Streichholz

Werkzeug, um Feuer zu entzünden
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Ein Streichholz oder Zündholz ist ein Holzstäbchen zum Anfachen von Feuer. Durch Reiben des Zündkopfes an einer Reibefläche entzündet er sich und bringt damit das Holzstäbchen zum Brennen.

Nachkriegs-Welthölzer der Deutschen Zündwaren-Monopolgesellschaft
Zündung eines Streichholzes
Detailaufnahme des Anzündens
Sturmstreichhölzer ca. 1930
Streichholzbriefchen (offen) vom deutschen Reservistenverband

Die ersten praktisch einsetzbaren Streichhölzer kamen Anfang des 19. Jahrhunderts auf den Markt. In der Anfangsphase enthielten sie toxische Stoffe wie weißen Phosphor oder Bleiverbindungen. Sicherheitszündhölzer gibt es seit ca. 1850.

Typen

Reibungs-Streichholz

Reibungs- oder Überall-Streichhölzer lassen sich an jeder rauen Oberfläche entzünden. Sie enthalten Phosphor und Kaliumchlorat, die beim Reiben miteinander reagieren und das Zündholz entflammen. Da sie sich auch ungewollt entzünden, zum Beispiel durch gegeneinander Pressen der Zündholzköpfe in der Streichholzschachtel, sind heutzutage fast nur Sicherheitszündhölzer erhältlich.

Sicherheitsstreichholz

Sicherheitsstreichhölzer lassen sich nur an speziellen Reibflächen entzünden. Ein Selbstentzünden ist dadurch nahezu ausgeschlossen.

Der Zündkopf enthält Schwefel (Schwefelholz) oder Antimontrisulfid als Reduktionsmittel und Kaliumchlorat als Oxidationsmittel, sowie Zusätze wie Leim, Paraffin oder Farbstoff. Die Reibefläche besteht aus einer verleimten Mischung aus Glaspulver und rotem Phosphor. Das Holzstäbchen, meist Espenholz, ist mit Paraffin getränkt, um die Brennbarkeit zu verbessern. Die Imprägnierung mit wasserlöslichen Phosphatsalzen wie z.B. Ammoniumhydrogenphosphat (s.a. Löschpulver) verhindert ein Nachglühen.

Durch das Streichen des Zündkopfes an der Reibfläche bleiben Spuren des Phosphors am Zündkopf haften. Die Mischung aus rotem Phosphor und Chlorat ist schon bei leichtem Druck hochexplosiv (Armstrongsche Mischung), führt jedoch in diesen Spuren nur zur gefahrlosen Entflammung der brennbaren Stoffe und schließlich des Hölzchens.

Sturmstreichholz

Diese Form des Streichholzes wird gerne beim Campen oder Trekking verwendet. Im Handel erhältliche Sturmstreichhölzer sind oftmals zusätzlich wasserfest verarbeitet.

Neben den gewöhnlich mit nur wenig Schwefel- oder Antimonsulfid beschichteten Zündköpfen gibt es weitere Varianten, wie zum Beispiel lange Ofenstreichhölzer (bis hin zu 30cm Länge) oder das sogenannte "Bengalische Streichholz" oder auch "Sicherheits-Sturm-Streichholz", welches die Länge eines gewöhnlichen Ofenstreichholzes besitzt, aber zur Hälfte mit redoxierendem Material (Schwefel oder Antimon(III)-sulfid) beschichtet ist.

Geschichte

Mit Schwefel getränkte Kiefernhölzchen gab es in China spätestens um 950, wahrscheinlich aber schon im 6. Jh. Diese Hölzchen enzündeten sich bei kleinster Berührung und waren im 13. Jh. zumindest in Hangzhou üblich. Im Mittelalter waren ähnliche Schwefelhölzer in Europa zur gleichen Zeit weit verbreitet, die mit glimmenden Zunderschwamm, der durch Funkenschlag entzündet wurde, entflammten. Die Voraussetzungen zur Entwicklung der Streichhölzer waren die Entdeckung des weißen Phosphors durch Aufarbeitung von Harn 1669 durch den Hamburger Alchimisten H. Brand und des Kaliumchlorats 1786 durch den Franzosen Berthollet. Anfang des 19. Jahrhunderts erschienen die Tunkzündhölzer auf dem Markt, die die erste sichere chemische Zündung ermöglichten. Im Zündkopf dieser Hölzchen befanden sich Kaliumchlorat und Zucker, die mit einem Tröpfchen Schwefelsäure entflammten. Da sie in der Praxis einfach in die ätzende Säure getaucht wurden, waren Verspritzungen möglich. Die Tunkzündholzer wurden daher allmählich von den eigentlichen Streichhölzern abgelöst.

Im Jahr 1827, vier Jahre nach der Entwicklung des ersten Feuerzeugs, erfand der englische Apotheker John Walker das erste moderne Streichholz. Er entdeckte, dass sich eine Mischung aus Antimon(III)-sulfid, Kaliumchlorat, Gummi und Stärke durch Reibung an einer rauhen Oberfläche entzündet. Diese Streichhölzer hatten mehrere Probleme - die Flamme brannte unregelmäßig und das brennende Zündholz verursachte einen unangenehmen Geruch.

Der Franzose Charles Sauria konnte diese Nachteile 1831 durch Zusatz von Phosphor beheben. Industriell wurden dann Phosphorstreichhölzer ab 1832 durch den Deutschen Friedrich Kammerer hergestellt. Problematisch war ihre leichte Selbstentzündlichkeit. Wegen Beimengungen weißen Phosphors war die Herstellung der Zündhölzer extrem gesundheitsschädigend, bis die schwedischen Chemiker Gustav Eric Pasch und Karl Frantz Lundström 1844 den weißen Phosphor vollständig durch roten Phosphor ersetzten. Die Separierung des Phosphors aus den Zündköpfen in die Reibfläche führte 1850 zur Entwicklung der Sicherheitszündhölzer.


Von 1930 bis 1983 bestand in Deutschland ein staatliches Zündwarenmonopol.

Siehe auch

Feuerzeug

Literatur

  • Alfons Bujard: Zündwaren. Survival Press, Radolfzell 1910. (Repr. 2002). ISBN 3831139482
Wiktionary: Streichholz – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
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