Die Vorstellung einer flachen Erde findet sich in vielen frühen Kulturen, und wurde später vom geozentrischen Weltbild abgelöst.
Klassisches Altertum
Die ältesten Schriftzeugnisse menschlicher Kultur kennen eine flache Erde. In Mesopotamien stellte man sich die Erde als eine auf einem Ozean schwimmende Scheibe vor. Diesem Modell folgten auch die frühen griechischen Philosophen Anaximander und Hecataeus.
In der Folgezeit entstand in Griechenland die Idee einer Kugelgestalt der Erde. Pythagoras vertrat diese Ansicht insbesondere aus ästhetischen Gründen, und nahm an, dass auch die Himmelskörper kugelförmig seien. Aristoteles gab folgende Gründe für die Kugelgestalt der Erde:
- Bei von der Küste wegfahrenden Schiffe wird der Rumpf vor den Segeln der Sicht verborgen.
- In südlichen Ländern erscheinen südliche Sternbilder höher über dem Horizont.
- Der Erdschatten bei einer Mondfinsternis ist rund.
Die erste Berechnung des Erdumfangs wird Eratosthenes im späten 3. vorchristlichen Jahrhundert zugesprochen. Er nutzte die Beobachtung, dass die Sonne im Syene (heute Assuam in Ägypten) mittags im Zenit steht, und gleichzeitig in Alexandria unter einem Winkel einfällt. Mittels einfacher geometrischer Überlegungen ergibt sich aus dem Abstand zwischen Syene und Alexandria (5000 Stadien) und dem Einfallwinkel (1/50 des Vollkreises) ein Erdumfang von 50*5000 = 250 000 Stadien.
In Europa war seit dem 1. Jahrhundert die Kugelgestalt unter Gelehrten generell akzeptiert. Auf Prolemäus geht die Erstellung eines Globus und die Ortsangabe durch geographische Länge und Breite zurück. Seine Arbeiten blieben bis ins späte Mittelalter hinein grundlegend.
Mittelalter
Inwieweit das Wissen von der Kugelgestalt der Erde im Mittelalter zumindest unter Gelehrten verloren ging, ist unklar.
Es ist bekannt, dass einige christliche Schreiber sich gegen eine kugelförmige Erde aussprachen:
- Lactantius (245-325) bezeichnet die Vorstellung unsinnig, da Menschen auf der Unterseite herunterfallen würden.
- Cyril von Jerusalem (315-386) verstand die Erde als ein auf Wasser schwimmendes Firmament.
- Johannes Chrysostom (344-408) sah in einer kugelförmigen Erde einen Widerspruch zur Bibel.
- Severian, der Bischof von Gabala (ca. 408) und Diodorus von Tarsus (ca. 394) vertraten eine flache Erde.
- Cosmas Indicopleustes (547) bezeichnete die Erde in seiner Christlichen Topographie als "ein Parallelogram, flach, und von vier Meeren umgeben".
Es liegen kaum Aufzeichnungen aus den Jahren 600-1000 zur Frage der Gestalt der Erde vor. Basilius (329-379) vertrat den Standpunkt, dass die Frage irrelevant sei.
Es bleibt unklar welchen Einfluss diese Schreiber hatten; die Ansichten reichen von bedeutend (z. b. Andrew Dickson White) bis irrelevant (z. B. Jeffrey Russell). Russell vertritt die Ansicht, die flache Erde des Mittelalters sei ein Mythos, aus der Ansicht eines primitiven Mittelalters entstanden oder um das Mittelalter gering darzustellen.
Die Ansicht von Laien ist im Zeichen verbreiteten Analphabetentums und geringer Bildung offen. Wahrscheinlich wurde die Gestalt der Erde, falls sie überhaupt hinterfragt wurde, von lokalen Figuren (Priester) bestimmt.
Man kann jedoch davon ausgehen, dass das geozentrische Weltbild unter Gelehrten seit dem 11. oder 12. Jahrhundert akzeptiert war.
Neuzeit
Die portugiesischen Entdecker Süd-Afrikas und Asiens, und dann insbesondere die Weltumsegler Magellan and William Drake wiesen die Kugelgestalt der Erde auch praktisch nach. Christoph Columbus ging ebenfalls von einer Kugelgestalt der Erde aus, allerdings hatte er nicht genug Verpflegung an Bord, um China (in Abwesenheit Amerikas) zu erreichen. Was sicher dem Umstand zuschulden ist, dass - wie amerikalose Globen Ende des 15. Jahrhundets beweisen - die Größe der Erdkugel wesentlich kleiner eingeschätzt wurde.
Die Erde ist genau genommen keine Kugel, sondern eher ein Ellipsoid, allerdings mit geringen Unregelmäßigkeiten.
Moderne Flache Welten
Die Scheibenwelt-Romane von Terry Pratchett spielt auf einer flachen Welt.
In den USA und Großbritannien vertraten im 19. Jahrhundert einige kleine christliche Gruppen die Lehre einer flachen Erde als konform mit der Bibel. Die Flat Earth Society ist eine Organisation zur Verbreitung dieser Ansicht.