Die Tragödie gehört zu den literarischen Grundmustern, ist eine Form des Dramas, die sich bis in das antike Griechenland zurückführen lässt. Das Wort "Tragödie" kommt aus der griechischen Sprache und bezeichnet einen "Bocksgesang" [griech.:tragodia]. Beim Dionysoskult wurden Umzüge mit Maske und Bocksfell [griech.:tragos] (Darstellung des Gottes selbst oder seines Begleiters Satyrn) aufgeführt. Eine deutsche Form der Tragödie ist das Trauerspiel; die beiden Begriffe sind jedoch nicht genau deckungsgleich. Der Begriff Trauerspiel ist eine Übersetzung von Philipp von Zesen. Die Situation der Hauptfigur verschlechtert sich unausweichlich; das Stück endet mit ihrem Tod. Das Scheitern des tragischen Helden ist dabei unausweichlich, seine Ursache liegt in der Konstellation und dem Charakter der Figur. Der Keim der Tragödie ist, dass der Mensch über das ihm zugeteilte Schicksal hinausgehen will.
Hierbei bedeutet "tragisch" aber nicht wie in der Alltagssprache häufig verwendet, dass etwas sehr traurig ist, sondern dass sich jemand in einem unauflösbaren Dilemma befindet und dadurch "schuldlos schuldig" wird, wie zum Beispiel Ödipus, Orestes oder Hamlet.
Nach einer Interpretation schrieb Aristoteles in seiner Poetik der Tragödie geradezu psychologische Wirkungsmacht zu: Die Zuschauer sollten in der Aufführung Mitleid (eleos) und Furcht (phobos) für den Helden empfinden und in der Anschauung seines tragischen Schicksals eine Reinigung (Katharsis) von eben diesen Gefühlen erleben.
Die bedeutendsten Tragödiendichter der Antike waren die Griechen Aischylos (525-456 v. Chr.), Sophokles (496-406 v. Chr.) und Euripides (480-406 v. Chr.). Die römische Tragödie wurde stark von ihnen beeinflusst. Deren bedeutendste Vertreter waren Quintus Ennius (239-169 v. Chr.) und Lucius Accius (170-90/80 v. Chr.), von denen nur Fragmente überliefert sind, sowie später Lucius Annaeus Seneca (4 v. Chr.-65 n. Chr.).
Literatur
- Gustav Adolf Seeck: Die griechische Tragödie. Reclam Stuttgart 2000, ISBN 3-15-017621
- Nietzsche: Die Geburt der Tragödie
- Klassische Texte zur Tragik. Parodos Berlin 2006, ISBN 3-938880-03-1