Gunhild Klöckner

Deutsche Lehrerin und Zeitzeugin
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Gunhild Klöckner (* 21. Januar 1934 in Köln) ist eine deutsche Lehrerin. Sie engagiert sich als Zeitzeugin und berichtet über Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland.

Gunhild Klöckner ist Tochter von Dr. Rudolf Hartung der Arzt in Köln war - aber nicht nur das: schon 1930 in die NSDAP eingetreten, stieg er 1932 zum Gauobmann des Nationalsozialistischen Ärztebundes und damit zum höchsten ärztlichen Parteirepräsentanten im Gau Köln-Aachen auf, eine Funktion, die er seit 1934 als Gauamtsleiter für Volksgesundheit bis 1945 behielt. 1938/39 schließlich wurde er zum Leiter der rheinischen Bezirksstellen der 1936 geschaffenen Reichsärztekammer bestellt und damit leitender Standesfunktionär für rund 7.000 Ärzte. Rudolf Hartung war eine Art „Schnittstelle“ für alle ärztlichen und medizinischen Entscheidungen auf Gauebene. An seinem Lebenslauf, insbesondere aber auch an seiner Verteidigungsstrategie in den Spruchgerichtsverfahren nach 1945 lässt sich die Pervertierung ärztlichen Handelns unter dem NS-Regime bis hin zur Euthanasie exemplarisch nachzeichnen. Rudolf Hartung war jedoch nicht nur Arzt und hoher NS-Funktionär, sondern auch Familienvater. An seinem Beispiel lässt sich in teilweise erschreckender Deutlichkeit erahnen, was es bedeutete, wenn ein zutiefst von rassistischem Gedankengut durchdrungener Mensch versucht, diese vorgeblichen „Ideale“ nicht nur politisch, sondern auch in seiner Familie durchzusetzen.

Außerdem kann Hartung ohne Zweifel zu den „Unverbesserlichen“ gezählt werden, das heißt zu jener Gruppe führender Nationalsozialisten, die nach 1945 nicht nur weiterhin informelle Kontakte untereinander pflegten, sondern der NS-Ideologie weitgehend ungebrochen verhaftet blieben. Gleichzeitig lässt sich an der vergleichsweise mehr als milden Beurteilung und Bestrafung Hartungs durch deutsche Gerichte und Entnazifizierungsausschüsse ablesen, wie schnell auch die Gesellschaft bereit war, die Geschehnisse der Jahre zwischen 1933 und 1945 zu verdrängen. Als unglaubwürdig galten umgehend wieder jene, die verfolgt worden waren, während Täter wie Rudolf Hartung oftmals in geachtete Positionen des bürgerlichen Lebens aufrückten.

Da der Fall Hartung zahlreiche Aspekte aus dem Themenkomplex ärztlichen Handelns während der NS-Zeit berührt, eignet sich dessen Lebensgeschichte auch als Hintergrund, vor dem im Rahmen des Lebensgeschichtlichen Netzes weitere Arztbiografien – ob von Tätern, Mitläufern oder Opfern – vorgestellt und durch vergleichende Betrachtung beurteilt werden können.

Gunhild Klöckner war maßgeblich daran beteiligt, diese Diskussion zu führen und wach zu halten und die Widersprüchlichkeit des Handelns der NS-Täter zu dokumentieren.

Leben

Gunhild Klöckner wurde als fünftes von sechs Kindern eines Arztes und einer OP-Schwester geboren. Aufgrund einer starken Sehschwäche, die aber bis zum 12. Lebensjahr unentdeckt blieb, lernte sie erst mit vier Jahren sprechen und galt in ihrer Kindheit und Jugend als „dumm“.  Aufgrund der starken Bombenangriffe auf Köln entschieden ihre Eltern, mit den Kindern von Köln nach Bergisch Gladbach zu ziehen, da besonders Gunhild von den Bombennächten im Keller stark traumatisiert war. Zur Verblüffung der Familie schaffte sie dennoch 1943 die Aufnahmeprüfung für die Reichschule der SS in den Niederlanden. Diese wurde aus Sicherheitsgründen nach Reichenau am Bodensee in eine ehemalige Psychiatrische Anstalt verlegt. An die nur von außen zu öffnenden Zimmertüren erinnert sie sich noch heute. Nach dem Krieg wurde sie wie die anderen Kinder zu einer Bauernfamilie der Umgebung gegeben, wo sie mit elf Jahren hart arbeiten musste und auch Schläge bekam.

Wieder in Bergisch-Gladbach und später wieder Köln besuchte sie weiter die Schule bis zum sogenannten „Puddingabitur“, wie der Abschluss auf der Mädchenoberschule bezeichnet wurde. Danach studierte sie an der pädagogischen Hochschule in Bonn auf Lehramt für die Grundschule und trat 1958 in den Schuldienst ein. Die Schüler ihrer allerersten Klasse luden sie 2008 zu ihrem 50. Klassentreffen ein und erinnerten sich an sie als eine warmherzige und zugewandte Lehrerin.

Schon als junges Mädchen interessierte sie sich für Musik und sang sie in verschiedenen Chören. Von vielen Opern und Konzerte kannte sie nur die zweite Hälfte, da sie sich aus Geldmangel in der Pause in den Kölner Gürzenich oder das Operhaus schlich und auf freigebliebene Plätze setzte.

Sie heiratete 1961 und bekam zwei Kinder. Sie hab ihren Beruf auf. Klöckner liet unter Schlafstörungen, die sie auf die Bombennächten zurückführte. Als ihr Sohn 1983 an Leukämie starb, wurden sie und ihr Mann Initiatorin der 1983 gegründeten Bonner Selbsthilfegruppe „Verwaiste Eltern“.

1991 übergab sie den Koffer mit den Unterlagen ihres Vaters an das NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln.[1]

Gunhild Klöckner ist Gründungsmitglied der 1992 durch Dan Bar-On etablierten Gruppe "Täter-Opferkinder des 3. Reichs/To-Refect-and-Trust“. Sie hat sich intensiv mit der Rolle ihres Vaters, dem Arzt Rudolf Hartung, Gauamtsleiter des Amtes für Volksgesundheit im Dritten Reich in Köln auseinandergesetzt und engagiert sich u.a. als Zeitzeugin in Schulen. Darüber hinaus war sie 22 Jahre ehrenamtliche Mitarbeiterin und Supervisorin der Telefonseelsorge Bonn. Von 2009 bis 2016 war sie Mitglied im Schreibzeugengruppe des Seniorenbeirats der Stadt Potsdam.

Veröffentlichungen

  • Singst mir den Grabgesang, issn 0949-3646 systhema 1997.
  • Film BBC: Kinder des 3.Reichs.
  • Film: Endlich das Schweigen brechen ( Heike Mundzeck)
  • Artikel im „Bonner Generalanzeiger“ vom 15. Dezember 2015 über die Initiative Erzählcafé und den Eindruck, den Gunhild Klöckner dort hinterlassen hat
  • Dan Bar On: Die Last des Schweigens, 1993, ISBN 9783896840387 , wo G.K.s Lebensgeschichte der Inhalt eines Kapitels ist.
  • Gunhild Klöckner: Endlich das Schweigen brechen. Die Tochter eines Arztes und Gauamtsleiter berichtet. In: Kongressdokumentation: Medizin und Gewissen. 50 Jahre nach dem Nürnberger Ärztekongress, S. 176–185, 1998
  • Katrin Himmler: „Herrenmenschenpaare“ 1993. In: Krauss (Hrsg.) Sie waren dabei. S.62–79,  Wallstein Verlag.
  • Mehrere Beiträge in den jährlichen Anthologien der Arbeitsgruppe „Zeitzeugen“ des Seniorenbeirates Potsdam zwischen 2010 und 2017.

Einzelnachweise

  1. http://www.museenkoeln.de/nsdok/fundstuecke/08-hartung/