Kloster Grafschaft

Kloster in Schmallenberg, Sauerland
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Das Kloster Grafschaft befindet sich in Schmallenberg (Nordrhein-Westfalen) im Ortsteil Grafschaft.


Datei:Kloster grafschaft2.jpg
Fernansicht auf den gesamten Klosterkomplex


Geschichte

1072 wurde das Kloster Grafschaft von dem Kölner Erzbischof Anno II. als Beneditinerabtei gestiftet. Die ersten Mönche kamen aus der ebenfalls von Anno gegründeten Abtei in Siegburg. Die Klostergründung in Grafschaft hatte neben religiösen Gründen auch politische Hintergründe. Wie auch seine Nachfolger war Anno bemüht den politischen und kirchlichen Einfluss Kölns im Sauerland zu sichern und auszubauen. Innerhalb des Schmallenberger Raum hatte das Kloster auch insofern erhebliche Bedeutung, da es die Aufsicht über 12 Kirchen und Kapellen ausübte.

Das Kloster hat darüber hinaus eine wichtige Rolle für die Entwicklung Schmallenbergs gespielt, wurde doch die Burg "Schmallenberg" gegen Ende des 12.Jahrhunderts vor allem zum Schutz der Abtei erbaut. Aus der Ansiedlung im Schatten der "Smalenburg" ist schließlich die heutige Stadt hervorgegangen. Mit dem Aufschwung der Stadt kam es immer wieder zu Konflikten mit der Abtei. So war das Recht auf die Besetzung der Pfarrerstelle lange umstritten.

Gegen Ende des 15.Jahrhunderts lassen sich innerhalb des Konvents deutliche Tendenzen einer Verweltlichung ausmachen. Erzbischof Hermann von Hessen bemühte sich daher um eine umfassende Reform der Einrichtung. Der Erfolg dieser Bemühungen zeigte sich 1508 im Beitritt der Abtei zur "Bursfelder Kongregation", einem Zusammenschluss von Reformklöstern des späten Mittelalters. Neben der Pflege der Liturgie setzte die Kongregation auf ein intensives wissenschaftliches Studium und eine strenge monastische Lebensordnung.

Hinzu kam auch im Schmallenberger Raum die Hinwendung zur Pfarrseelsorge. Dadurch kam es nun erneut zu Auseinandersetzungen mit der Stadt. Auch Versuche eines Kompromisses in der Frage der Besetztung der Schmallenberger Pfarrerstelle blieben erfolglos. Nicht zuletzt dieser Konflikt ließ Teile der Schmallenberger Bürgerschaft in der Reformationszeit zeitweilig zum evangelischen Glauben tendieren. Der Konflikt zwischen Kloster und Stadt endete erst 1683 als ein Werler Gericht dem Kloster das Patronatsrecht uneingeschränkt zugestand.

Bis zur Säkularisation im Jahr 1804 lebten mehrere Jahrhunderte benediktinische Mönche im Kloster. Die Familie von Fürstenberg erwarb 1827 das Kloster. 1948 kamen die Ordensschwestern der Borromäerinnen nach Grafschaft, um dort ein Krankenhaus und ihr klösterliches Leben fortzuführen. Heute ist das Kloster Grafschaft das Mutterhaus der Kongregation.


 
Ansicht auf das Mutterhaus der Borromäerinnen (Gebäude innerhalb des Kosterskomplexes)

Literatur

  • Otmar Plaßmann: Barocke Kunst im Sauerland : Bildhandbuch. Köln, 2005. (Schriften des Museums im Kloster Grafschaft) ISBN 3-00-016859-1
  • Kongregation der Barmherzigen Schwestern vom Hl. Karl Borromäus, Mutterhaus Kloster Grafschaft (Hrsg.): Kloster Grafschaft, 1072 - 1804. Schriftzeugnisse zu Kultur und Geschichte ; Katalog zur Ausstellung des Museums im Kloster Grafschaft, 9. Juli - 5. September 2004. Schmallenberg, 2004. ISBN 3-00-013946-X