Le Mont-Saint-Michel

französische Gemeinde im Département Manche
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Der Mont-Saint-Michel ist eine felsige Insel im Wattenmeer an der Mündung des Couesnon etwa 1 km vor der Küste der Normandie, nahe Avranches und der Grenze zur Bretagne. Die Insel ist berühmt für das auf ihr erbaute Benediktinerkloster (11. bis 16. Jahrhundert), das die nur ca. 55.000 m² (Umfang ca. 830 m) große Insel dominiert. Es ist eines der schönsten Beispiele für französische mittelalterliche Architektur und für eine befestigte Abtei.

Mont-Saint-Michel

Mont-Saint-Michel ist auch eine Stadt (Département Manche, Region Basse-Normandie, 50 Einwohner 1999), die schon 708 gegründet wurde, im Mittelalter von Pilgern und heute vom Tourismus lebt.

Im Kloster leben und arbeiten noch heute Benediktinermönche, obwohl der Mont Saint-Michel zu einer großen Touristenattraktion geworden ist, die etwa 3,5 Millionen Menschen jährlich besuchen. Der Berg und seine Bucht gehören seit 1979 dem Weltkulturerbe der UNESCO an.

Geschichte

 
Buchmalerei aus den Très Riches Heures du Duc de Berry um 1415

Vor dem Bau des ersten Sakralbaus im 8. Jahrhundert trug die Insel den Namen Mont Tombe. Nach der Legende erschien 708 der Erzengel Michael Aubert, dem Bischof von Avranches, mit dem Auftrag zum Bau einer Kirche auf der Felseninsel. Aber der Bischof folgte auch der mehrfach wiederholten Aufforderung nicht, bis der Engel ihm mit seinem Finger ein Loch in den Schädel brannte.

Der Mont-Saint-Michel kommt auch in der Artussage vor: Hier soll ein Riese gelebt haben, den Artus erschlug.

Im Jahr 933 annektierten die Normannen die Halbinsel Cotentin, wodurch die Insel strategisch bedeutsam an die Grenze zur Bretagne zu liegen kam. Eine erste Kirche im vorromanischen Stil wird errichtet, und die festungsartige Insel widersteht den Raubzügen der Wikinger. 966 gründet eine Gruppe von Benediktinermönchen das Kloster. In den folgenden Jahrhunderten werden Herzöge und Könige die großartige Architektur des Klosters finanzieren. 1017 begann Abt Hildebert II. mit dem Bau der zentralen Klosteranlage, die erst 1520 fertig gestellt sein sollte.

Im 12. Jahrhundert war die Abtei Ziel großer Pilgerströme und verfügte über große Macht und Einfluss, was sich auch in der Gründung zahlreicher Tochterabteien niederschlug, so z. B. St Michael's Mount in Cornwall. Die Normandie kam zum französischen Königreich, und Philippe Auguste, König von Frankreich, ermöglichte im 13. Jahrhundert den Ausbau des Klosters im gotischen Stil (Das Gebäudeensemble La Merveille).

Der Niedergang begann mit dem Hundertjährigen Krieg. Mont-Saint-Michel wurde von den Engländern von 1424 bis 1434 belagert, aber zu keinem Zeitpunkt eingenommen. Die Stadt wurde dennoch fast vollständig zerstört. Trotzdem zog das Kloster in der Mitte des 15. Jahrhunderts noch Pilger an. Ein besonders bemerkenswertes Phänomen sind die zahlreichen Kinderwallfahrten aus Deutschland in den Jahren um 1456 bis 1458. Allein aus der süddeutschen Reichsstadt Schwäbisch Hall zogen 1458 etwa 100 Knaben zum Mont-Saint-Michel. 1469 wurde die Abtei Sitz des neu gegründeten Ritterordens Ordre de Saint-Michel.

Zwar wurde noch 1520 der Chor im spätgotischen Stil (Flamboyant) fertig gestellt, aber mit der Reformation und den anderen Umwälzungen der Neuzeit ging es weiter bergab. Zur Zeit der Französischen Revolution war das Kloster fast verlassen. Es wurde geschlossen (erst 1966 sollten die Mönche zurückkehren) und in ein Gefängnis umgewandelt, das ursprünglich für Regimegegner aus den Reihen des Klerus angedacht war. Der Berg erhielt den Namen Mont Libre, was dem Verwendungszweck zweifellos Hohn sprach. Zwischen 15 000 und 18 000 Menschen saßen hier ein, auch einige wichtige politische Häftlinge wie Raspail und Barbès, bis ab 1836 eine Bewegung um Victor Hugo sich für die Wiederherstellung des ihrer Meinung nach architektonischen Schatzes von nationalem Rang einsetzte. 1863 erfolgte die Schließung des Gefängnisses.

1874 wurde der Mont-Saint-Michel zum Denkmal (Monument historique) erklärt.

Natur

 
Mont-Saint-Michel umgeben vom Watt
 
Plan der Insel

Ursprünglich war die Insel nur bei Niedrigwasser von der Küste zu erreichen. Um 1879 wurde dann ein Damm gebaut, über den eine Straße die Insel gezeitenunabhängig mit der Küste verbindet. Allerdings kann es durch Sturmfluten noch heute dazu kommen, dass die Insel vom Festland abgeschnitten wird.

Durch den Bau des Dammes, der die natürlichen Meeresströmungen unterbricht, versandet die Bucht immer mehr. Zudem wurden jahrhundertelang Küstengebiete trockengelegt, um Ackerland zu schaffen. Durch die Kanalisierung des Flusses Couesnon wurde die Entwicklung nur noch verstärkt, so dass der Inselcharakter von Mont-St.-Michel immer mehr verloren ging.

Inzwischen (2004) wurde beschlossen, dass Damm und Parkplätze entfernt werden. Der Damm wird durch eine Stelzenbrücke ersetzt, auf der Personen und Material mit Pendelzügen transportiert werden sollen. Im Herbst 2004 sollten die Bauarbeiten beginnen.

Mit immensem Aufwand will Frankreich nun die Versandung der Bucht um die berühmte Benediktinerabtei Mont-Saint-Michel vor der Küste der Normandie stoppen. Premierminister Dominique de Villepin gab am 16. Juni 2006 den Startschuss für die auf sechs Jahre angelegten Bauarbeiten, die 164 Millionen Euro kosten sollen.

Im Zentrum der Bauarbeiten steht bis 2008 der Bau eines Gezeitendamms an der Mündung des Flusses Couesnon. Die Sperre soll bei Flut Meerwasser in den Fluss lassen, das dann bei Ebbe mit gehörigem Druck wieder abgelassen wird und wie eine Toilettenspülung Sand und Sedimente aus der Bucht tragen soll. 2012 soll der bisherige Damm, auf dem eine Straße den Mont-Saint-Michel mit dem Festland verbindet, durch eine Brücke ersetzt werden. Auch dies soll dazu beitragen, dass das Wasser besser aus der Bucht ablaufen kann.

Nach rund zehn Jahren soll sich der Wasserstand in der Bucht damit um rund 70 Zentimeter erhöhen und der Berg wieder eine richtige Insel werden. Während der Bauarbeiten bleibt das Monument geöffnet.

Die Gezeitenkräfte sind hoch in der Gegend um den Berg, Victor Hugo sprach sogar von Fluten „à la vitesse d'un cheval au galop“ („mit der Schnelligkeit eines Pferdes im Galopp“) - tatsächlich kommt das Wasser mit ca. 1 Meter pro Sekunde. Auch der Tidenhub liegt bei bis zu 14 Metern. Mittelalterliche Pilger gaben der hoch über dem Meer aufragenden Abtei deshalb auch den Namen „Mont-Saint-Michel au péril de la mer“ (lat. „Mons Sancti Michaeli in periculo mari“, „Mont-Saint-Michel in den Gefahren des Meeres“), sie mussten schließlich noch ihren Weg durch die bei Ebbe zurückgewichenen Fluten suchen. Auch heute ist der Weg von der Küste über das Watt wegen der schnell kommenden Flut und Treibsänden immer noch gefährlich. Von Genêts in der Normandie vorbei an der unbewohnten Felseninsel Tombelaine gibt es geführte Wattwanderungen (7 km) zum Mont-Saint-Michel.

Trivia

Für die filmische Umsetzung von J.R.R. Tolkiens Epos Herr der Ringe haben die Produktionsdesigner um Peter Jackson vor Ort recherchiert um die Konstruktion der Minas Tirith-Modelle, Hauptstadt von Gondor, zu optimieren.

Literatur

Commons: Category:Mont Saint-Michel – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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