Dollart

deutsch-niederländische Meeresbucht
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Westlich der Emsmündung bei Pogum, gegenüber der Seehafenstadt Emden erstreckt sich der Dollart, eine fast 100 km² große Meeresbucht, die den über 3 km breiten Dollartmund bei der Landzunge "Punt van Reide" mit der Außenems und somit der Nordsee verbindet.

Entstehungsgeschichte

Die Bucht ist das Ergebnis von Meereseinbrüchen zwischen 1362 (Zweite Marcellusflut) und 1509. Nach zahlreichen Einpolderungen von 17. bis zum 20. jahrhundert ist der Dollart heute auf etwa 1/3 seiner ursprünglichen Fläche geschrumpft. Der jüngste Polder ist an der Ostseite der 1877 eingedeichte Kanalpolder.

Durch die Entstehung des Dollart sind mindestens 30 Dörfer untergegangen. Nach Angaben des ostfriesischen Chronisten Otto Galama Houtrouw gingen folgende Ortschaften und Klöster im Dollart unter: Beerum, De Borg, Nesse, Fletum, Wilgum, Jansum, Ludgerskerk, Peterswolde, Liede, Torum, Westerreide, Osterreide, Homburg, Tyseer, Beda, Hakkelsum, Uiterpauwinge, Fymar, Stokdorp, Ewitsweer, Duweler, Santerdorp, Saxumerwolde, Harmesolde, Saxum, Okkeweer, Uiterbeerte, Garnie, Wynemeer, Homingeham, Blyham, Harkenborg, Megenham, Medum, Bundergarteny, Exterhuis, Stocksterhuis, Reiderwolde, de Beerte, Palmar, Meerhusen, Merkhusen, Vynelham, Aikeweer, Zwaag, Torpren, Hovingogast, Donnella, Ost- und Westfinserwolde, Oud Exterhuis, Menterwolde, Astok, Midwolde und Ostwolde.

Geografie

Der Dollart kann sowohl als Flussbucht wie als Meeresbusen betrachtet werden, in dem Nordseewasser und das Süßwasser der Zuflüsse stärker durchmischt werden. Küstenform und Wasserverhältnisse schaffen einen Brackwasserraum mit unterschiedlichem Salzgehalt.

Bei Niedrigwasser fallen etwa 78 % der Dollartfläche als Watt trocken. Während dieser zeit und vor allem bei Ablaufen des Wassers suchen viele Wat- und Entenvögel die weiten Flächen nach Nahrung ab. Zwischen dem Watt und dem Seedeich erstreckt sich im Westen, Süden und Osten ein saum aus etwa 1100 ha großen und 100 bis 1200 m breiten Vorländern, wovon 336 ha Deichfuß wattwärts auf die deutsche Seite entfallen.

An der Nordseite trennt der Geiserücken den Dollart vom Emslauf. Ab 1872 sind Strombuhnen, ab 1900 und 1930 Trenn- und Leitwerke von der deutschen Wasserbauverwaltung angelegt worden, um den Geiserücken festzulegen und aufzuhöhen. Diese Strombaumaßnahmen dienten ausschließlich zur Stützung des Emder Fahrwassers. Daher erfolgt heute die Füllung und Leerung des Dollarts im Wesentlichen durch den Dollartmund.

Die niederländische, etwa 2 km lange Landzunge "Punt van Reide" im Dollart ist aus festem Klei aufgebaut und stellt wie das Schafland auf der deutschen Seite den Rest des alten Emsuferwalles dar. Es wird an der Nord- und Ostseite durch Buhnen und Deckwerke geschützt, die bereits 1738 vorhanden waren.

Alle Deichstrecken am südlichen und westlichen Rand des Dollarts sind in den 70er und 80er Jahren erhöht und verstärkt worden. Der Sand für den Kern der Deiche stammte z. T. aus der Außenems, z. T. aus dem Dollartmund.

Grenzverlauf

Der Dollart wird von der deutsch-niederländischen Staatsgrenze durchschnitten. Sie führt bei Nieuwe Statenzijl in nordnordwestlicher Richtung auf den Außenhafen von Emden zu und biegt im Nordteil nach Westen ab. Über die genaue Lage der Ost-West verlaufenden Grenze gibt es keine einheitliche deutsch-niederländische Auffassung.

Naturschutz

Der niederländische Teil des Dollart (niederländisch: Dollard) steht seit 1977 unter Naturschutz und ist seit 1990 Ramsar-Gebiet, der etwa 30 % der Bucht ausmachende deutsche Dollart wurde 1980 als Naturschutzgebiet ausgewiesen, soweit er zum Kreisgebiet Leer/Ostfriesland gehört.