Als christlicher Metal wird vom Christentum inspirierter Metal bezeichnet. Dies umfasst eine Reihe von Subgenres, von denen der White Metal und der Unblack Metal die wichtigsten darstellen.
Geschichte
Der Grundstein der christlichen Hardrock- und Metal-Szene wurde in den ausklingenden 1960er-, sowie den beginnenden 1970er-Jahren gelegt, als Musiker und Bands im Zuge der „Jesus-People“ zum Christentum konvertierten, den Stil ihrer Musik aber beibehielten. So erschien z.B. 1969 Larry Normans Album Upon The Rock, welches als eines der ersten christlichen Rock-Alben gilt.
Mitte bis Ende der 1970er entstanden Bands wie „Jerusalem“ aus Schweden, die „Resurrection Band“ oder die „Daniel Band“ im Hardrock-Bereich. 1978 z.B. veröffentlichten sowohl „Jerusalem“, als auch die „Resurrection Band“ (auch „REZ“ genannt) ihre Debut-Alben, die dem christlichen Metal als Vorreiter dienten.
Die ersten Heavy Metal-/Glam Metal-Bands aus dem christlichen Sektor bildeten sich Mitte der 1980er, von denen die nominell 1983 gegründeten „Stryper“ wohl die bekanntesten waren. 1984 veröffentlichten sie ihre erste EP The Yellow And Black Attack und zwei Jahre später ihr meistverkauftes Album, To Hell With The Devil mit über 1,5 Millionen verkauften Kopien.
Doch nicht nur in den Mainstream-Metal der 80er Jahre fanden christliche Bands Eingang, sondern auch im deutlich rauheren Thrash Metal. Ende der 80er publizierten z.B. „Vengeance Rising“ aus Los Angeles ihr erstes Album Human Sacrifice. Eine weitere wichtige Band aus diesem Bereich war die 1990 gegründete Gruppe „Tourniquet“. Fast zur selben Zeit, nämlich ein Jahr später nur, brachten die Australier „Mortification“ die erste christliche Death Metal-Scheibe auf den Markt, sowie 1993 die ebenfalls aus Australien stammende Death-/Doom Metal-Band „Paramaecium“ ihr Debut feierte.
Während in Norwegen der Black Metal im Untergrund seinen Zenit erreichte, wurde 1994 mit dem Ein-Mann-Projekt „Horde“ des ehemaligen „Mortification“- und „Paramaecium“-Schlagzeugers Jayson Sherlock der „Unblack Metal“ begründet, benannt nach dem einzigen Album „Hordes“ (Hellig Usvart, norwegisch für heilig unschwarz, holy unblack). Durch zahlreiche Seitenhiebe gegen den stark anti-christlichen und auch satanischen Black Metal der damaligen Zeit entbrannte ein enormer Hass dieser Szene auf Horde, der in Morddrohungen gegen Sherlock und Markus Staiger, den Chef des Plattenlabels Nuclear Blast, welches Hellig Usvart publiziert hatte, seinen Gipfel fand.
Zu erwähnen sei auch noch die 1990 unter dem Namen „Crush Evil“ gegründete Band „Antestor“, welche neben „Horde“ zu den ersten „Unblack Metal“-Bands zählt und im Gegensatz zu dieser noch immer aktiv ist.
Als Ende der 1990er der Nu Metal im Mainstream Anklang fand, feierte die Band „POD“ (Abk. für: Payable On Death) Erfolge und kurz darauf konnte sich auch die kalifornische Band „As I Lay Dying“ ins Spitzenfeld der Metalcores, weit über die Grenzen der christlichen Szene hinaus, schieben.
White Metal
Ursprünglich bezeichnete dieser Begriff die christlichen Metal-Bands der 80er-Jahre wie „Stryper“, die frühen „Vengeance Rising“, „Bride“, usw. Allerdings hat er eine Bedeutungsänderung erfahren und kann auf alle Metal-Stile als ideologische Bezeichnung angewandt werden, vor allem im Gegensatz zu „satanischen“ oder „okkulten“ Spielarten wie dem Black Metal und teilweise auch dem Death Metal. Allerdings wird oft nur die Musik als ausschlaggebendes Charakteristikum zur Kategorisierung einer Band benutzt. Die meisten aktuellen White-Metal-Bands lassen sich, musikalisch gesehen, dem Power- oder dem Heavy Metal zuordnen.
Im klassischen White Metal der 1980er wird lyrisch vor allem die Gnade und Größe Gottes bzw. Jesu im Sinne von Lobpreisungen behandelt. Aber auch Evangelisation und die klare Distanzierung vom „Bösen“ kann in den Texten gefunden werden. Im Gegensatz zum später entstandenen Unblack Metal wirken die Texte positiver, fast schon plakativ.
Vertreter
Unblack Metal
Der Begriff „Unblack Metal“ geht, wie schon erwähnt, auf das einzige Album des Projektes „Horde“ zurück und bezeichnet musikalischen Black Metal mit christlichen Themen. Der Begriff selbst wird oft mit Argwohn betrachtet und von christlichen, sowie „säkularen“ Metal-Musikern und -Anhängern selten verwendet. Stattdessen wird die Definition über die musikalischen Merkmale vollzogen, was aber wiederum in der Black Metal-Szene oft auf Ablehnung stößt, da dieser Musikstil „genuin anti-christlich oder satanisch zu haben sei“, so der Tenor.
Der lyrische Angelpunkt der „Unblack Metal“-Bands ist zwar zweifellos das Christentum, allerdings wird hier das Thema aus einem weitaus düstereren Blickwinkel als z.B. in den teilweise plakativ „fröhlichen“ Texten von „Stryper“ betrachtet. So werden im „Unblack Metal“ auch negative Aspekte des Lebens, wie Melancholie, Trauer, innere Verzweiflung, die mühsame Suche nach Gott oder auch Hass und Wut beleuchtet (Beispiel: Songtexte von „Antestors“ drittem Album The Forsaken). Aber auch eine klare Distanzierung vom „Bösen“ findet vor allem in den stark anti-satanischen Texten Eingang (Beispiel: Songtexte von „Hordes“ Hellig Usvart). Trotz der eher trüben Thematik hat auch „positive“ Lyrik seinen Platz in Gebeten oder Lobpreis- und Danksagungsliedern, bzw. in Aufrufen zum Glauben.
Während in Europa die Bands auch auf Zusammenarbeit mit der „säkularen“ Szene bauen (z.B.: Hellhammer von „Mayhem“ als Sessiondrummer bei „Antestor“) und in den Songtexten christliche Thematik manchmal nicht offen und direkt präsentieren (z.B.: „Slechtvalks“ drittes Album At The Dawn Of War kann auch ohne Mühe säkular interpretiert werden), so existiert jenseits des Atlantiks in Mittel- und Südamerika eine radikalere, stark anti-satanische Unblack Metal-Szene mit Bands wie „Zurisadai“, „Azbuk“, „Moriah“ oder „Divine Symphony“.
Vertreter
- Antestor
- Crimson Moonlight
- Horde
- Lengsel
- teilweise Slechtvalk
Weitere
Neben diesen beiden Kategorisierungen existieren auch Bands, die nicht in das klassische Muster von „White-“ oder „Unblack Metal“ fallen und höchstens als „White Metal“ in der ideologischen Definition für alle Metal-Stile bezeichnet werden. Beispiele dafür sind die Death Metal-Bands „Mortification“ und „Sacrificium“, sowie die Death-/Doom Metal-Band „Paramaecium“
Auch im Folk Metal-Bereich existieren christliche Bands, die zwar eher dem Unblack Metal zuzuordnen sind, aber eben auch - teilweise starke - Folk-Einflüsse aufweisen. Beispiele dafür sind „Holy Blood“ aus der Ukraine, sowie die skandinavischen Bands „Vaakevandring“, „Arvinger“ und „Vardøger“.
Weitere Vertreter
- Demon Hunter - Metalcore
- Extol - Progressiver Thrash-, Death- und Unblack Metal
- Immortal Souls - Melodic Death Metal
- Kekal - Progressive Black- und Avantgarde Metal
- Living Sacrifice - Thrash-, Death Metal und Metalcore
- Morphia - Doom Metal
- Narnia - Heavy Metal
- POD - Nu Metal
- Renascent - Melodic Death- / Melodic Unblack Metal
- Rob Rock - Heavy Metal / Power Metal
- Saviour Machine - Gothic Metal
- Seventh Avenue - Power Metal
- Tourniquet - Thrash Metal
- Ultimatum - Thrash Metal
- Virgin Black - Gothic Metal
- Veni Domine - Doom Metal
- Whitecross - Power Metal
Kontroversen und Kritik
Der christliche Metal ist in zweierlei Hinsicht im Brennpunkt der Kritik.
Kritik von Christen und der Öffentlichkeit
Zum einen wird den Bands von einigen konservativen und/oder fundamentalistischen Christen vorgeworfen, Rockmusik sei allgemein des Teufels und dürfe von Christen nicht gehört und gespielt werden. Als Belege für diese Hypothesen werden u.a. so genannte Rückwärtsnachrichten angeführt, bei denen in Liedern rückwärts gesprochene, anti-christliche, drogenverherrlichende, gewaltfördernde, etc. Botschaften versteckt seien, die der Hörer zwar nicht bewusst wahrnehmen kann, welche ihn aber unterbewusst beeinflussen. Ein berüchtigtes Beispiel dafür ist das Lied Stairway to Heaven von „Led Zeppelin“. Weiters wird auch einige Rockbands eine okkulte Verbindung nachgesprochen, so soll der Bandname der Gruppe „KISS“ angeblich „Knights in Satan's Service“ bedeuten. Zu einem Großteil sind diese Vorwürfe jedoch nicht haltbar, sie basieren auf Falsch- bzw. mangelnder Information. Allerdings sind einige Christen eben auf Grund solcher Vorwürfe der Meinung, Christen dürften nichts mit Rockmusik zu tun haben.
Auf der anderen Seite gründete 1985 der Pastor Bob Beeman die Gemeinde von Sanctuary International, die durchaus den christlichen Metal gutheißt. Pastor Bob, wie er von der Szene genannt wird, selbst hielt z.B. schon einige Ansprachen auf Festivals wie dem Bobfest (was nichts mit dem Namen des Pastors zu tun hat, sondern eine scherzhafte Anlehnung an das christliche Festival Tomfest in den USA ist) und dem Elements of Rock.
Kritik von Seiten der Metal-Szene
Der zweite Brennpunkt der Kritik kommt aus einigen Teilen der „säkularen“ Metal-Szene. Dabei reicht die Kritik von milder Belächelung bis zu offenem Hass und direkter Verachtung des Christentums, sowie auch des christlichen Metals, der als Unterwanderung der Grundidee des Metal verstanden wird. Diese Art der Kritik ist vor allem in den extremeren Spielarten, vor allem im generell anti-christlich eingestellten Black Metal vorhanden, aber auch dort nicht überall. Die Zahl der Metaller, die offene Feindschaft pflegen und ernsthaft die Vernichtung des Christentums oder zumindest des christlichen Metal fordern ist doch eher gering, da für viele einfach die Musik zählt, unabhängig von den Texten.
Als ein Grund für diese Kritik ist zuerst die Gleichsetzung von Christentum mit Kirche verantwortlich. Ereignisse wie die Kreuzzüge oder die Hexen- und Ketzerverfolgungen im Mittelalter und der frühen Neuzeit sorgen dabei für ein sehr schlechtes Bild der Kirche, welches dann automatisch auf das gesamte Christentum projiziert wird. Ein weiterer Grund ist die Forderung nach Individualismus in der Metal-Szene. Dabei vermutet man, dass der christliche Metal und daraus folgend das Christentum diesen Individualismus zu unterwandern und durch Vorschriften und Gesetze bzw. durch Unterwerfung unter einen Gott einzudämmen versuchen.
Christliche Metalfestivals
- Bobfest (Linköping, Schweden) - Bobfest Homepage
- Christmas Rock Night (Ennepetal, Deutschland) - CRN Homepage
- Destruction Fest (London, Großbritannien) - Destruction Homepage
- Elements of Rock (Uster, Schweiz) - Elements Of Rock Homepage
- Freakstock (Gotha, Deutschland) - Freakstock Homepage
- Metalfest (Bad Hersfeld, Deutschland) - Metalfest Homepage
- Nordic Fest (Oslo, Norwegen) - Nordic Fest Homepage
- Owener Rocknacht (Owen / Teck, Deutschland) - Rocknacht Homepage
Weblinks
- http://www.metalforjesus.org/ - Überblick über den christlichen Metal (Englisch)
- http://www.godcore.com/ - Datenbank mit christlichen Bands (Englisch)
- http://www.unblack.org/ - Schweizer Verein zur Förderung des christlichen Metals
- http://www.kapelovitz.com/christianmetal.htm - Artikel über Geschichte und die Kontroversen rund um den christlichen Metal (Englisch)
- http://www.sanctuaryinternational.com/ - Sanctuary International (Englisch)