Passionsblumen

Gattung der Familie Passionsblumengewächse (Passifloraceae)
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Die artenreiche Gattung der Passionsblumen (Passiflora) gehört zur Vorlage:Familia der Passionsblumengewächse (Passifloraceae). Sie sind meist Kletterpflanzen, seltener Sträucher.

Passionsblumen
Passionsblume (nach Pierre Joseph Redoute)
Vorlage:Taxonomy
Vorlage:Subclassis: Rosenähnliche (Rosidae)
Vorlage:Ordo: Malpighiales
Vorlage:Familia: Passionsblumengewächse
(Passifloraceae)
Vorlage:Genus: Passionsblumen
Wissenschaftlicher Name
Passiflora
L.
Vorlage:Speciesen
  • Blaue Passionsblume (P. caerulea)
  • Maracuja (P. edulis)
  • Grenadilla (P. ligularis)
  • Barbadine (P. quadrangularis)

Beschreibung

Das auffallendste Merkmal der Passionsblumen sind die schönen Blüten, die bei manchen Arten sehr groß sein können. Die äußeren Blütenhüllblätter, die oft sehr leuchtende Farben haben, umhüllen ringförmig angeordnete fadenförmige Blütenblätter, die aussehen wie ein Strahlenkranz. In der Mitte der Blüte sind die Fortpflanzungsorgane (5 Staubgefäße und 3 Narben) zu einer sogenannten Säule (Androgynophor) zusammengefasst angeordnet, die die Blütenhüllblätter weit überragen.

Herkunft und Etymologie

Die meisten Arten der Passionsblume stammen aus Südamerika und Mittel- bis südliches Nordamerika, jedoch kommen einige Arten auch in Australien (z. B. P. aurantia und P. cinnabarina) und eine auf den Galapagos-Inseln vor. Die Indianer verwendeten teilweise ihre heilende oder berauschende Wirkung. Der Name Maracuja (maracujá) stammt aus dem Portugiesischen bzw. dem Indianisch-Brasilianischen (Tupi) und bedeutet "Pflanze, die Früchte gibt".

Christliche Einwanderer erkannten in den Blüten Symbole der Passion Christi. Dabei symbolisieren die Nebenkrone (violett-weiß) die Dornenkrone, die Staubblätter (gelb, pentagon-ähnlich) die Kreuznägel und die Griffel (rotbräunlich, oben) oder die Sproßranken die Geißel. Entsprechend der Name Passiflora incarnata - lat. die eingeborene, Fleisch gewordene (wie Christus incarnatus).

Arten (Auswahl)

Es gibt ca. 400 Passiflora-Arten. Sie variieren bezüglich Blütenfarbe, Blattfarbe und -form (dunkleres bis helleres grün, gelappt oder ungelappt, teilweise gesägter Blattrand) und in der Größe der Früchte und der übrigen Gestalt der Pflanze.

Eingeteilt werden sie in mehrere Untergattungen. Die bekanntesten sind Passiflora, Decaloba und Tacsonia. Diese unterscheiden sich auch in der Zahl ihrer Chromosomen, so haben Passiflora und Tacsonia 2n = 18 während Decaloba meist 2n = 12 hat.

Durch Züchtung sind im 20. Jahrhundert zudem viele Hybridsorten hinzugekommen. Selten gibt es auch Gattungshybriden, wie z. B. zwischen Passiflora und Tacsonia, welche sich trotz gleicher Chromosomenzahl nur schlecht kreuzen lassen.

Auch sind einige tetraploide Hybride sowie Arten durch Einsatz von Colchicin erzeugt worden, welche meist größere Blüten, Blätter und Früchte bekommen und außerdem aus sterilen Hybriden wieder fertile Hybride macht.

Als Topfpflanze (Zimmerpflanze) am bekanntesten ist die Blaue Passionsblume (P. caerulea) sowie P. violacea, eine Hybride aus P. caerulea mit P. racemosa

P. incarnata ist eine Kletterpflanze mit dünnen, grünen, verholzenden Sproßachsen, drei- bis fünfteilig gelappten Laubblättern und einzeln stehenden Blüten mit auffallender, violett-weiß gestreifter Nebenkrone. Sie wird bis zu 10 m hoch und wird in der Medizin verwendet, sie ist nahe mit P. edulis verwandt.

Die bekanntesten Arten unter den rotblühenden Passionsblumen sind P. coccinea und P. vitifolia.

Die meisten Passionsblumenarten sind ursprünglich im tropischen und subtropischen Südamerika beheimatet, 2 jedoch in Nordamerika (P. incarnata und P. lutea). Diese Arten sowie P. tucumanensis und P. caerulea weisen eine Frostresistenz auf und können unter günstigen Bedingungen auch in Mitteleuropa draußen gepflanzt werden - zum Beispiel zur Begrünung einer südlichen Hauswand. P. caerulea,P. incarnata und P. lutea sind hierbei die widerstandsfähigsten Pflanzen und können unter günstigen Bedingungen -15 °C aushalten, wobei sie jedoch auf den Boden zurückfrieren und im Frühjahr wieder aus dem Wurzelstock (bei P. caerulea) oder aus ihren unterirdischen Rhizomen (P. lutea, P. incarnata) wieder austreiben. Gewisse natürliche Selektionen der P. incarnata brauchen sogar eine Kältestratifikation im Winter, damit ihre Samen austreiben.

P. macrophylla ist keine Kletterpflanze, sondern ein kleiner Baum.

Als Nutzpflanzen bekannt sind vor allem P. edulis und P. ligularis, welche die bekannten Früchte Maracuja (auch verwendete Schreibweise: Marakuja) bzw. Grenadilla hervorbringen.

Bekannteste Untergattungen

Passiflora

Die Untergattung Passiflora ist unter den Passionsblumen die bekanteste von allen. Unter ihr gibt es > 150 Arten, darunter auch die bekanntesten P. caerulea, P. incarnata, P. edulis f. edulis, P. edulis f. flavicarpa und P. ligularis. Sie zeichnen sich durch die "typischen" Passionsblumen-Blüten aus und tragen zumeist essbare bis wohlschmeckende Früchte.

Decaloba

Die etwa 200 Vertreter der Untergattung Decaloba sind zumeist kleiner und unscheinbarer. Ihre Blüten können die Farben gelb, rot, orange, weiß und hellgrün haben. Ein besonderes Merkmal von ihnen ist, dass viele Arten von Natur aus panaschierte Blätter bilden, welche wie z. B. bei P. trifasciata auch eine leicht rötliche Färbung besitzen können.

Tacsonia

Arten der Untergattung Tacsonia stammen zumeist aus Hochlagen und mögen es daher etwas kühler, zu hohe Temperaturen können sie schädigen. Auch bei ihnen gibt es einige Arten, welche in den Tropen und Subtropen zur Fruchtgewinnung angebaut werden, z. B. Passiflora tripartita v. mollissima, P. mixta deren Hybride und einige andere Arten. Bei uns jedoch eher schwer zu kultivieren - am besten unter Kalthausbedingungen und leicht schattig.

Früchte

Die Früchte sind botanisch gesehen Beeren. Früchte der Gattung, die von Menschen gegessen werden, nennt man je nach Art Maracuja oder Grenadillen (auch Granadillen). Sie sind eiförmig, haben eine feste Haut und enthalten innen einen oft bitter bis süßlich schmeckenden Saft mit vielen essbaren Kernen (ähnlich wie Granatäpfel). Sie enthalten viel Vitamin C.

Die Früchte von P. incarnata und der Blauen Passionsblume P. caerula sind ca. 5 cm lang und gelb. Die Früchte der meisten anderen Passionsblumenarten der Gattung Passiflora sind ähnlich, unterscheiden sich jedoch teils sehr in Größe, Farbe und Geschmack. Bei ihnen werden hauptsächlich die Arten P. edulis f. edulis, P. edulis f. flavicarpa, P. ligularis, P. alata sowie P. quadrangularis kommerziell angebaut. Früchte der Gattung Decaloba sind deutlich kleiner und nicht zum Verzehr geeignet, einige sind sogar giftig. Aber auch Arten der Gattung Tacsonia (Passiflora tarminiana und Passiflora tripartita v. mollissima) werden wegen ihrer Früchte kultiviert. Diese sind länglich und können selten in spezialisierten Fruchthandlungen erhalten werden.

Naturheilkunde

Die Blätter der Passionsblume werden in der Phytotherapie gegen nervöse Unruhe, Anspannung, Reizbarkeit oder Angstzustände und damit zusammenhängende Schlafstörungen, Rückenschmerzen und Verspannungen oder Herzbeschwerden oder Magen- Darmbeschwerden eingesetzt, ferner auch bei depressiver Verstimmung, Hysterie oder Asthma. Es sind keine Nebenwirkungen bekannt. Über die Verträglichkeit während der Schwangerschaft gibt es keine umfangreichen Erfahrungen.

Sie enthalten Alkaloide, Flavonoide und Saponine und wirken als MAO-Hemmer. In hoher Dosis oder geraucht können sie auch als bewusstseinsverändernde Droge gebraucht werden. Die Wirkung soll der von Marihuana ähneln.

Die Blätter und die Stängel können sowohl frisch als auch getrocknet als Tee getrunken werden und sind auch als Fertigpräparate erhältlich. Daneben werden viele Kombinationspräparate, teilweise auch als Saft, angeboten, z. B. mit Baldrian, Johanniskraut, Hopfen, Melisse oder Weißdorn gemischt. Interresanterweise scheint die Passionsblume in einer Dreierkombination (Passionsblume + Johanniskraut + Baldrian) als eine Art "Turbo" für das Johanneskraut zu wirken (Neurapas Balance - Universität Freiburg). Die Passionsblume scheint in dieser Synthese eine niedrigere Johanneskrautdosis (keine Nebenwirkungen) mit mindestens der gleichen Wirksamkeit zu ermöglichen.

Evolutionsbiologie

Die Passionsblume hat im Laufe der Evolution eine besondere Form von Mimikry entwickelt, um sich vor dem Blattfraß der Raupen des Heliconius - Falters zu schützen. Um Kannibalismus zu vermeiden untersucht der Heliconius-Falter vor der Eiablage, ob sich auf den fraglichen Blättern bereits Eier von Artgenossen befinden. Die Eier des Heliconius-Falters sind gelb gefärbt. Einige Arten der Passifloraceae erzeugen selbst gelbe Punkte auf ihren Blättern und täuschen so einen Befall vor.

Commons: Passionsblumen – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Maracuja – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen