Blasphemie

Verhöhnen oder Verfluchen bestimmter Glaubensinhalte
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Blasphemie (von griechisch blasphemia „Verleumdung, Lästerung“) bezeichnet im weiteren Sinn jede ehrenrührige Rede, insbesondere aber Gotteslästerung. Ob und in welchem Umfang Handlungen oder Äußerungen als Blasphemie betrachtet werden, hängt stark von der ideologischen Ausrichtung der betroffenen Gruppen ab. Bei fundamentalistischen Gruppierungen ist die Schwelle zur Blasphemie im allgemeinen niedriger als im Durchschnitt anzusetzen. Beispiele, die als religiöse Blasphemie angesehen werden:

  • Verhöhnung religiöser Symbole, beispielsweise das umgekehrte christliche Kreuz mit Dornenkranz (nicht zu verwechseln mit Petruskreuz)
  • Verhöhnung religiöser Inhalte (Filme wie Dogma (der Regisseur Kevin Smith distanziert sich davon, Dogma als blasphemisch zu bezeichnen), Das Leben des Brian u. ä. Satiren bzw zynische Komödien)
  • Fluchen, insbesondere solches mit religiösem Inhalt (zum Beispiel „gottverdammt“, „heilige Scheiße“)
  • Glaube an andere Religionen oder an andere Götter, insbesondere bei Sekten
  • "Gottesverleugnung"

Blasphemie ist in manchen Religionen oder Gesellschaften strafbar.

  • Im Islam ist die zeichnerische Darstellung von Gott und Mohammed traditioneller Weise verboten. Falls Mohammed zeichnerisch dargestellt wird oder werden soll, so geschieht dies aber niemals beleidigend, und deshalb:

In manchen islamischen Ländern steht darauf sogar die Todesstrafe, z.B. in Saudi-Arabien, Pakistan und dem Iran. In Deutschland ist die Beschimpfung sowohl von religiösen als auch weltanschaulichen Bekenntnissen bzw. Religionsgemeinschaften oder Weltanschauungsvereinigungen dann nach § 166 StGB (sog. Gotteslästerungsparagraph) strafbar, wenn sie geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören, ähnlich in Österreich nach § 188, 189 StGB [1].

Beispiele

  • Künstler der Gruppe SPUR wurden in der Bundesrepublik Deutschland der 1960er wegen Gotteslästerung angeklagt.
  • Es wurde 2004 der Künstlerin Dorota Nieznalska in Danzig verboten, einen Penis im Zusammenhang mit einem Kruzifix zu zeigen. Die Installation hieß Pasja. Insbesondere im konservativ-katholisch geprägten Polen gehen Politik und Rechtsprechung vergleichsweise rigide mit Kunstwerken um, die sich kritisch oder abfällig mit katholischen Glaubensinhalten auseinander setzen. Hier handelte es sich allerdings — im Gegensatz zu den Diskussionen um "Das Gesicht Mohammeds" — um Vorgänge, die auf dem Territorium eines stark christlich geprägten Landes selbst gesetzt wurden, und nicht in einem anderen Kulturkreis.
  • Das Frankfurter Karikaturenmuseum sieht sich immer wieder Bombendrohungen und Morddrohungen ausgesetzt, welche sich gegen die Auseinandersetzung mit christlichen Inhalten richten.
  • Das Theaterstück "Maria Syndrom" von Michael Schmidt-Salomon wurde in Deutschland 1994 verboten.
  • In Kassel wurden von christlichen Extremisten gegen eine Ausstellung von Gerhard Haderer Bombenandrohungen ausgesprochen. Er hatte Jesus Christus als Kiffer gezeichnet. Haderer wurde auch wegen blasphemischer Karikaturen in Griechenland in Abwesenheit zu sieben Monaten Haft verurteilt, später jedoch freigesprochen.
  • In Frankreich sahen sich Kinobetreiber Bombenandrohungen ausgesetzt, welche in Paris den Film "Die letzte Versuchung Christi" von Martin Scorsese vorführten.
  • Jüngstes Beispiel einer Kontroverse um Gotteslästerung sind die in der muslimischen Welt als blasphemisch empfundenen Mohammed-Karikaturen (Das Gesicht Mohammeds).

Literatur

  • Gerd Schwerhoff: Zungen wie Schwerter. Blasphemie in alteuropäischen Gesellschaften 1200 - 1650. Konstanz 2005. ISBN 3896697161

Abschnitt über Strafbare Handlungen gegen den religiösen Frieden und die Ruhe der Toten im österreichischen Strafgesetzbuch

Siehe auch

Wiktionary: Blasphemie – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen