Das Gemini-Projekt stellte als zweites bemanntes Raumfahrtprogramm der U.S.A. die Verbindung zwischen dem Mercury-Programm und dem nachfolgenden Apollo-Projekt her.
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Die Planung
Schon im April 1959 wurde dem US-Kongress ein Programm der NASA vorgelegt, das darauf abzielte Kopplungsmanöver im All zu testen und zu proben um bei später geplanten Raumstationen (von der Mondlandung war damals noch keine Rede) deren Standort im All besser lokalisieren und anfliegen zu können. Vorgesehen waren erweiterte Mercury Kapseln für zwei Astronauten mit zusätzlichen Versorgungseinheiten, die es ermöglichten mit einer ausgebrannten Raketenstufe ein bemanntes Weltraumlabor zu bilden. Dazu sollte ein außenliegender, mit Luft gefluteter Tunnel, die Kapsel und das Labor in der Raketenstufe verbinden. Die Lebenserhaltungssysteme sollten auf einen Aufenthalt von ca. zwei Wochen ausgelegt werden.
Um Kopplungsmanöver im Weltall auszuführen mussten die Kapseln steuerbar sein. Die Astronauten wären damit nicht mehr nur Passagiere in den Raumschiffen, sondern aktiv an deren Steuerung beteiligt. Zudem sollte die Landung der Kapseln vom Wasser auf das Land verlegt werden. Dazu gab es Vorschläge die Kapseln an Gleitschirmen aufzuhängen, damit ein moglichst horizontaler Landeanflug möglich war.
Mitte 1960 kam der Vorschlag als Trägerrakete die Titan II einzusetzen. In einem weiteren Ausbauschritt sollte sie auch als Trägerrakete für ein Mondlandeprogramm in späterer Zeit vorgesehen werden. Ein Gegenvorschlag favorisierte die Saturn, die gerade von der Gruppe um Dr. Wernher von Braun entwickelt wurde. Zum Start sollte eine kleinere Saturn C benutzt werden.
Als Projektname wurde zu diesem Zeitpunkt Mercury Mark II verlautbart.
Im Oktober 1960 wurde der fertige Plan für Flüge in den Jahren 1963 bis 1965 festgelegt und vorgestellt. Als Trägerrakete sollte eine umgebaute Titan II dienen, die die Zwei-Personen-Mercury ins All tragen sollte. Der Zielsatellit (Agena) sollte mit einer Atlas Rakete gestartet werden.
Am 3. Januar 1962 wurde der Projektname Gemini offiziell bekannt gegeben. Der Name wurde zum einen aus der Sternenkonstellation um Castor und Pollux, die Zwillinge, abgeleitet. Zum zweiten passte das astronomische Symbol für Gemini (II) sehr gut zur Doppelbesatzung an Bord der Raumschiffe.
Zur Unterstützung der original Mercury Astronauten entschloß sich die NASA am 18. April 1962 fünf bis zehn neue Astronauten zu rekrutieren. Im September wurde die Gruppe 2, bestehend aus neun Astronauten, der Öffentlichkeit vorgestellt.
Für den ersten geplanten Flug sollte an Stelle des Paragleiter-Systems zur Landung noch einmal auf eine, wie bei Mercury durchgeführte, Fallschirmlandung im Wasser zurück gegriffen werden. Danach sah der Plan für alle anderen Missionen die Landung an einem Paragleiter auf dem Festland vor.
Am 20. Juli 1962 erging von der NASA der Beschluß ein neues Kontrollzentrum für die nächsten bemannten Raumflüge in Houston, Texas, zu errichten.
Eine dritte Astronautengruppe wurde am 18. Oktober 1963 vorgestellt.
Das Testprogramm
Das Paragleiter-Landeprogramm sollte 25 original Flugtests unterzogen werden. Das beschließt North American Aviation, der Entwickler, Anfang 1964. Über das ganze Jahr verteilt wurden die Flüge unternommen, obwohl die NASA schon Ende Februar beschloß, alle zwölf Gemini Flüge mit Wasserlandungen abzuschließen. Von den 25 Flügen absolvierten nur sechs die komplette Landesequenz fehlerfrei; darunter die letzten drei, Ende 1964.
Ebenfalls seit Anfang 1964 wurden umfangreiche Bodentests mit komplett montierten Gemini-Titan II Gesamtkombinationen durchgeführt, die auf den entsprechenden Startplattformen errichtet wurden. Dazu gehörten Test des vollständigen elektrischen Systems, der mechanischen Komponenten und der Rettungseinrichtungen.
Der erste Teststart unter der Bezeichnung Gemini-Titan 1 (GT-1) wurde am 8. April 1964 um 11 Uhr morgens unternommen. Sechs Minuten nach dem Start trat die zweite Stufe mit der darauf montierten Gemini Kapsel für drei Erdumrundungen in einen stabilen Erdorbit ein. Da keine Abtrennung geplant war, verglühte nach der 64ten Erdumkreisung die Gesamtkombination wie vorgesehen über dem Südatlantik.
Nach diesem ersten erfolgreichen Flug gab die NASA am 13. April die Besatzung für die erste bemannte Gemini Mission bekannt; Virgil Grissom und John Young. Der Flug war für den 16. November 1964 vorgesehen.
Ein möglicherweise stattgefundener Blitzeinschlag in den Startturm Nr. 19 unterband ab Mitte August 1964 alle weiteren Test für die Gemini-Titan 2 (GT-2) Mission, bis Anfang September die Freigabe wieder erfolgte. Schäden und Beweise für einen Blitzeinschlag konnten nicht gefunden werden. Zusätzlich zog Ende August auch noch der Hurricane Cleo über Cape Canaveral. Als die Vorhersage für Anfang September auch noch die Hurricane Dora und Ethel ankündigte, wurde die schon aufgebaute Gemini-Titan 2 Kombination wieder abgebaut und konnte erst ab dem 18. September wieder errichtet werden.
Ende Oktober 1964 verbringt der Astronaut Russell L. Schweickart acht Tage im Gemini Raumanzug, um ihn einem kompletten Test zu unterziehen. Dabei simuliert er einen vollständigen vier Tage Flug, unternahm einige Parabelflüge zum Testen des Anzugs in der Schwerelosigkeit und setzte sich mehrfach in die Zentrifuge.
Der Countdown für den Start der Gemini-Titan 2 (GT-2) Mission wird am 9. Dezember 1964 eine Sekunde nach Zündung der Haupttriebwerke abgebrochen, da die automatische Kontrolleinheit den Abfall von hydraulischem Druck im Steuerungssystem der ersten Stufe feststellte. Die Mission wird dann fehlerfrei am 19. Januar 1965 durchgeführt. Dies war nur ein ballistischer Flug. Die Gemini Kapsel wurde erfolgreich abgetrennt und trat kurz darauf wieder in die Erdatmosphäre ein. Damit war der Test des Hitzeschilds abgeschlossen.
Bemannte Missionen
Mission | Start | Landung | Dauer | Besatzung | Ziele | Bemerkung |
---|---|---|---|---|---|---|
Gemini 3 | 23. 3. 1965 | 23. 3. 1965 | 4h 52m | Virgil Grissom, John Young |
erster 2-Mann-Flug der Amerikaner | |
Gemini 4 | 3. 6. 1965 | 7. 6. 1965 | 4d 1h 56m | James McDivitt, Edward H. White |
erster Weltraumspaziergang (White) der Amerikaner | |
Gemini 5 | 21. 8. 1965 | 29. 8. 1965 | 7d 22h 55m | Gordon Cooper, Charles Conrad |
Aussetzen und Rendezvousmanöver mit einem mitgeführten Zielsatelliten | |
Gemini 6 | 15. 12. 1965 | 16. 12. 1965 | 1d 1h 51min | Walter Schirra, Tom Stafford |
Rendezvous mit Gemini 7 | geplantes Rendezvous mit unbemanntem Agena-Satelliten musste entfallen, da die Trägerrakete nach dem Start explodierte |
Gemini 7 | 4. 12. 1965 | 18. 12. 1965 | 13d 18h 35m | Frank Borman, James A. Lovell |
2-wöchiger Flug, Rendezvouz mit Gemini 6 | |
Gemini 8 | 16. 3. 1966 | 17. 3. 1966 | 10h 41m | Neil Armstrong, David Scott |
Kopplung mit Agena Zielsatellit | Probleme mit der Steuerung, Raumschiff gerät während der Kopplung mit Agena in Rotation |
Gemini 9 | 3. 6. 1966 | 6. 6. 1966 | 3d 21m | Tom Stafford, Eugene Cernan |
Rendezvous mit Agena Zielsatellit | Geplante Kopplung misslang, weil Verkleidung am Zielsatellit sich nicht gelöst hatte |
Gemini 10 | 18. 7. 1966 | 21. 7. 1966 | 2d 22h 47m | John Young, Michael Collins |
Kopplung mit Agena Zielsatellit | |
Gemini 11 | 12. 9. 1966 | 15. 9. 1966 | 2d 23h 17m | Charles Conrad, Richard Gordon |
Kopplung mit Agena Zielsatellit | |
Gemini 12 | 11. 11. 1966 | 15. 11. 1966 | 3d 22h 35m | James A. Lovell, Buzz Aldrin |
Kopplung mit Agena Zielsatellit | längster Weltraumspaziergang mit 5,5 Stunden |
Mit der Landung von Gemini 12 am 15. November 1966 und der offiziellen Schließung des Gemini Büros am 1. Februar 1967 endete das Gemini Projekt.
Technische Daten
Die Gemini-Kapsel war 5,5 Meter lang und hatte einen Durchmesser von 3 Metern. Sie hatte eine Ausstiegsschleuse, so dass Aktivitäten außerhalb des Raumschiffs möglich waren, sowie ein spezielles Kopplungsmodul für die Andockmanöver. Das Gewicht der Kapsel betrug 3.810 kg.
Siehe auch: Raumfahrt, Geschichte der Raumfahrt, Katastrophen der Raumfahrt, Mercury-Programm, Apollo-Projekt
Weblinks
- Gemini-Seiten der NASA (engl.)