Die St. Leonhardskapelle in Augsburg war ein Sakralbau im ehemaligen Stadtpalais der Welser. Reste der Gewölbe wurden nach dem Zweiten Weltkrieg im Keller des Senioratsgebäudes der Fuggerei eingebaut.

Geschichte
Die "Sankt Linhardskapellen" war bis zur ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts in Besitz des Augsburger Domkapitels. Wann sie errichtet wurde ist nicht bekannt. 1351/55 wurde das angrenzende damals als "Haus auf dem Stein" bezeichnete Anwesen von dem Augsburger Stadtpleger Konrad Ilsung übernommen, der möglicherweiese den Sakralbau als Hauskapelle nutzte und die heutigen Rippengewölbe errichten ließ. Mit dem Aussterben der "Ilsung auf dem Stein" kam das Anwesen 1422 an die Familie Welser und wurde seither als "Welserhaus" bezeichnet.
Laut einer Urkunde von 1503 gestatte das Domkapitel dem Patrizier Anton Welser als "Lehensherr der Pründe" an der St.-Leonhardskapelle Umbauarbeiten durchzuführen.[1] Wobei er einen Durchgang von der Kapelle zu seinem Wohnhaus errichtete. 1539 ließ der Patrizier Bartholomäus Welser mit dem Umbau seines Wohnhauses die Kapelle in sein Anwesen intigrieren. Dabei wurde die bisher frei stehende Kapelle überbaut. Die Welser vererbten das Anwesen im 18. Jahrhundert an die Familie Hößlin. 1880 ging es in den Besitz des Seifenfabrikanten J. Freyinger über, der dort eine Seifenfabrikation mit Laden betrieb. Zeitweise dienten die Gewölbe als Eisenwarenlager. 1913 wurde die Kapelle zur Gaststätte "St. -Leonhards Kapelle" umfunktioniert.
Mit den Luftangriffen auf Augsburg in der Nacht vom 25. auf den 26. Februar 1944 wurde das mittelalterliche "Welserhaus" zerstört, die spätgotischen Gewölbe waren jedoch erhalten. Nachdem der einstige Sakralbau fast zehn Jahre lange nur notdürftig durch einen Bretterverschalung geschützt war, entschloss sich der Stadtrat auf Grund des ruinösen Zustandes im Juni 1955 für eine Aufhebung des Denkmalschutzes. Auch wurde gegen eine Zusage von Seiten des Landesamt für Denkmalpflege von 50.000 DM zur Erhaltung der Leonhardskapelle gestimmt, da dies niemals ausreichend für eine Erhaltung oder gar Rekonstruktion gewesen wäre. Im Oktober 1958 begann man schließlich mit dem Abriss des Gebäudes. Die erhaltenen Säulen und Kapitelle wurden zerlegt und in der Dominikanerkirche zwischengelagert. Im Jahre 1963 erfolge der Einbau in den Keller des Senioratsgebäudes der Fuggerei. An der Stelle des einstigen "Welserhauses" entstand ein modernes, sich formal an das frühere Erscheinungsbild anlehnende Geschäftshaus.
Literatur
- Werner Lutz: Augsburgs Weg zur modernen Großstadt 1907 - 1972. Die Künstlervereinigung Augsburg "Die Ecke" als kritischer Wegbegleiter. Hrsg. vom Architekturmuseum Schwaben und der Arno-Buchegger-Stiftung. 2001, S. 169-173
- Johannes Hallinger: Augsburg – Fenster zur Vergangenheit: Fotos vom alten Augsburg 1870–1944 aus dem Bildarchiv des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege. Wißner-Verlag, Augsburg 2007, S. 54
- Franz Häußler: Die Kaisermeile Augsburgs Prachtstraße von St. Ulrich bis Dom. Wißner Verlag, Augsburg 2000, S. 126-131
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Mark Häberlein, Johannes Burkhardt: Die Welser: Neue Forschungen zur Geschichte und Kultur des oberdeutschen Handelshauses. Walter de Gruyter GmbH & Co KG, 2014, ISBN 978-3-05-007705-5 (google.de [abgerufen am 19. August 2018]).