Lebens-, Ernährungs- sowie Behandlungsweise“ und die „Internationale Forschungsgruppe für Bioenergetik e. V.“, die alle Fiat Lux angeschlossen sind.
Geschichte
Fiat Lux wurde 1980 durch Erika Bertschinger-Eicke (* 20. Februar 1929 in Zürich, Schweiz als Erika Bertschinger), genannt Uriella, gegründet. Sie hatte früher Kontakte zu „neuoffenbarerisch-mediumistischen Kreisen“ in England und den USA. Seit 1971 behauptet sie, mehrere Offenbarungen und Visionen gehabt zu haben. Sie meint nach einem schweren Reitunfall 1973 „hellsichtig“ zu sein. Am Weihnachtstag 1975 soll sie im "Lichtzentrum Bethanien" in der Schweiz in Tieftrance eine erste Offenbarung empfangen haben, und versteht sich seitdem als "Sprachrohr Gottes". Die ersten Gottesdienste, bei denen Sie die „Offenbarungen Jesu Christi“ weitergab, fanden nach dem unnatürlichen Tod ihres ersten Mannes in Egg ZH, (Schweiz) bei Zürich statt, wo sie auch das erste Mal als "Uriella" in Gottesdiensten auftrat: der Erzengel Uriel betreue neben Jesus Christus auch sie selber. Das dort am 12. Januar 1980 gegründete „Heiligtum“, der Ausgangs- und Zentralpunkt der Bewegung, ist nach Ibach/Lindau im Schwarzwald verlegt worden. 1984 bis 1988 unterstützte ihr späterer Ehemann Kurt Warter (1988 tödlich verunglückt), der sich Uriello nannte, ihre Aktivitäten und vereinheitlichte die Offenbarung.
Seit dem Jahre 1992 kam es zu vielfacher öffentlicher und medialer Kritik und zu mehreren Verurteilungen von Erika Bertschinger-Eicke. Nach einer Phase der Verunsicherung hat sich die Gemeinschaft jedoch wieder stabilisiert und ist auch missionarisch tätig.
Heute wird Fiat Lux faktisch von Uriellas viertem Ehemann Eberhard Bertschinger-Eicke, genannt Icordo, geführt. Uriella hat sich total aus der Öffentlichkeit zurückgezogen, lebt nun in einer weißen Villa und trifft sich öfters mit ihren Anhängern.
Verbreitung
Das Zentrum befindet sich in Ibach im Ortsteil Lindau, weitere Gruppen gibt es in Schwellbrunn (Appenzell Ausserhoden, Schweiz), Egg, ZH Schweiz und Strittmatt (Deutschland).
Uriellas Ehemann "Icordo" hat im Oktober 1997 eine Mitgliederzahl von 723 Personen angegeben, von denen in Ibach und Strittmatt rund 70–100 leben dürften. Die Mitgliederzahl dürfte seither durch verschiedene Kontroversen abgenommen haben und wird jetzt auf etwa 300–400 geschätzt.
In 1999 kandidierte Icordo erfolgreich an der Spitze einer Wahl-Liste von "Fiat Lux" Mitgliedern um einen Sitz im Gemeinderat. In 2004 wurde keine Liste eingereicht, er begründete den Verzicht mit "weltweiten Veränderungen", und daß er danach der weltliche Sprecher einer "gereinigten" Menschheit sein werde.
Lehre
Die Gründerin Uriella, erklärt sich zum Sprachrohr Jesu Christi, dessen Botschaften sie in Trance empfängt. Die Lehren werden in Ich-Form von Jesus oder Maria verkündet.
Die Lehre verwendet teilweise christliche Ausdrücke, enthält aber nur wenige christliche Elemente in einer synkretistischen Mischung von jüdisch-apokalyptischen, gnostischen, östlich-religiösen, esoterischen, astrologisch-kabbalistischen, spiritistischen, archaisch-mystischen und ufologischen Elementen.
Eine große Rolle spielen positive und negative Strahlen.
Fiat Lux lehrt Reinkarnation, so sei zum Beispiel Uriella früher Maria Magdalena gewesen und Icordo habe schon als Isaak, Josef von Ägypten, Huldrych Zwingli und Johann Strauß gelebt.
Laut Uriella sind die Päpste Johannes XXIII. und Johannes Paul I. vergiftet worden, Paul VI. wurde durch einen Doppelgänger ersetzt und der ganze Vatikan wird von Freimaurern kontrolliert.
Eine wesentliche Rolle spielen Weltuntergangsprophetien. 1991 verkündete Uriella, das Ende der Welt sei nahe, aber die Anhänger von Fiat Lux würden von Außerirdischen in Raumschiffen (siehe Reichsflugscheibe) gerettet werden, um einige Wochen später auf einer "gereinigten" Erde mit dem Namen "Amora" abgesetzt zu werden. Im Jahre 1997 wurde erklärt:
Im August 1998 werden
- der Mord an einem wichtigen Regierungsoberhaupt,
- der Weltbörsencrash mit dem anschliessenden Weltwirtschaftszusammenbruch, zufolge Computerviren, sowie
- der Einmarsch der Russen in Deutschland erfolgen.
Nach 3 Monaten wird ein Meteorit in die Nordsee fallen. Die davon betroffenen Küstenländer werden für immer im Meer verschwinden. Die menschliche Strategie wird nicht aufgehen, den Meteoriten mit Atomwaffen von seiner Bahn abzulenken, denn Engel werden dies mit magnetischen Kraftstrahlen verhindern. Eine mehrere hundert Meter hohe Flutwelle wird sich mit Jet-Geschwindigkeit ausbreiten.
Im Jahr 2006, 8 Jahre nach dem augenscheinlichen Weltuntergang, kann nun zweifelsfrei bestätigt werden, dass diese Prophezeiungen keinerlei Wahrheitsgehalt haben.
Uriella ist auch als Geistheilerin tätig. Zu Heilungen dient auch das "Athrum-Wasser", zu dessen Herstellung Uriella in Trance mit einem Silberlöffel mit linksdrehungen in einer wassergefüllte Badewanne rührt. Bei diesem Verfahren werde das Wasser "umgepolt" und "mit dem himmlischen Athrum-Strahl aufgeladen"; danach wird es in Kanister gefüllt und an Kranke abgegeben. Die Gesundheitsdirektion Zürich stellte 1989 fest, daß das Wasser mit Bakterien und Schimmelpilzen kontaminiert sei und deshalb keine Trinkwasserqualität habe. Eine spätere Untersuchung vom WDR für eine Reportage von Felix Kuballa kam zu ähnlichen Ergebnissen.
Dieses Wasser wird an Mitglieder verteilt, allerdings nicht für Geld, den meisten Umsatz macht Fiat Lux hauptsächlich mit dem Verkauf von recht zweifelhaften "Heilmitteln", die meist als Nahrungsergänzungsmittel deklariert werden.
Uriella betreibt auch Heilungen von Krankheiten die Ärzte als "unheilbar" zählen wie z.B. Krebs, Hirntumore oder anderes. Während diesen Heilungen sitzen die zu Heilenden auf Stühlen in einem Kreis, während hinter ihnen die Heiler/-innen stehen, in der Mitte des Kreises sind Bilder ausgelegt von Tieren und Menschen, die auch schwere Krankheiten haben aber leider nicht hier sein können, mit diesen Bildern betreibt Uriella ihre sogenannte "Fernheilung". Schlussendlich stellt sich aber heraus, dass all das nichts brachte.
Außerdem kann Uriella nach eigenen Aussagen Patienten "durchleuchten" und so Krankheiten erkennen. Auffällig oft diagnostiziert sie Krebs. Alle Krankheiten werden danach geheilt (s.o.).
Es gibt die Aussage einer Frau, nach denen Uriella Magen-Darm-Krebs diagnostiziert hätte, dann aber ihre Geistheilung angewandt hätte. Zwei Wochen später ging die Frau zum Arzt und fragte ihn, was denn ihr Magen-Darm-Krebs mache. Der Arzt untersuchte sie darauf noch einmal und kam zu dem Ergebnis, dass sie keinen Krebs habe und auch nie gehabt haben könne.
Die "Fiat-Lux-Träger" kleiden sich in heller, weißer Kleidung, weil dunkle Kleidung "die kosmische Strahlung absorbiere" und "böse Geister" anlocke.
Gottesdienst und Praxis
In der Symbolik orientiert sich Fiat Lux teilweise an einer katholischen Tradition. In den Zentren gibt es Herz-Jesu-Statuen, aber auch Fatima-Statuen. Die Mitglieder sind weiß gekleidet, da diese Farbe negative Strahlen abwehre. Weitere Vorschriften zu Ernährung, Meditation, sowie Fernseh- und Radioverbot unterwerfen den Lebensalltag der Mitglieder den Offenbarungen.
Ökumene
Keine Kontakte zur Ökumene sind bekannt. Fiat Lux wird von kirchenunabhängigen, katholischen und evangelischen Sektenexperten als Sekte angesehen.
Kontroversen
Der baden-württembergische Gerichtshof hat aufgrund der Gefährdung von Patienten die Rücknahme der Erlaubnis zur Ausübung des Heilpraktikerberufs verfügt (Az: 9 S 326/93).
1996 wurde Uriella vorgeworfen, eine ärztliche Betreuung von drei schwer erkrankten Frauen verhindert zu haben. Zwei der Frauen waren kurze Zeit später gestorben. Mangels Beweisen wurde sie jedoch vom Landgericht Waldshut-Tiengen (Baden-Württemberg) freigesprochen.
Das Landgericht Mannheim hat Uriella im Dezember 1998 wegen Zoll- und Steuerhinterziehung (Einfuhr von verschiedenen "Heilmitteln" aus der Schweiz) zu einer Freiheitsstrafe von 22 Monaten auf Bewährung verurteilt. Sie muss außerdem 100.000 DM an fünf gemeinnützige Einrichtungen zahlen.
Fiat Lux wird von vielen Seiten als Sekte betrachtet.
Weblinks
- Eine eigene Website hat der Orden nicht, da Computer und Internet als schädlich angesehen werden; Erika Bertschinger-Eicke hat jedoch die Domains fiat-lux.de & uriella.de registriert [1][2]
- Presseerklärung von Fiat Lux: Prophezeiungen über die Endzeit und den 3. Weltkrieg
- Relinfo: Orden Fiat Lux
- AGPF: Fiat Lux und Uriella
- Uriella-Parodie-Video "Amora"
Literatur
- Gasper, Müller, Friederike Valentin: Lexikon der Sekten, Sondergruppen und Weltanschauungen. Herder 2001. ISBN 3-451-05528-7
- Barbara Büchner: Irrlicht; Im Bannkreis der Sekte. St.Gabriel 1993. ISBN 3-401-02551-1 (Roman, für den Fiat Lux als Vorlage hergehalten hat.)