Walter Heeß

deutscher Polizist, im Dritten Reich Leiter des Kriminaltechnischen Instituts (KTI) im Amt V
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Walter Heeß (* 30. Dezember 1901 in Ludwigsburg, am 2. Dezember 1951 vom Amtsgericht Berlin-Zehlendorf für tot erklärt), war im Dritten Reich Leiter des Kriminaltechnischen Instituts (KTI) im Amt V (Reichkriminalpolizeiamt - RKPA) des Reichssicherhauptshauptamtes (RSHA).


Entwicklung des Gaswagens

Dr. Heeß und Dr. Widmann erarbeiteten auch eine effektive Tötungsmethode für Geisteskranke in den eroberten Ostgebieten. Dabei wurde die Möglichkeit besprochen, statt des über weite Entfernungen schwierigen Transports von Kohlenmonoxydgasflaschen, Autoabgase für die Vergiftung der Opfer zu verwenden. Arthur Nebe und Dr. Heeß machten daher den Chef des Reichssicherheitshauptamtes Reinhard Heydrich den Vorschlag, fahrbare Gaskammern einzusetzen, indem Lkw mit einem gasdichten Kastenaufbau versehen werden sollten, in dem dann die Autoabgase mit einem Schlauch eingeleitet werden können. Heydrich akzeptierte diesen Vorschlag und beauftragte Ende September, Anfang Oktober 1941 den Leiter der Amtsgruppe II D (Technische Angelegenheiten), SS-Obersturmbannführer Walter Rauff, mit der technischen Ausführung. Dieser leitete den Auftrag an SS-Hauptsturmführer und Hauptmann der Schupo Friedrich Padel, den Leiter des Referates II D 3 (Kraftfahrwesen der Sicherheitspolizei) weiter. An einer ersten „Probevergasung“ wenige Wochen später im KZ Sachsenhausen mit einem Prototyp des Gaswagens, nahm neben den Mitarbeitern Dr. Theodor Friedrich Leiding und Dr. Helmut Hoffmann sowie weiteren SS-Offizieren auch Dr. Heeß teil. Vor der Staatsanwaltschaft Düsseldorf beschrieb Dr. Leiding 1959 diesen Vorgang wie folgt:

"Ich wurde eines Tages aufgefordert, mit nach Sachsenhausen zu fahren. Außer mir fuhren dann nach Sachsenhausen Dr. Heeß und ich glaube auch andere Angehörige des KTI mit ... Aus den Baracken kam eine größere Gruppe von nackten Männern heraus, die in den Lkw einsteigen mußten. Es kann auch sein, daß sich die Männer vor den Baracken haben ausziehen müssen. Die Männer stiegen in den Lkw rein, wie wenn man in einen Omnibus steigt. Sie hatten offenbar keine Ahnung, was mit ihnen passieren sollte. Die Zahl der Männer, die den Wagen bestiegen, mag vielleicht 30 betragen haben. Dann ist der Wagen weggefahren... Es ist mir auch noch gesagt worden, die Leute, die in den Wagen gestiegen seien, seien Russen und hätten sonst erschossen werden müssen. Man wollte sehen, ob man sie auf diese Weise töten könne. Wir sind dann zu einem anderen Ort gegangen, wo wir den Wagen wieder antrafen. Es stellte sich jetzt heraus, daß man durch ein Guckloch oder eine Scheibe in den Wagen hineinsehen konnte, der erleuchtet war. Man konnte sehen, daß die Leute tot waren. Dann wurde der Wagen geöffnet. Einige Leichen fielen heraus, die anderen wurden von Häftlingen ausgeladen. Die Leichen hatten, wie von uns Chemikern festgestellt wurde, das rosa-rote Aussehen, wie es für Menschen typisch ist, die an einer Kohlenoxydgasvergiftung gestorben sind."

Zusammen mit Dr. Widmann verfasste Dr. Heeß einen Bericht über die „Probevergasung“ für Heydrich, der daraufhin den Auftrag zur Fertigung weiterer Gaswagen erteilte. Die erforderlichen Erprobungen wurden vom KTI vorgenommen, das hierfür Dr. Widmann abstellte.

Dr. Walter Heeß war ein typischer Vertreter einer radikalen Tätergruppe im KTI, die dessen Sonderstellung im RKPA ausmachten und die herkömmlichen Grenzen der Polizeiarbeit weder kannten, noch akzeptierten. So äußerte sich Dr. Heeß gegenüber seinem Referatsleiter V D 1, Dr. Walter Schade, über einen Besuch in der T4-Tötungsanstalt Sonnenstein in Pirna, bei dem er einer Vergasung von Kranken mit Kohlenstoffmonoxid beiwohnte, dass man es sich im totalen Krieg nicht leisten könne, unheilbar Kranke durchzufüttern, wenn zudem Platz und Pflegepersonal dringend für Lazarette gebraucht würden.

Aus der evangelischen Kirche ist Dr. Heeß erst relativ spät Anfang der 40er Jahre ausgetreten.

Literatur

  • Wildt, Michael: Generation des Unbedingten. Das Führungskorps des Reichssicherheitshauptamtes, Hamburger Edition HIS Verlagsges. mbH, 2002, ISBN 3-930908-75-1
  • Kogon, Eugen, Langbein, Hermann, Rückerl Adalbert u.a. (Hg.): Nationalsozialistische Massentötungen durch Giftgas, Frankfurt 1986, Fischer-Verlag, ISBN 3-596-24353-X
  • Hilberg, Raul: Die Vernichtung der europäischen Juden, Frankfurt a.M. 1990, Fischer-Taschenbuchverlag, ISBN 3-596-24417-X