Wieland der Schmied

Schmied aus der nordischen Mythologie
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Wieland (althochdeutsch: Wiolant, angelsächsisch: Veland, altnordisch: Völundr, vergleich aber die Angaben unter Wieland) ist der Name eines kunstreichen Schmiedes der deutschen Heldensage, der ursprünglich in der germanischen Mythologie als halbgöttliches Wesen erscheint und mit Hephaistos (Vulcanus - Motiv des „lahmen Schmiedes“) und Daidalus (Motiv der Flugmaschine) verglichen werden kann.

Herkunft

Er war der Sohn des Meerriesen Wade und wurde von diesem erst bei dem berühmten Schmied Mimir in die Lehre gegeben. Nach einiger Zeit kam dann auch Siegfried der Drachentöter zu Mimir in die Lehre. Dieser war ein wilder Bursche, und es gab oft Streit unter den Lehrlingen, wobei Siegfried als der Stärkere immer die Oberhand behielt und die anderen kräftig durchprügelte. Wieland hielt es nicht mehr aus und suchte sich eine andere Lehrstelle bei Zwergen, die ihn zum kunstreichsten aller Schmiede machten. (Diese Zwerge lebten in einem Felsen, der Ballova hieß. Diese Bezeichnung des Felsens deckt sich etymologisch mit dem heutigen Namen der Stadt Balve, einer Kleinstadt im Sauerland). Darauf wohnte er mit seinen beiden Brüdern Eigil und Schlagfidr eine Zeitlang in Ulfdalir, wo sie drei Schwanjungfrauen fanden. Mit diesen lebten sie zusammen, bis dieselben nach sieben Jahren davonflogen, um als Walküren den Schlachten nachzuziehen. Es gibt allerdings auch eine zweite Version, in der Siegfried als Schüler Wielands aufscheint. Siegfried wurde von seinen königlichen Eltern zu ihm geschickt, um zu lernen, was es heißt, hart zu arbeiten, sprich um ihm seine Flausen auszutreiben, mit denen er jeden seiner höfischen Lehrer vertrieben hatte. Wieland zeigte von Anfang an keine sonderlich große Begeisterung ihn bei sich aufzunehmen, als Siegfried durch sein Verhalten nur Streit erzeugte und dem Meister dadurch zwei seiner besten Gesellen vertrieb, begann Wieland darüber nachzusinnen, wie er ihn wieder loswerden könnte. Er erzählte Siegfried daraufhin von dem Drachen Fafnir, der in einer nahe gelegenen Höhle hauste und das Land ringsum verheerte, wohl wissend, dass der abenteuerlustige Siegfried gerne versuchen würde, den Drachen zu töten, was bereits vielen anderen Rittern misslungen war. Da er ihn aber nicht ganz schutzlos lassen wollte, half er ihm sein Schwert zu schmieden.

Bei König Nidung

Dann wurde Wieland von König Nidung gefangen genommen und musste zuerst für ihn als Mundschenk arbeiten. Dabei spülte er einmal drei Messer am Meer und verlor dabei eins. Als guter Schmied war es für ihn ein leichtes, ein neues Messer herzustellen. Als der König dieses Messer beim Essen benutzte, schnitt es nicht nur durch die Speise, sondern auch durch den Teller und tief in den Tisch hinein. Nidung wollte natürlich wissen, wer so einen guten Stahl geschmiedet hat, und fand heraus, das es Wieland war. Der Schmied des Königs, Ämilias, wurde neidisch auf Wieland und bot ihm einen Wettkampf an. Ämilias sollte eine Rüstung schmieden, und Wieland ein Schwert, und wessen Kunst sich als schwächer herausstellen sollte, der musste sterben. Wieland schmiedete daraufhin das Schwert Mimung und tötete damit Ämilias, durch dessen von ihm geschmiedeten Helm Mimung wie durch Butter ging.

Nidung ließ Wieland nun lähmen, weil er nicht wollte, dass so ein guter Schmied ihm abhanden kommt, aber Wieland rächte sich, indem er des Königs beide Söhne tötete und deren Schädel in goldene Pokale für des Königs Tafel einarbeitete. Außerdem vergewaltigte er des Königs Tochter Badhilde, die hierauf den Wittich gebar, der dann selbst in der deutschen Heldensage (u.a. als Gefolgsmann von Dietrich von Bern) in Erscheinung tritt.

Dann entfloh er in einem selbst gefertigten Federkleid. In einigen Versionen der Sage wird Wieland von seinem Bruder Egil unterstützt. Dieser ist ein berühmter Bogenschütze und Jäger. Um ihn zu testen, lässt ihn Nidung einen Apfel vom Kopf seines Sohnes schießen - dieser Teil der Sage zeigt deutliche Motivparallelen zur Sage von Wilhelm Tell.

Die Sage von Wieland, von Karl Simrock in dem Gedicht „Wieland der Schmied“ und im 4. Teil des „Heldenbuchs“ dargestellt, war weit verbreitet, daher die zahlreichen Anspielungen auf ihn in nordischen, angelsächsischen, englischen und deutschen Gedichten und Überlieferungen, aber auch in altfranzösischen (wo er Galant heißt).

Das Schwert Mimung

Das Schwert, das Wieland herstellte, benannte er nach seinem Lehrer Mimir. Die Klinge schmiedete er dreimal neu und nach jeder Fertigstellung tauchte er sie in das Wasser eines Baches und ließ von der Strömung ein immer größeres Büschel Wollfasern dagegen treiben, um dem König dessen Schärfe zu zeigen. Nach der ersten und zweiten Neufertigung zerfeilte er das Schwert dann wieder, vermischte die Späne mit Weizenmehl und gab das Ganze dann Gänsen zu fressen, die vorher drei Tage gehungert hatten. Anschließend erschmolz er aus dem Gänsekot wieder das Eisen und schmiedete daraus ein kleineres, aber schärferes Schwert. Das Eisen nahm durch dieses Verfahren den im Gänsekot enthaltenen Stickstoff auf und gewann dadurch an Härte. Diesen Vorgang nennt man heutzutage Nitridierung. Nach der dritten Neufertigung war das Schwert so scharf, dass es ein drei Fuß dickes Wollbüschel zerschnitt, das im Bach gegen das Schwert trieb. König Nidung wollte das Schwert natürlich besitzen, aber Wieland nahm es unter dem Vorwand, er wolle noch eine entsprechend kostbare Scheide dafür fertigen, mit in seine Schmiede und verbarg es dort unter der Esse. Für den König schmiedete er ein anderes Schwert, das genauso aussah, aber weniger scharf war. Mimung gab er dann später seinem Sohn Wittich, als dieser zum Hofe von König Dietrich von Bern ziehen wollte.

Literatur

  • Robert Nedoma, Die schriftlichen und bildlichen Denkmäler der Wielandsage. Göppingen: Kümmerle, 1988