Langwelle

elektromagnetische Wellen mit Wellenlängen zwischen 1000 und 10.000 Metern, entsprechend Frequenzen zwischen 30 kHz und 300 kHz
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Mit Langwelle (abgekürzt LW) oder langwellig werden in der Physik diejenigen Wellen bezeichnet, die im jeweiligen Spektrum die niedrigsten Frequenzen aufweisen. Im Bereich des Lichts sind das beispielsweise die Infrarot-Bereiche mit Frequenzen um 10 THz(1013 Hz) bis 100 THz (1014 Hz) - zum Vergleich: kurzwellige Ultraviolettstrahlung liegt im Bereich unter 1 PHz (10 15 Hz). Langwelliges Licht ist aber im Vergleich viel kurzwelliger als jegliche Radiowellen, bei denen die Einteilung wiederum innerhalb des Radiospektrums erfolgt. Die langwellige Strahlung liegt hier zwischen 30 und 300 kHz. In der Rundfunktechnik können in diesem Bereich mittels starker Sender (bis 2500 kW) Signale über weite Strecken, aber mit begrenzter Qualität übertragen werden. Der üblicherweise für Rundfunkübertragungen genutzte Bereich der Langwelle liegt zwischen 148,5 und 283,5 kHz. Seit einigen Jahren ist auch dem Amateurfunk ein kleiner Langwellenbereich zwischen 135,7 und 137,8 kHz zugewiesen. Der Bereich zwischen 283,5 kHz und 526,5 kHz wird überwiegend von Funkfeuern ( NDBs ) genutzt. Auf 77,5 kHz wird das Zeitzeichen DCF77 der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt ausgestrahlt. Auf 100 kHz arbeitet das Funknavigationssystem LORAN-C.

Als Sendeantennen kommen meist gegen Erde isolierte selbststrahlende Sendemasten mit Fußpunktspeisung oder geerdete selbststrahlende Sendemasten mit Obenspeisung zum Einsatz. Daneben werden gelegentlich auch an geerdeten Türmen oder Masten montierte Vertikalreusen, zwischen zwei meist gegen Erde isolierten Türmen oder Masten gespannte T-Antennen, Alexanderson-Antennen oder Schirmantennen als Sendeantennen verwendet. Für Funkfeuer werden meist unscheinbare (nur ca. 10 Meter hohe), gegen Erde isolierte, freistehende Rohrmasten verwendet. Ein neuartiger noch nicht ausreichend erprobter Antennentyp ist die Cross-Field-Antenna.

Da Rundfunksender nur in Europa, den GUS-Staaten, der Mongolei, den Nahen Osten und Nordafrika - auch als Zone 1 bezeichnet - im Langwellenbereich betrieben werden, ist trotz großer Reichweite der Langwellen nur aus manchen Teilen der Erde der Empfang von Langwellenrundfunksendern möglich.

Die Langwellenfrequenzen für Rundfunk sind in einem 9-kHz-Raster vergeben. Wegen der großen Reichweite und der geringen Anzahl der zur Verfügung stehenden Übertragungskanäle für Rundfunk im Langwellenbereich (15 Kanäle) wird jede Frequenz von mehreren Sendern belegt. Wegen der großen Reichweite der bei Nacht auftretenden Raumwelle müssen nach im Genfer Wellenplan festgelegten Regeln, viele leistungsstarke Stationen ihre Sendeleistung drosseln und/oder mit einer Richtstrahlantenne arbeiten, um gegenseitige Störungen zu verringern. Manche Stationen müssen auch während der Nachtstunden ihren Betrieb einstellen. Trotzdem kommt es immer wieder vor, dass nachts auf einer Frequenz mehrere Sender zu hören sind - wie im Mittelwellenbereich. Mit einer richtungsempfindlichen Empfangsantenne, wie einer Ferrit- oder Rahmenantenne, kann man durch Drehen der Antenne - oder im Fall ihres Festeinbaus im Gerät - Abhilfe schaffen, sofern beide Sender nicht auf einer Linie liegen.

In Mitteleuropa können einige leistungsstarke Sender empfangen werden, wie zum Beispiel der Deutschlandfunk auf 153 kHz (Donebach) und 207 kHz (Aholming), DeutschlandRadio Berlin auf 177 kHz und die private Rundfunkgesellschaft Europe 1 vom Senderstandort Felsberg-Berus. Der französische Rundfunk ist sehr leicht auf der Frequenz 162 kHz, und die BBC auf 198 kHz zu empfangen.

Im Langwellenbereich arbeiten auch die Trägerfrequenzanlagen der Energieversorgungsunternehmen zur trägerfrequenten Übermittlung von Messdaten über Hochspannungsleitungen. Diese Anlagen können den Empfang von Rundfunksendern im Langwellenbereich in der Nähe von Stromleitungen unter Umständen beachtlich stören. Früher wurden über Strom- und Telefonleitungen auch mit Hilfe von Trägerfrequenzanlagen in manchen Gebieten Rundfunkprogramme übertragen. In Deutschland hieß dieses System Drahtfunk in der Schweiz war dies der Telefonrundspruch.

Die Bezeichnungen lang und kurz beruhen auf der Umrechnung der Frequenz in die Wellenlänge. Die Einheit Hertz umschreibt Schwingungen pro Sekunde. Auf der Grundlage der jeweiligen Wellengeschwindigkeit (Lichtgeschwindigkeit, Schallgeschwindigkeit) ergibt sich daraus eine Wellenlänge. Im Spektrum der Radiowellen liegt die Langwelle etwa auf den Wellenlängen zwischen 1000 und 2000 Metern (zum Vergleich: Mittelwelle 100 m bis 1000 m; Kurzwelle 10 m bis 100 m; Ultrakurzwelle unter 10 m).

Liste der Langwellensender

Liste der wichtigsten Rundfunksender im Langwellenbereich.

Sendername Frequenz Land Ort Sendeleistung Bemerkungen
Deutschlandfunk 153 kHz Deutschland Donebach 500kW (Tag)/250kW (nacht)
Rumänischer Rundfunk 153 kHz Rumänien Brasov 1200kW
NRK Finnmark 153 kHz Norwegen Ingoy 100kW
France Inter 162 kHz Frankreich Allouis 2000kW
Radio Medi 171 kHz Marokko Nador 1200kW
Russischer Rundfunk 171 kHz Rußland Kaliningrad 1200kW
Deutschlandradio 177 kHz Deutschland Zehlendorf 500kW
Europe 1 183 kHz Deutschland Felsberg-Berus 2000kW Französisches Programm
RAI 189 kHz Italien Caltanissetta 10kW
BBC Radio 4 198 kHz Großbritannien Droitwich 500kW
BBC Radio 4 198 kHz Großbritannien Burghead 50kW
BBC Radio 4 198 kHz Großbritannien Westerglen 50kW
Polnischer Rundfunk 198 kHz Polen Rayszyn 500kW nur Tagbetrieb
Deutschlandfunk 207 kHz Deutschland Aholming 500kW (Tag)/250kW (nacht)
Radio Monte Carlo 216 kHz Frankreich Roumoules 1200kW Terrain der Sendeanlage ist exterritorial
Polnischer Rundfunk 225 kHz Polen Solec Kujawski 1000kW Früher Senderstandort Konstantynow
RTL (Französischprogramm) 234 kHz Luxemburg Beidweiler 2000kW Reservesenderstandort Junglinster
Dänischer Rundfunk 243 kHz Dänemark Kalundborg 300kW
Algerien (Französischprogramm) 252 kHz Algerien Tipaza 1500kW
Irland 252 kHz Italien Clarkestown 500kW Früher Sender von "Atlantic 252"
Sender Burg 261 kHz Deutschland Burg 200kW zur Zeit inaktiv
Radio Rossia 261 kHz Russland Taldom 2500kW Stärkster Rundfunksender der Erde
Radiozournal 270 kHz Tschechien Topolna 500kW
Musicmann279 279 kHz Isle of Man Standort vor der Küste 500kW (geplant)
Weißrußland 279 kHz Weißrußland Minsk 500kW

Siehe auch

Amplitudenmodulation, Einseitenbandmodulation, Digital Radio Mondiale, Simulcast-Verfahren, Nahschwund, schwundmindernde Antenne, T-Antenne, L-Antenne, Selbststrahlender Sendemast, Reusenantenne, Ferritantenne, Luxemburgeffekt, Kopenhagener Wellenplan, Genfer Wellenplan, Drahtfunk, Powerline