Der evangelische Berliner Dom (eigentlich: Oberpfarr- und Domkirche zu Berlin) steht auf der Berliner Spreeinsel, deren nördlicher Teil als Museumsinsel bekannt ist. Ursprünglich als Hof- und Denkmalskirche der Hohenzollern in unmittelbarer Nähe des im Zweiten Weltkriegs zerstörten und später abgetragenen Stadtschlosses erbaut, steht er heute gegenüber dem ehemaligen Palast der Republik, der seit Januar 2006 abgerissen wird. Das Hauptportal betritt man vom Lustgarten aus.

Unter der Kirche befindet sich die Hohenzollerngruft. Der heutige Berliner Dom und seine Vorgängerbauten sind seit 1536 Grablege der Hohenzollern, einem deutschen Fürstengeschlecht aus dem schwäbischen Raum, dessen Vertreter zunächst Markgrafen und Kurfürsten von Brandenburg, später Herzöge von Preußen, dann preußische Könige und schließlich Deutsche Kaiser waren. In Prunksarkophagen haben u. a. der „Große Kurfürst“ Friedrich Wilhelm, Kurfürstin Dorothea, der erste König in Preußen Friedrich I. und Königin Sophie Charlotte ihre letzte Ruhestätte gefunden.
Baugeschichte
Während des 19. Jahrhunderts führte man die Diskussion, dass der bestehende bescheidene Schinkel-Dom, der ein Umbau der unter Friedrich dem Großen errichteten barocken Domkirche war, den Repräsentationsansprüchen der Monarchie nicht mehr gewachsen war. Es wurde beschlossen, eine neue Domkirche zu bauen, die als zweitürmige Basilika mit einem dreischiffigen Langhaus nach italienischem Vorbild errichtet werden sollte. Die Entwürfe lieferte Friedrich Stüler, ein Schüler Schinkels. Mit ersten Bauarbeiten wurde begonnen. Die Grundmauern mit den sich abzeichnenden Apsiden wurden in der Spree errichtet. Zahlreiche Wirren und Geldmangel brachten die Bauarbeiten zum Erliegen. Spätestens nach der Reichsgründung wurde der Ruf nach einem repräsentativen Gotteshaus, das sich mit den großen Kirchen der Welt messen konnte immer lauter, bis schließlich der preußische König und Deutsche Kaiser Wilhelm II. den Abriss des Schinkel-Doms veranlasste und den Architekten Julius Raschdorff, einen Professor der Technischen Hochschule Charlottenburg, mit dem Bau eines neuen Doms an derselben Stelle im Stile der italienischen Hochrenaissance beauftragte.
Der Grundstein dieses Baus wurde im Jahre 1894 gelegt, eingeweiht wurde er etwa elf Jahre später am 27. Februar 1905. Er wurde nach Plänen von Julius Carl und Otto Raschdorff errichtet. Der Hauptaltar ist von Friedrich August Stüler, 1850. Karl Begas d. Ä. hat das Altarbild der Tauf- und Traukirche gestaltet.
Die Hauptkirche konnte, nach schwerer Beschädigung im Zweiten Weltkrieg 1944, erst seit 1993 wieder genutzt werden. Die Restaurierung, die 1974 begann, wurde am 29. Juni 2002 abgeschlossen. Sie erfolgte allerdings unter teilweise starker Vereinfachung und Zerstörung des Außenbaus. Sämtliche Kuppellaternen wurden beseitigt oder in vereinfachter Form wiederhergestellt, gleiches gilt für die Kuppeln selbst. Des Weiteren fehlt die Denkmalkirche, die sich als große Apsis an die Nordseite des Gebäudes anschloss. Dieser Gebäudeteil kam unversehrt durch den Krieg, wurde aber dann mit Beginn der Wiederaufbauarbeiten Mitte der 70er Jahre aus ideologischen Gründen gesprengt. Die Denkmalkirche diente der Verherrlichung des Hauses Hohenzollern; sie beherbergte einige Prunksarkophage preußischer Herrscher. Baufragmente wurden geborgen. Heute finden im Berliner Dom wieder Gottesdienste und Konzerte statt. Die Orgel stammt aus der Orgelbauwerkstatt Sauer. Die Technik entspricht genau dem Stand von 1905.
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Der Dom um 1900 vor Zerstörung und Wiederaufbau. Vor allem die Ecktürme wurden verändert wieder aufgebaut
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Dom mit Berliner Fernsehturm
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Hauptpforte des Doms
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Dom, Blick auf den Altar
Hohenzollerngruft
In der Hohenzollerngruft sind u.a. folgende Personen bestattet (in chronologischer und familiärer Reihenfolge):
(Anmerkung: Die Numerierung entspricht der an den Särgen angebrachten.)
- (Nr. 3) - Kurfürst Johann Georg (Brandenburg) (1525–1598) ∞ (Nr. 4) - Elisabeth von Anhalt (1563-1607), Tochter von Joachim Ernst (Anhalt)
- (Nr. 2) - Elisabeth Magdalene von Brandenburg (1537-1595), Tochter von Kurfürst Joachim II. (Brandenburg)
- (Nr. 5) - Kurfürst Joachim Friedrich (1546–1608) ∞ Erste Ehe: (Nr. 6) - Katharina von Brandenburg-Küstrin (1549–1602), Tochter von Johann (Brandenburg-Küstrin)
- (Nr. 8) - Kurfürst Johann Sigismund (1572–1619)
- (Nr. 15) - Joachim Sigismund (1603-1625)
- (Nr. 16) - Albrecht Christian (1609-1609)
- (Nr. 9) - August (1580–1601)
- (Nr. 10) - Albrecht Friedrich (1582–1600)
- (Nr. 12) - Joachim (1583–1600)
- (Nr. 13) - Ernst (1583–1613)
- (Nr. 8) - Kurfürst Johann Sigismund (1572–1619)
- Kurfürst Joachim Friedrich ∞ Zweite Ehe: (Nr. 7) - Eleonore von Preußen (1583-1607), Tochter von Albrecht Friedrich von Preußen
- (Nr. 18) - Catharina Sophia (1594-1665), Tochter von Friedrich IV. (Pfalz)
- (Nr. 17) - Elisabeth Charlotte von der Pfalz (1597–1660), Ehefrau von Kurfürst Georg Wilhelm (Brandenburg), Tochter von Friedrich IV. (Pfalz)
- (Nr. 14) - Anna Sophia (1598-1659)
- (Nr. 20) - Georg (1613-1614)
- (Nr. 11) - Albrecht (1614-1620)
- (Nr. 21) - Catharina Sibylla (1615-1615)
- (Nr. 22) - Ernst (1617-1642)
- (Nr. A) - Kurfürst Friedrich Wilhelm (Brandenburg) (1620–1688) ∞ Erste Ehe: (Nr. 24) - Luise Henriette von Oranien (1627-1667), Tochter von Friedrich Heinrich (Oranien)
- (Nr. 28) - Wilhelm Heinrich (1648–1649)
- (Nr. 47) - Karl Emil von Brandenburg (1655–1674)
- (Nr. D) - König Friedrich I. (Preußen) (1657–1713) ∞ Erste Ehe: (Nr. 45) - Elisabeth Henriette von Hessen-Kassel (1661-1683), Tochter von Wilhelm VI. (Hessen-Kassel)
- König Friedrich I. ∞ Zweite Ehe: (Nr. C) - Sophie Charlotte von Hannover (1668-1705), Tochter von Ernst August, Kurfürst von Hannover
- (Nr. 48) - Friedrich August (1685–1686)
- (Nr. 26) - Heinrich (1664-1664)
- (Nr. 27) - Amalia (1664–1665)
- (Nr. 30) - Ludwig (1666–1687)
- Kurfürst Friedrich Wilhelm ∞ Zweite Ehe: (Nr. B) - Dorothea von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg (1636-1689), Tochter von Philipp (Schleswig-Holstein-Glücksburg) (1584-1663)
- (Nr. 31) - Philipp Wilhelm (Brandenburg-Schwedt) (1669–1711)
- (Nr. 91) - Albrecht Friedrich (1672–1731) ∞ Marie Dorothea von Kurland (1684-1743), Tochter von Herzog Friedrich II. Kasimir von Kurland
- (Nr. 92) - Friedrich (1704-1707)
- (Nr. 39) - Karl von Brandenburg (1705–1762)
- (Nr. 38) - Louise (1709-1726)
- (Nr. 40) - Friedrich (1710–1741)
- (Nr. 94) - Friedrich Wilhelm (1714–1744)
- (Nr. 34) - Karl Philipp (1673–1695)
- (Nr. 95) - Christian Ludwig (1677–1734)
- (Nr. 29) - Dorothea (1675-1676)
- (Nr. 11) - Johann Sigismund (1624-1624)
- (Nr. 49) - Sophie Dorothea von Hannover (1687–1757), Ehefrau von König Friedrich Wilhelm I. (Preußen), Tochter von König Georg I. (Großbritannien)
- (Nr. 50) - Friedrich Ludwig (1707–1708)
- (Nr. 51) - Friedrich Wilhelm (1710–1711)
- (Nr. 53) - Charlotte Albertine (1713-1714)
- (Nr. 58) - August Wilhelm Prinz von Preußen (1722–1758) ∞ (Nr. 59) - Luise Amalie von Braunschweig-Wolfenbüttel (1722–1780), Tochter von Ferdinand Albrecht II. (Braunschweig)
- (Nr. 61) - König Friedrich Wilhelm II. (Preußen) (1744–1797) ∞ (Nr. 62) - Friederike von Hessen-Darmstadt (1751-1805), Tochter von Ludwig IX. (Hessen-Darmstadt)
- (Nr. 65) - Friedrich Ludwig Karl Prinz von Preußen (1773–1796), gen. Louis
- (Nr. 66) - Friedrich Wilhelm Karl Georg (1795–1798)
- (Nr. 88) - Karl Heinrich von Preußen (1781–1846), Großmeister der preußischen Johanniter
- (Nr. 87) - Friedrich Wilhelm Karl von Preußen (1783–1851) ∞ (Nr. 84) - Maria Anna Amalie von Hessen-Homburg (1785–1846), Tochter von Landgraf Friedrich V. (Hessen-Homburg)
- (Nr. 89) - Adalbert von Preußen (1811–1873)
- (Nr. 86) - Waldemar von Preußen (1817–1849)
- (Nr. 65) - Friedrich Ludwig Karl Prinz von Preußen (1773–1796), gen. Louis
- (Nr. 56) - Friedrich Heinrich Karl Prinz von Preußen (1747–1767)
- (Nr. 60) - Georg Karl Emil (1758–1759)
- (Nr. 61) - König Friedrich Wilhelm II. (Preußen) (1744–1797) ∞ (Nr. 62) - Friederike von Hessen-Darmstadt (1751-1805), Tochter von Ludwig IX. (Hessen-Darmstadt)
- (Nr. 55) - Anna Amalie, Prinzessin von Preußen (1723–1787)
- (Nr. 67) - Ferdinand von Preußen (1730–1813) ∞ (Nr. 68) - Anna Elisabeth Luise von Brandenburg-Schwedt (1738–1820), Tochter von Friedrich Wilhelm von Brandenburg-Schwedt (1700–1771)
- (Nr. 71) - Friederike Elisabeth Dorothea Henriette Amalie (1761–1773)
- (Nr. 70) - Friedrich Heinrich Emil Carl (1769–1773)
- (Nr. 73) - Louis Ferdinand Prinz von Preußen (1772–1806)
- (Nr. 69) - Friedrich Paul Heinrich August (1776-1776)
- (Nr. 75) - August von Preußen (1779–1843)
- (Nr. 32) - Friederike von Brandenburg-Schwedt (1700-1701)
- (Nr. 33) - Georg Wilhelm von Brandenburg-Schwedt (1704-1704)
- (Nr. 54) - Elisabeth Christine von Braunschweig-Bevern (1715–1797), Ehefrau von König Friedrich II. (Preußen), Tochter von Herzog Ferdinand Albrecht II. (Braunschweig)
- (Nr. 52) - Ludwig (1717-1719)
- (Nr. 57) - Wilhelmine von Hessen-Kassel (1726–1808), Ehefrau von Heinrich Prinz von Preußen, Tochter von Landgraf Maximilian von Hessen-Kassel
- (Nr. 81) - Philippine von Brandenburg-Schwedt (1745–1800), Ehefrau von Landgraf Friedrich II. (Hessen-Kassel), Tochter von Friedrich Wilhelm von Brandenburg-Schwedt (1700–1771)
- (Nr. 72) - Ludwig (1771-1790)
- (Nr. 64) - Wilhelmine (1772-1773)
- (Nr. 63) - (Sohn) (1777)
- (Nr. 76) - (Tochter) (1794)
- (Nr. 77) - Friederike (1799-1800), Tochter von König Friedrich Wilhelm III. (Preußen)
- (Nr. 78) - Friedrich (1804-1806)
- (Nr. 83) - (Sohn) (1806)
- (Nr. 82) - Friedrich Wilhelm Ferdinand von Hessen-Kassel (1806-1806)
- (Nr. 79) - Wilhelm (1811-1813)
- (Nr. 74) - Thassilo (1813-1814)
- (Nr. 80) - (Sohn) (1832)
- (Nr. 88) - Anna (1858-1858)
- (Nr. 93) - unbekannt
Literatur
- DKV-Kunstführer Nr. 426: Berliner Dom. 2. Aufl., Deutscher Kunstverlag GmbH, München Berlin, 1995
Weblinks
- Offizielle Seite des Berliner Doms
- Pflichtangabe
Typ
und/oderID
fehlt, siehe Doku - Staats- und Domchor Berlin
- Berliner Domkantorei
- Innenpanorama Berliner Dom