Benninghausen ist ein Stadtteil von Lippstadt im Kreis Soest in Nordrhein-Westfalen.
Benninghausen Stadt Lippstadt
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Koordinaten: | 51° 39′ N, 8° 15′ O |
Höhe: | 79,5 m ü. NN |
Fläche: | 8,51 km² |
Einwohner: | 1842 (30. Juni 2017)[1] |
Bevölkerungsdichte: | 217 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. Januar 1975 |
Postleitzahl: | 59556 |
Vorwahl: | 02945 |
Geographie
Lage
Benninghausen liegt im westlichen Teil des Lippstädter Stadtgebiets an der Lippe auf einer Terrassenlandschaft, die von 71 auf 88 Meter von Nord nach Süd ansteigt. Im Osten grenzt es an die Stadtteile Hellinghausen und Herringhausen, im Westen an Eickelborn und Lohe. Südlich gelegen ist das Stadtgebiet von Erwitte, im Norden bildet die Lippe die Grenze zur Gemeinde Wadersloh. In Bennighausen liegt an einem uralten Lippeübergang von der Soester Börde zum Münsterland.(Zunächst Furt, Fähre, jetzt Brücke).
Namens-Herkunft
Nach Angaben im Westfälischen Ortsnamenbuch zur Namensherkunft der Gemeinden im Kreise Soest bedeutet Benninghausen: bei den Häusern der Leute von Bennink(o).
Gliederung
Benninghausen besteht aus dem Hauptort Benninghausen sowie vier weiteren Bauerschaften: Benninghauser Heide, Hemmissen, Ünninghausen sowie der Kaldewei.
Geschichte
Allgemeines
Ein Gründungsdatum der bis zur kommunalen Neuordnung im Jahr 1975 selbstständigen Gemeinde ist nicht eindeutig festzulegen. Die älteste urkundliche Erwähnung ist im 12. Jahrhundert (27. September 1124) zu finden; frühe Siedlungsspuren wurden bereits im 9. Jahrhundert nachgewiesen. Benninghausen ist demnach zwar über 1200 Jahre, gesichert aber annähernd 900 Jahre alt. Benninghausen zählt zu den ältesten Stadtteilen Lippstadts.
Gründung des Klosters
Kloster Benninghausen: Im Jahr 1240 übergab Johann von Erwitte als Schenkung die Eigenkirche an den Zisterzienserinnen-Orden als Klosterkirche. In dieser Zeit wurden in einer regelrechten Gründungswelle allein im Erzbistum Köln 25 Frauenklöster gegründet. Aufgenommen wurden adelige Jungfrauen, Witwen und häufig verheiratete Frauen, die mit Genehmigung ihrer Männer ihre weltliche Ehe in eine geistliche mit Christus als Bräutigam umwandelten. Die Männer waren damit frei für eine neue Ehe; eine Scheidung war zu der Zeit nicht möglich. Die Anzahl der Nonnen war auf 50 begrenzt. In der Mitte des 14. Jahrhunderts wurde die baufällig gewordene Kirche durch einen Neubau in gotischen Formen ersetzt.
15. Jahrhundert
Zum Anfang des 15. Jahrhunderts wurde die jetzige Kirche durch die Äbtissin Anna von Ketteler erbaut. Die Kreuzigungsgruppe (um 1540) wurde erst in jüngerer Zeit dem Bildhauer Johann Brabender aus Münster (Westfalen) zugeschrieben.
Der alte Wehrturm, erbaut in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts, dient heute noch als Glockenturm. Erst gegen Ende der 1950er Jahre konnten die letzten Kriegsschäden beseitigt werden, und zum Anfang der 1980er erfolgten archäologische Ausgrabungen sowie die Innenrenovierung und Erneuerung der Dacheindeckung an Turm und Kirche.
Nach der Schenkung an den Orden wuchs die Anzahl der Nonnen im Kloster rasch; so hatte es bereits 40 Jahre nach Gründung seine maximale Kapazität erreicht. Trotz Soester Fehde, der Reformation und dem dreißigjährigen Krieg überstand das Kloster mit seinen Bewohnern diese schweren Zeiten und konnte seinen Besitz durch Zukäufe, Mitgiften der Nonnen und natürlich durch eigene Arbeit noch steigern.
18. und 19. Jahrhundert
Zum Anfang des 18. Jahrhunderts entstand dann ein Neubau des Klosters, initiiert durch die Äbtissin Elisabeth von Oheimb. Zum gleichen Zeitpunkt entwickelte sich das Kloster zu einem Damenstift mit katholischer Prägung.
Von der Mitte bis zum Ende des gleichen Jahrhunderts führten die hohen Kriegslasten des siebenjährigen Krieges das Kloster in eine hohe Verschuldung. Das Ende kam, nachdem das Herzogtum Westfalen 1802 an das Großherzogtum Hessen übergegangen war. 1804 wurde der Klosterbetrieb dann gleichzeitig mit der Aufhebung zahlreicher anderer Klöster (Säkularisation) durch das Großherzogtum Hessen aufgehoben.
Mit dem Übergang der westfälischen Provinz des Großherzogtums Hessen 1816 an Preußen gingen auch die verbliebenen Besitztümer des Klosters Benninghausen Ende 1819 in den Besitz Preußens über.
König Friedrich Wilhelm III. (Preußen) genehmigte die Gründung eines Landarmen- und Arbeitshauses durch den Oberpräsidenten der Provinz Westfalen, Ludwig von Vincke (nach dem eine Straße in Benninghausen benannt ist), 1820. In späteren Jahren werden zudem Zöglinge, Trinker und Kriegsgefangene hier untergebracht.
Erster und Zweiter Weltkrieg
Zum Ende des Ersten Weltkriegs wurde aus dem Arbeitshaus ein Hilfsgefängnis. Daneben entstand auf dem Westhof eine Einrichtung für Lungenkranke. In der Zeit des Nationalsozialismus wurden hier zusätzlich geisteskranke Menschen untergebracht. Hinzu kamen zunächst politische Gefangene aus der Umgebung und später lungenkranke Jugendliche aus dem KZ Moringen. In dieser Zeit werden in Eickelborn und Benninghausen zahlreiche Menschen misshandelt oder im Rahmen des „Euthanasieprogramms“ der Nazis ermordet. Siehe hierzu KZ Benninghausen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg gelangte die gesamte Einrichtung in die Trägerschaft des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe, der eine Landespflegeanstalt mit einer Arbeitshausabteilung gründete. Im Verlauf der weiteren Jahre wurde die Lungenheilstätte im Westhof geschlossen sowie das inzwischen gegründete Landeserziehungsheim nach Dorsten verlegt.
Mit der Einrichtung einer staatlichen Schule für Krankenpflege wurde aus der Landespflegeanstalt erst ein Landeskrankenhaus, dann die westfälischen Kliniken für Psychiatrie und schließlich das heutige westfälische Pflege- und Förderzentrum.
Parallel dazu entwickelte sich Benninghausen mehr und mehr und seine Einwohnerzahl wuchs auch auf die Tatsache hin, dass die unterschiedlichen Einrichtungen der Kliniken Arbeitsplätze boten und die Mitarbeiter sich in Benninghausen und Umgebung niederließen.
Nachkriegszeit bis heute
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges nahm die Bevölkerungszahl von Benninghausen sprunghaft zu.
Um den zahlreichen Vertriebenen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten eine neue Heimat zu geben, entstand auch in Benninghausen zum Ende der 1950er und zum Anfang der 1960er Jahre eine neue Siedlung für über 50 Familien.
Am 1. Januar 1975 wurde die bis dahin selbstständige Gemeinde Benninghausen in die Stadt Lippstadt eingemeindet.[2] Damit endete die Zugehörigkeit Benninghausens zum Amtsbezirk Erwitte.Von 1975 bis 2004 war Giesbert Koerdt CDU Ortsvorsteher. Von 2004 bis heute ist Josef Franz Ortsvorsteher.
Im Verlauf der weiteren Jahre wurde der Ort um weitere Baugebiete erweitert, so dass die Einwohnerzahl Benninghausens auf etwa 2000 angestiegen ist.
Benninghausen heute
Benninghausen gehört zu den größten Stadtteilen; Industrie und Handwerk sind in einem angegliederten Gewerbegebiet angesiedelt. Neben klassischen Handwerksbetrieben (Bäckerei, Frisör, Schreinerei, Schlosserei, Gas-/Wasserinstallation) schaffen ebenfalls Industrieunternehmen sowie verschiedene Einrichtungen wie z. B. die psychiatrische Klinik des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) weit über 500 Arbeitsplätze.
In Benninghausen wurde 1969 der erste Großgasbehälter in Kugelform errichtet (Inhalt: 1,5 Millionen Liter Flüssiggas).
Benninghausen verfügt über eine eigene Grundschule und einen Kindergarten.
Sehenswert ist die denkmalgeschützte Kirche St. Martin
Politik
Wappen
Das Wappen zeigt ein rotes oberes und ein silbernes unteres Feld. Oben ist ein wachsender goldener Löwe (aus dem Wappen der Familie von Erwitte, den Klostergründern), unten das durchgehende schwarze Kreuz Kurkölns dargestellt. Benninghausen gehörte bis 1830 zum Erzbistum Köln.
Verkehr
Der Betriebsbahnhof Benninghausen liegt an der Bahnstrecke Hamm–Warburg.
Literatur
- Hartwig Walberg (Hrsg.): Benninghausen. Beiträge zur Ortsgeschichte. Schützenverein „St. Martin Benninghausen“, Lippstadt-Benninghausen 1989, ISBN 3-924200-04-1.
- Martin Gunga: Medizin und Theologie in der öffentlichen Sozialfürsorge des 19. Jahrhunderts am Beispiel des Landarmen- und Arbeitshauses Benninghausen 1820–1945. Burgverlag, Tecklenburg 1984, ISBN 3-922506-08-9.
- Elisabeth Elling-Ruhwinkel: Sichern und Strafen. Das Arbeitshaus Benninghausen (1871–1945). Schöningh, Paderborn u. a. 2005, ISBN 3-506-71344-2.
Siehe auch
- Liste der Baudenkmäler in Lippstadt (siehe Benninghausen)
Einzelnachweise
- ↑ Wohnbevölkerung am 31. Dezember 2013, abgerufen am 19. Januar 2014
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 334 f. (Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF; 41,1 MB]).