Die Erdbeeren (Fragaria) sind eine Gattung aus der Familie der Rosengewächse (Unterfamilie Rosoideae). Sie spielen schon seit der Steinzeit eine Rolle in der menschlichen Nahrung, erst mit der Einführung von amerikanischen Arten im 18. Jahrhundert entwickelte sich jedoch die Gartenerdbeere.
Erdbeeren | ||||||||||||
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Vorlage:Taxonomy | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Fragaria | ||||||||||||
Arten (Auswahl) | ||||||||||||
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Erscheinungsbild
Erdbeeren sind meist weich- oder seidenhaarige Stauden mit dickem, holzigem, fadenförmige Ausläufer treibendem Wurzelstock und grundständigen, langgestielten, meist dreizähligen Blättern. Sie tragen weiße Blüten, die nach dem Ende der Kälteperiode erscheinen. Sie stehen meist in Trugdolden an der Spitze des aufrechten, armblätterigen Schaftes, und sind bei der Reife saftig fleischige, eine Scheinbeere bildende Fruchtböden, die auf ihrer Oberfläche die Nüsschen als kleine Körnchen tragen. Es gibt 12 Arten in den gemäßigte Zonen der Nordhalbkugel und eine Art in Chile (F. chiloensis). mittlerweile über 1000 verschiedene Sorten.
Der Name täuscht - die Frucht der Erdbeeren, kurz Erdbeere, ist aus botanischer Sicht keine Beere, sondern zählt zu den Sammelnussfrüchten. Der rote Teil ist tatsächlich eine Scheinfrucht, während die eigentlichen Früchte der Erdbeere die kleinen gelben Nüsschen an der Oberfläche sind.
Ausbreitungsmechanismen von Erdbeeren am Beispiel der Wald-Erdbeere
Tiere und Menschen, die die Erdbeerfrucht essen, scheiden die kleinen hartschaligen Nüsschen wieder aus, so dass die Nüsschen - sofern sie geeignete Standortbedingungen vorfinden - keimen können (sogenannte Endochorie). In Europa sind es Säugetiere wie Rotfuchs, Dachs, Igel, Rötelmaus und Siebenschläfer; Vögel wie Amsel, Hausrotschwanz, Rotkehlchen, Mönchsgrasmücke und Wirbellose wie Weinbergschnecke, einige Käferarten und Tausendfüßler, die von den rotfarbigen Früchten angelockt werden. Sie sind damit an ihrer Verbreitung beteiligt. Ameisen schleppen die Früchte sogar in ihre Baue, verfüttern an ihre Larven das Fruchtfleisch und tragen anschließend die verbliebenen Nüsschen aus dem Bau.
Die Walderdbeere benutzt allerdings nicht nur die Endochorie als Ausbreitungsmechanismus. Früchte, die an den Stängeln verbleiben, vertrocknen nach einiger Zeit. Die Nüsschen fallen dabei herab. Diesen Mechanismus bezeichnet man als Barochorie. Walderdbeeren vermehren sich außerdem vegetativ. Sie bilden lange Ausläufer, die sich bewurzeln und neue Rosetten ausbilden (sogenannte Blastochorie).
Inhaltsstoffe
Die Frucht enthält bis zu 2 Prozent Ellagsäure. Die Sammelnussfrucht erhält ihre typische rote Färbung durch die Pflanzenfarbstoffe Anthozyan und Kämpferol. Weiterhin sind in Erdbeeren die antibakteriellen und entzündungshemmenden Katechine enthalten, die Schwermetalle im Organismus binden. Erdbeeren enthalten außerdem so viel Vitamin C, dass 150g davon den Tagesbedarf decken. Die Früchte reifen nach der Ernte nicht nach, sie zählen zu den nichtklimakterischen Früchten.
Kulturgeschichte
Aus archäologischen Funden weiß man, dass bereits in der Steinzeit Erdbeeren gesammelt wurden.
In der Antike kannte man die Erdbeeren - Vergil, Ovid und Plinius nannten sie "frega" oder "fregum". Im Mittelalter gab es große Flächen, auf denen die kleinen Walderdbeeren (Fragaria vesca) kultiviert wurden. Bekannt waren auch schon Methoden, Erdbeeren früher oder später heranreifen zu lassen. Lediglich die Größe der Frucht konnte man nicht beeinflussen. Erst in der Neuen Welt fanden französische Siedler entlang des Sankt-Lorenz-Stroms eine großfruchtigere wilde Art. Diese wurde im 18. Jahrhundert nach Europa als amerikanische Scharlach-Erdbeere eingeführt und wurde zunächst vor allem in Botanischen Gärten kultiviert. 1714 entdeckte der Botaniker Amedee Francois Frezier die Chile-Erdbeere, die ledrig-starre und blaugrüne Blätter hatte und die vor allem sehr große Früchte aufwiesen. Chile-Erdbeeren weisen dabei die Besonderheit auf, dass sie zweihäusig sind, d.h. es gibt rein männlich blühende Pflanzen und rein weiblich blühende. 1750 gelang Holländern die Kreuzung der Chile-Erdbeere mit der Scharlach-Erdbeere. Diese Kreuzung ist die Stammform der heutigen Gartenerdbeere.
Um 1750 entstanden durch Kreuzungen der verschiedenen Wildformen die sogenannte Ananas-Erdbeere (Fragaria ananassa), die in Deutschland handelsübliche, großfruchtige Erdbeere, die aus wiederholten, zufälligen Kreuzungen der kleinen Scharlacherdbeere aus Amerika (Fragaria virginia) mit der großfruchtigen Chileerdbeere (Fragaria chiloensis) vor dem 19. Jahrhundert entstand - die Stammart unserer Gartenerdbeere. Eine Verwandte der Gartenerdbeere ist die Monatserdbeere (z.B.:Fresca).
Erdbeeren im Anbau
Sorten und Erntezeit
Im kommerziellen Anbau sowie in Hausgärten werden fast ausschließlich Gartenerdbeeren angebaut. Zu den Gartenerdbeeren gehören unter anderem auch die bekannten Sorten Senga Sengana und Mieze Schindler. In geringem Umfang wird in Italien auch die Moschus-Erdbeere kommerziell angebaut.
Die Haupternte der Erdbeeren findet in Mitteleuropa in den Monaten Mai und Juni statt, allerdings lassen sich bereits im März Gewächshauserdbeeren aus Spanien kaufen.
Verwendung
Erdbeeren sind pflückreif und genießbar, wenn mindestens zwei Drittel der Fruchtoberfläche rot gefärbt ist. Ihr voller Geschmack entwickelt sich jedoch nur, wenn sie ausgereift gepfückt werden. Zu einer Nachreife kommt es bei Erdbeeren nicht mehr.
Eine große Rolle spielen Erdbeeren bei der Herstellung von Marmeladen. Zu den klassischen Kombinationen gehören Süßspeisen, bei denen Rhabarber und Erdbeeren gemeinsam verarbeitet werden. Auch Bananen und Erdbeeren ergänzen sich geschmacklich.
Literatur
- Fr. Saftenberg: Die Kultur der Erdbeere. Leipzig ca. 1925.
- Leo Fox, John Langley, Torkild Hinrichsen: Die Erdbeere, Verführung in Rot. Kulturgeschichte einer Frucht aus den Vierlanden. Husum Druck, Husum 2001. ISBN 3-89876-002-2
Weblinks
- Deutschlands Obstsorten (ein etwa 100 Jahre altes antiquarisches Fachbuch, in dem mehr als 300 Apfel-, Birnen-, Pflaumen-, Erdbeeren-, Aprikosen- und Weinsorten mit Abbildungen beschrieben werden)
- Erdbeeren einst und heute
- Erdbeerfest in den Vierlanden