Als Zombie wird ein zum Leben erweckter Toter (Untoter) oder ein seiner Seele beraubtes, willenloses Wesen bezeichnet. Der Begriff leitet sich offenbar von dem Wort Zumbi aus einer zentralafrikanischen Sprache ab und bezeichnet ursprünglich einen Totengeist.
Zombies im Voodoo
Der Glauben an Zombies ist stark im Voodoo und anderen Yoruba-Religionen vertreten. Besonders in Haiti kennt man diese Geschichten.
Dem Glauben nach kann ein Voodoo-Priester (Houngan), ein schwarzmagischer Bokor oder eine Priesterin (Mambo) einen Menschen mit einem Fluch belegen, worauf dieser dann scheinbar stirbt (Scheintod). Tage später kann er den Toten dann wieder zum Leben erwecken. Dieser wird dann als Arbeitssklave missbraucht. Diese Zombies nennt man auch Zombie cadavres. Sie gelten als absolut willenlos.
Eine verbreitete Idee ist, dass dabei ein Pulver eine wichtige Rolle spielt. Es werde gebraucht, um das Opfer in einen hirntodähnlichen Zustand zu versetzen, etwa vermischt mit Juckpulver auf die Haut des Opfers geblasen, das dann das Gift in kleinen Wunden beim Kratzen aufnimmt. Das Gift ruft schnell krankheitsähnliche Symptome hervor, das Opfer stirbt. In dem Glauben, dass dieser Mensch nun tot sei, werden die Opfer begraben. Nach einer bestimmten Zeit taucht der Zauberer am Grab auf, wo er sein Opfer ausgräbt und ihm ein Gegenmittel verabreicht. Dieses Mittel soll ein starkes Gift, etwa Atropin bzw. Hyoscyamin, sein, das dem Betroffenen bei Aufwachen seine Sinne und sein Bewusstsein raubt. Der Zombie sei dann seinem Herren hörig und verrichte ab sofort Schwerstarbeiten.
In Haiti ist die Angst vor solchen Wiederbelebungen noch verbreitet, so dass ein Verstorbener oftmals vergiftet, mit einem Pfahl erstochen oder zerstückelt wird. Es kommt auch vor, dass die Gräber noch tagelang von Angehörigen bewacht werden.
Wade Davis gab in seinem populärwissenschaftlichen Buch The Serpent and the Rainbow an, dass sich diese Zustände u. a. mit Hilfe von Tetrodotoxin herbeiführen lassen.
Eine weitere Form des Zombies ist der Zombie astrale. Dieser stellt eine verlorene Seele dar, die von ihrem Körper getrennt wurde. Auch sie kann von einem Zauberer eingefangen und dann für bestimmte Dienste benutzt werden. Die Seele des Opfers befindet sich dabei in einem kleinen, tönernen Gefäß oder in einer Flasche (Zombie Astral) im Besitz des Zauberers.
Verschiedene Riten, die den Totenkult betreffen, werden heute noch in Haiti oder im Süden der USA praktiziert. Solche Zeremonien werden größtenteils den Anhängern des Petrokults (eine der Schwarzmagie zugewandten Gruppe des Voodoo) zugeschrieben.
Zombies in den Medien
Zombies werden oftmals als Schreckensfiguren in Horrorfilmen, in entsprechenden Comics oder Computerspielen dargestellt. Sie sind meistens tumb umherirrende Untote mit Hunger auf Menschenfleisch.
Der erste Film über Zombies war Victor Halperins White Zombie von 1932 mit Bela Lugosi in der Hauptrolle (Download), in dem die Darstellung der wandelnden Untoten noch sehr dem Voodoo-Glauben der Arbeitssklaven entspricht. Im Film I Walked with a Zombie – Ich ging mit einem Zombie von Jacques Tourneur ist der Zombie eine fast traurige, friedliche Gestalt. Erst die bekannten Filme von George A. Romero, wie Die Nacht der lebenden Toten und Zombie – Dawn of the Dead machten die Figuren zu Fleisch fressenden Horrorfilm-Monstern. Mittlerweile sind Zombies fester Bestandteil der Popkultur. Der Zombiefilm bildet ein eigenes Subgenre. In den letzten Jahren zeichnet sich der Trend zu einer neuen Interpretation des Zombiestoffs ab; anstatt tumb umherzuirren, sind die „neuen“ Zombies erstaunlich schnell und zielgerichtet (wobei das Ziel dasselbe bleibt – Menschenfleisch). Ein bekanntes Beispiel dafür ist das Remake von Dawn of the Dead von Zack Snyder. Es sind aber auch humoristische postmoderne Darstellungen des Zombie-Motivs wie Braindead oder Shaun of the Dead entstanden.
Interessant ist anzumerken, dass es in den meisten Zombiefilmen eine gesellschaftskritische Konstante gibt: Die größte Gefahr für die Charaktere geht nicht unbedingt von den Zombies aus, sondern von den Mitmenschen, die wegen der dramatischen Situation in ein Sicherheitsdilemma geraten: Der Wegfall von Normen und Werten, der im Zombiefilm typischerweise mit der Invasion der Untoten einhergeht, und die Angst um die eigene Sicherheit – gepaart mit Opportunismus und Egoismus – erzeugen zwischen den Charakteren ein Klima der Feindseligkeit, das Kooperation verhindert. Dieser Tatsache fallen – zumindest indirekt – viele der Charaktere zum Opfer: der Mensch wird des Menschen Wolf („Homo homini lupus.“, Thomas Hobbes). Dieses Schema lässt sich problemlos auf die tatsächliche Welt ummünzen, da es im Endeffekt egal ist, ob die Gefahr von Zombies ausgeht oder von Krieg, Hunger und Arbeitslosigkeit.
Die Zombies dienen auch als Metapher für abgestumpftes, "totes" Dahinvegetieren, für passiven Konsum und Desinteresse, im Gegensatz etwa zur Rebellion. So griff z.B. die Punk-Bewegung das Zombiemotiv häufig auf, u.a. als Artwork auf Plattencovern oder T-Shirts .
Die Zombies der neueren Filme ähneln immer mehr älteren Vorstellungen von lebenden Toten. Beispielsweise droht die wütende Göttin Ischtar im Gilgamesch-Epos:
- Schaffst du mir aber den Himmelsstier nicht,
- So zerschlag ich die Türen der Unterwelt,
- Zerschmeiß ich die Pfosten, laß die Tore weit offenstehn,
- Laß ich auferstehn die Toten, daß sie fressen die Lebenden,
- Der Toten werden mehr sein denn der Lebendigen.
Albert Schott (Übersetzer), Das Gilgamesch-Epos, Reclam Verlag 1988, S.58
Als Videospiel, das die Zombie-Thematik behandelt, ist besonders Resident Evil, dem auch zwei Spielfilme: Resident Evil und Resident Evil: Apocalypse folgten, sehr bekannt. Hierbei verwandeln sich Menschen allerdings durch bestimmte gezüchtete Viren zu Zombies.
Die Zombies aus Resident Evil wurden von anderen Videospielen „übernommen“, z.B. Half-Life, wobei dort die Zombies ursprünglich Wissenschaftler waren. Diese haben sich als Wirt außerirdischer Wesen, den so genannten Headcrabs, zu einem zombieähnlichen Wesen gewandelt. Viele Rollenspiele wie Diablo 2 oder Gothic 2 beinhalten ebenfalls Zombies als „Standard-Untote“.
Zombies in der Philosophie
In der Philosophie sind Zombies hypothetische Wesen ohne Bewusstsein, die sich jedoch wie Menschen verhalten. Man unterscheidet Zombies, die von einem echten Menschen äußerlich nicht unterschieden werden können, oder Zombies, die zwar nach dem gleichen Bauplan wie ein echter Mensch gebaut sind, jedoch z. B. aus anderen Materialien. Beispiel: Bei einem Menschen werden nach und nach alle Nervenzellen durch siliziumbasierte Mikrochips ersetzt, die exakt die gleiche Wirkungsweise wie eine Nervenzelle haben (die Frage der technischen Machbarkeit wird dabei bewusst außen vor gelassen).
Philosophische Zombies spielen eine Rolle in diversen Bewusstseins- und Gedankentheorien.
Literatur
- Wade Davis: The Serpent and the Rainbow, Warner Books, 1994 (Ein Ethnologe untersucht den Zombie-Mythos), ISBN 0-684-839-296
- Dendle, Peter: The Zombie Movie Encyclopedia, McFarland & Company, Inc.: Jefferson, North Carolina 2001, ISBN 0-786-408-596
- Max Brooks: Der Zombie Survival Guide – Überleben unter Untoten, Goldmann, 2004, ISBN 3-442-458-099
Weblinks
- Eintrag in Edward N. Zalta (Hrsg.): Stanford Encyclopedia of Philosophy.
- David Chalmers' Seite mit reichhaltigen Ressourcen (englisch)
- The Zombie Survival Guide von Max Brooks (englisch)
- "Verliebt, verlobt und aufgefressen!" Zombies-auf-DVD-Special aus 2004 in EVOLVER.at