Der Weiler Gletsch gehört zur Gemeinde Oberwald im Bezirk Goms des Kantons Wallis in der Schweiz.
Er liegt auf einer Höhe von 1759 m unterhalb des Rhône-Gletschers, an der Verzweigung der 1865 und 1895 gebauten Passstrassen von Oberwald zu den Pässen Furka und Grimsel und wird nur in den Sommermonaten von Juni bis September bewohnt. Im Winter ist die Strasse ab Oberwald gesperrt.

Die Hotelierdynastie Seiler schuf seit den 1850er Jahren das Hotel Glacier du Rhône und kaufte beträchtliche Teile des umliegenden Geländes, zu welchem auch Teile des Rhône-Gletschers gehörten. Das Haus erlebte seine touristische Blüte während der Gründerzeit und der Belle Epoque. Die Hotelsiedlung war Relais und Pferdewechselstation vor oder nach der Fahrt über die Pässe (eine Fahrt von Gletsch nach Brig oder Göschenen beispielsweise dauerte 7-8 Stunden); zur Bedeutung trugen die Nähe des Gletschers und das gastgewerbliche Angebot, das auch höchsten Ansprüchen (wie denen des europäischen Hochadels) genügte, wesentlich bei. Vor dem Ersten Weltkrieg bot das Haus unter der Leitung von Joseph Seiler knapp 300 Gästebetten an, in den 1920er Jahren rund 200 und bis in die 1980er Jahre noch 150. Seit den 1950er Jahren wurden Projekte verfolgt, das Tal durch eine Staumauer abzuriegeln und einen Rhone-Stausee zu bilden. Diese Pläne wurden jedoch in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre verworfen.
Zur Aufgabe des Hotelbetriebs in der Tradition der Schweizer Grande Hôtellerie mit zuletzt noch fünf Dutzend Mitarbeitenden durch die Familie Seiler im Jahre 1984 bewogen die Beschränkung der gastgewerblichen Betriebszeit auf dreieinhalb Monate - die Dr. Hermann Seiler, Eigentümer der Hotels von Gletsch bis 1961, als Generaldirektor und Miteigentümer der Seiler Hotels in Zermatt im Dezember 1927 mit der Etablierung der Wintersaison für jenen Ort überwunden hatte, nachdem er bereits 1902 als Präsiden der Sektion Monte Rosa des SAC den "bahnbrechenden" ersten Skikurs in der Schweiz organisiert hatte (NZZ vom 8. Februar 1952, Nr. 282): eine 'mise en valeur', die in Gletsch wegen der Lawinengefahr nicht denkbar ist -, dann das Ende der Pferdekutschenzeit um 1920, das allmähliche Verblassen des rousseauschen, romantischen und victorianischen reisekulturgeschichtlichen Topos der 'Swiss Tour' in den Alpen bei teilweise auch sehr anspruchsvollen Gästen (wie dem europäischen Hochadel), das Schwinden des Gletschers, der Ausbau der Strassen insbesondere seit den 1970er Jahren und die damit verbundene Zunahme von Reisegeschwindigkeit, -komfort und Durchgangsverkehr unmittelbar vor dem Hotel, aber auch die Abnahme der landschaftlichen Attraktivität des Talkessels insgesamt.
Neben dem Hotel mit seinen Nebengebäuden und einer Tankstelle ist in Gletsch der Bahnhof der Dampfbahn Furka-Bergstrecke (bis 1981 Teil der Furka-Oberalp-Bahn) zu finden. Die Schienenverbindung wurde 1915 hergestellt, seit 1922 ist Gletsch auch mit Postautolinien erschlossen.
Da die Bahnlinie auf dem Grund der Familie Seiler lag, stellte diese die Forderung, die Züge zur Mittagszeit eine Stunde in Gletsch warten zu lassen, um die Passagiere zur Einnahme einer Mahlzeit zu bewegen. Ebenso endeten die abendlichen Züge in Gletsch, um die Anzahl der Übernachtungen zu erhöhen.