Kognitive Wende

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Die Kognitive Wende war eine Entwicklung nach dem zweiten Weltkrieg innerhalb der Paradigmen der psychologischen Scientific community vom Behaviorismus hin zum Kognitivismus. Wichtige Station war Noam Chomskys Behaviorismus-Kritik (die selbst Gegenstand der Kritik ist, vgl. Weblinks). Außerdem hatte seit 1967 das Buch 'Cognitive Psychology' von Ulrich Neisser entscheidenden Einfluss darauf, den bis dahin erbrachten Erkenntnissen der 'kognitiven Psychologie' auch in der wissenschaftlichen Gemeinschaft zum Durchbruch zu verhelfen.

Kritiker (z.B. O'Donohue, Ferguson & Naugle, 2003) sprechen der kognitiven Wende (engl: cognitive revolution) den Charakter einer wissenschaftlichen Revolution ab. Der behavioristische Ansatz wurde demnach - auch nach Ansicht führender Vertreter der kognitiven Wende - nicht im Sinne Poppers falsifiziert, er ertrank nicht in einem "Meer von Anomalien" (im Sinne Kuhns) und er war kein "degenerierendes Forschungsprogramm" im Sinne Lakatos'. Auslöser der kognitiven Wende war nicht ein Versagen des behavioristischen Konzepts bei der Erklärung von Phänomenen sondern vielmehr ein (soziologisch zu erklärender) Wechsel der Interessen der Forscher. Die Empirie widerspricht zudem der These, dass die kognitive Wende einen Umbruch in der wissenschaftlichen Psychologie darstellt. Nach Friman, Allen, Kerwin und Larzelere (1993) wurden von 1979 - 1988 mehr Artikel in "behavioristischen" als in "kognitiven" Fachzeitschriften veröffentlicht, zudem wurden diese Artikel häufiger zitiert. Wäre der behaviorsitische durch den kognitivistischen Ansatz abgelöst worden, wäre als Befund zu erwarten gewesen, dass zunehmend weniger behavioristische Arbeiten veröffentlicht und diskutiert werden.

Literatur

  • Friman, P. C., Allen, K. D., Kerwin, M. L. E. & Larzelere, R. (1993). Changes in modern psychology: A citation analysis of the Kuhnian displacement thesis. American Psychologist, 48, 658 - 664.
  • O'Donohue, W.; Ferguson, K.E. & Naugle, A.E. (2003). The structure of the cognitive revolution. An examination from the philosophy of science. The Behavior Analyst, 26, 85-110.