Jens Pühse (geb. 1972 in Wilhelmshaven) ist ein rechtsextremer Politiker der NPD und Parteivorstandsmitglied der Partei.
Parteikarriere
Jens Pühse schloß sich bereits in seiner Jugend rechtsextremen Kreises im Raum Bremen an und wurde Neo-Nazi. 1987 trat er den Jungen Nationaldemokraten (JN) bei, verließ diese jedoch schon 1990 aufgrund eines zu liberalen Kurses wieder und schloß sich der Nationalistischen Front (NF). Bis zu deren Verbot im November 1992 war Pühse Führungskader dieser Organisation. Zusammen mit Steffen Hupka, ebenfalls ehemaliges Mitglied der "Nationalistischen Front" und dem Bremer Markus Privenau war er Gesellschafter des "Aufruhr-Verlages", in dem das rechtsextreme Blatt "Einheit und Kampf" herausgegeben wurde. 1994 trat Pühse erneut in die JN ein und war von 1996 bis 1999 als Bundesorganisationsleiter Mitglied des JN-Bundesvorstands. 1997 wurde er Vorsitzender des NPD-Kreisverbandes Freising in Bayern. Auf dem Parteitag im Januar 1998 im mecklenburgischen Stavenhagen wurde er erstmals als Beisitzer in den NPD-Parteivorstand gewählt. Hier leitet er das Referat Organisation. Zur Landtagswahl in Sachsen 2004 trat er im Wahlkreis Leipzig 3 als Direktkandidat für die NPD an und erlangte 6,3% der Stimmen.
Rechtsrock, Pühse Records und Pühses Liste
1993 gründete Pühse in Freising bei München mit dem "Blitzversand" eine der ersten wichtigsten Versandfirmen für Rechtsrock in den frühen 1990er Jahren. 1997 folgte das nach ihm benannte Rechtsrock-Label "Pühse Records" bzw. den Schallplattenversand "Jens Pühse Tonträgervertrieb", der im darauffolgenden Jahr "zur Bündelung von Kräften" aufgegeben und dem Deutsche Stimme Verlag der NPD angeschlossen wurde. Hier erscheint noch immer die separate CD-Katalog "Pühses Liste" mit zahlreichen deutschen und internationalen Rechtsrock-Bands. Allein auf dem Label erschienen über 40 Tonträger. Nicht zuletzt aus Gründen der Bündelung der Parteiaktivitäten wurde einer der Konkurrenten, der Versand des damaligen Bundesschatzmeisters des NHB Dieter Koch, eingestellt und die Kundenkartei in den Versand von Jens Pühse eingebracht. Im Jahre 2001 übernahm Pühse zudem den "Donner-Versand" aus Lüdenscheid. Pühse selbst arbeitete nach der Übernahme im dem Verlag in Neuburg an der Donau als sog. "Produktionsleiter". Rasch stieg er zum Redakteur auf und nach dem Umzug des Verlages nach Riesa bzw. des Einzugs von Holger Apfel in den Sächsischen Landtag wurde Pühse Apfel`s Nachfolger als Geschäftsführer des Verlages und Organisator des Pressefestes der Deutschen Stimme, des mit Abstand größten Rechtsrock-Festivals in Deutschland. Auch die Idee und Durchführung des Projekts Schulhof-CD der NPD lag im Wesentlichen bei Pühse.
Das britische Magazin "Searchlight" berichtete, dass Pühse 1999 bei der Übernahme des schwedischen Nazirock-Labels Nordland durch William Luther Pierce zugegen war. Nachdem mit der Verhaftung von Hendrik Möbus im August 2000 in den Vereinigten Staaten der wichtigste Kontaktmann von Pierce nach Deutschland wegfiel, übernahm Pühse diese Funktion. Seither soll sich Pühse nach einem Bericht des IDGR wiederholt in Michigan zu Plattenaufnahmen aufgehalten und unter anderem zusammen mit Ed Wolbank und Sean Tarrant, zwei führenden Mitgliedern der neonazistischen Skinhead-Vereinigung "Hammerskin Nation", an der Produktion einer CD der Rechtsrockband "Landser" beteiligt gewesen sein.
Strafverfahren
Im Juni 1997 hatten Beamte des Landeskriminalamtes im Zuge einer bundesweiten Durchsuchungsaktion aus Pühses Geschäftsräumen eine große Zahl an CDs sichergestellt, darunter indizierte Veröffentlichungen von Bands wie "Endstufe" oder "HäSSlicht" mit gegen "Juden" und "Neger" hetzenden Texten und Drohungen wie "Ihr werdet brennen". Auch eine Waffe wurde gefunden, die allerdings nicht schußbereit war. Im März 1999 wurde Pühse wegen der bedingt vorsätzlichen Verbreitung gewaltverherrlichender und pornographischer Schriften schuldig gesprochen und 4000 Mark Geldstrafe verurteilt.
Ebenfalls 1997 war Pühse vom Amtsgericht Worms als Mitorganisator einer verbotenen Kundgebung zum Todestag von Rudolf Heß am 17. August 1998 in Worms zu 120 Tagessätzen à 60 Mark verurteilt worden. Mit ihm zusammen waren auch Thomas Wulff und Holger Apfel angeklagt, die gemeinsam mit Pühse die Organisation des illegalen Aufmarsches übernommen hatten. Pühses Verteidiger, der Rechtsanwalt Günther Herzogenrath-Amelung, erwirkte jedoch in zweiter Instanz vor dem Oberlandesgericht Mainz einen Freispruch, da er argumentierte, es könne nur einen Versammlungsleiter geben, nicht drei. Verurteilt wurde daraufhin nur noch Thomas Wulff, Jens Pühse hingegen freigesprochen.
Weitere Hausdurchsuchungen wurden am 10. und 11. März 2003 im Verlag "Deutsche Stimme" und in Wohnungen von Verlagsangestellten durchgeführt und neben Geschäftsunterlagen auch mehr als 8000 CDs und 1000 Musikkassetten beschlagnahmt. Nach Auswertung des Materials klagte die Staatsanwaltschaft Pühse als Produktionsleiter des Verlages im Dezember 2005 an, in neun Fällen die Produktion von CDs mit NS-Propaganda und rechtsextremistischem Liedgut in Auftrag gegeben und die CDs anschließend vertrieben haben. Die Anklage lautet auf Volksverhetzung und Verbreitung von Propagandamaterial verfassungsfeindlicher Organisationen. Ein ursprünglich auch gegen Holger Apfel betriebenes Ermittlungsverfahren mußte eingestellt werden, da er als Abgeordneter Immunität genießt.
Weblinks
- Artikel über Jens Pühse beim IDGR: http://lexikon.idgr.de/p/p_u/puehse-jens/puehse-jens.php
- Tonträger für Deutschland. Das NPD-Bundesvorstandsmitglied Jens Pühse ist vor Gericht noch einmal günstig davongekommen. Jungle World vom 31. März 1999. http://www.nadir.org/nadir/periodika/jungle_world/_99/14/22c.htm