Arthur Joachim von Oettingen (* 28. (16.) März 1836 in Dorpat; † 5. September 1920 in Bensheim an der Bergstraße) war ein deutsch-estnischer Physiker, Musiktheoretiker und Biograph.

Oettingen studierte in Dorpat (1853 bis 1858), Paris (1859 bis 1860 bei Victor Regnault) und Berlin. Hier kam er mit den Physikern aus der Physikalischen Gesellschaft in Kontakt. Er wurde 1863 in Dorpat zum etatmäßigen Privatdozent für Physik ernannt. Er promovierte im Dezember 1865 mit der Arbeit Über die Correction der Thermometer, insbesondere über Bessels Kalibrir-Methode und wurde im gleichen Jahr außerordentlicher Professor und März 1868 ordentlicher Professor in seiner Heimatstadt. Oettingen widmete sich insbesondere der Meteorologie und gründete ein Observatorium in Dorpat, das 1869 der Universität zugewiesen wurde.
Seit den Achtizger Jahren gab es zunehmende politische Auseinandersetzungen in den baltischen Ländern, die sich auch auf das Hochschulwesen übertrugen. 1893 ließ sich Oettingen deswegen nach seiner selbstgewählten Emeritierung in Leipzig nieder, wo er auf Empfehlung seines Schülers Wilhelm Ostwald als Privatdozent tätig war und 1894 zum Honorarprofessor ernannt wurde. Dieses Amt hatte er bis 1919 inne.
Oettingen war wissenschaftlich auch in der Thermodynamik tätig und war der erste europäische Physiker, der den Ideen Josiah Willard Gibbs den Weg bereitete. Daneben entwickelte er eine neue Art Harmonium, das Orthotonophonium, das die Oktave in 53 Tonstufen unterteilte. Man konnte damit von fast jedem Ton aus reine Terzen, Quarten, Quinten und Oktaven spielen.
Arthur von Oettingen starb am 5. September 1920 in Bensheim an der Bergstraße, wo er 1919 zu seinem Sohn Reinhart gezogen war. Oettingen war Inhaber mehrerer Orden: Stanislaus-Orden, Annen-Orden und Wladimir-Orden.
Seine beiden Brüder, Georg (1824-1916), und Alexander von Oettingen (1827-1905), waren ebenfalls an der Universität Dorpat tätig.
Veröffentlichungen
- Meteorologische Beobachtungen in Dorpat angestellt. Dorpat (1871-1893), mit kritischen Abhandlungen
- Harmoniesystem in dualer Entwicklung. Dorpat (1866)
- Elemente des geometrisch-perspektivischen zeichnens. Leipzig (1901)
- (Hrg.): Johann Christian Poggendorffs Biographisch-literarisches Handwörterbuch zur Geschichte der exacten Wissenschaften. Bd. 3 und 4. 1898 u. 1904
Weblinks
- http://www.uni-kiel.de/anorg/lagaly/group/klausSchiver/luther.pdf mit einer Kurzbiographie von Oettingen
- http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2001/0508/feuilleton/0010/index.html zum Orthotonophonium