Steinzeit
Die ältesten menschlichen Spuren stammen aus einer Warmzeit vor 70.000 Jahren, während der letzten Eiszeit. Sie wurden in einer Kiesgrube bei Hollerup, nordwestlich von Langå entdeckt. Die nacheiszeitliche Besiedlung Dänemarks, das bei 100 m tieferem Meeresspiegel in der Nordsee eine weitaus größere Fläche als heute bedeckt, beginnt mit der noch paläolithischen Bromme-Kultur (10.000-7.400 v. Chr.), deren Vertreter in der Tundra noch Elch, Moschus, Pferd und Rentier jagten. Sie ist nach einem Fundort bei Sorø auf Seeland benannt. Der Spiegel der Ostsee, die noch ein Süsswassrbecken war, lag 50 m höher als der der Nordsee. Die vermutlich nur saisonalen Aufenthalte der Brommeleute hinterließen Spuren (Werkzeuge). Sie finden sich besonders an den Seen und Flüssen (auf Djursland und bei Langå). Ihr folgt die Maglemose Kultur (7.400-6000 v. Chr.), die nach dem großen Moor bei Mullerup (Seeland) benannt wurde. Die Kultur ist außer im späteren Nordkreis auch in England (Broxburne, Star Carr)und in ganz Nordrußland (dort als Kunda-Kultur bezeichnet) bis jenseits des Ural verbreitet. Der südlichste Fundplatz ist Haltern (Nordrhein-Westfalen) In der Maglemose-Kultur bildeten sich schon wegen der weiten Verbreitung Gruppen heraus. Die Kongemose-Kultur (6.000-5.200 v. Chr.) wurde ebenfalls nach einen Moor auf Seeland benannt und tritt auch in Gruppen auf (Gudenå und Ahrensburg, das den Ursprung zu bilden scheint). Die Jagd auf Rotwild und Wildschweine wurde wesentlich durch Beeren, Fische, Nüsse, Schalentiere, Vögel und Wurzeln ergänzt. Die letzte mesolithische Kultur die Ertebølle-Kultur wird auch Ertebølle-Ellerbek-Kultur genannt (5.200-4.000 v. Chr.). Sie wurde nach Fundplätzen auf der Kimbrischen Halbinsel benannt. Ihnen folgt die neolithische Trichterbecherkultur, die erste Ackerbauernkultur.
Bronzezeit
Eisenzeit
113 v. Chr. erste Erwähnung der in und südlich Jütland siedelnden Kimbern und Teutonen.
Wikingerzeit
Um 730 errichteten die Dänen zum Schutz gegen die südlich siedelnden Sachsen das Danewerk. Um 884 fielen die Dänen in England ein, besetzten einen Teil des Landes, das Danelag, und forderten von den englischen Königen Tribut in Form des Danegelds. Im Jahre 924 hatte der englische König Eduard der Ältere das gesamte Danelag wieder unter englischen Kontrolle gebracht.
Dänemark wurde um 980 von Harald Blauzahn erstmals geeint, der auch das Christentum annahm. Bis weit in das 11. Jahrhundert wurden die Dänen als Wikinger bezeichnet, welche in ganz Europa Kolonien gründeten und Handel trieben, aber auch ganze Länder und Landstriche plünderten und Kriege führten.
Unter der Herrschaft Knuts des Großen erreichte Dänemark eine enorme territoriale Ausdehnung. So gehörte neben Dänemark auch Schweden, Norwegen und erneut England zum Reich Knuts des Großen.
Fast alle dänischen Dörfer stammen aus der Wikingerzeit bzw. sind älter als 800 Jahre. Dörfer mit dem Suffix -heim, ing(e), lev, løse und sted gehören zu den ältesten. Sie sind bereits aus der Zeit der Völkerwanderung bekannt. Suffixe mit -by, torp und toft(e) sind vermutlich im 8. und 9. Jahrhundert aus England nach Dänemark gelangt. Die Suffixe -rød, rud, tved, holt, skov, have und løkke stehen für Rodungen die im 13. Jahrhundert erfolgten.
Auseinandersetzungen mit Lübeck und den Hansestädten
siehe Artikel Lübeck (Geschichte), Geschichte der Hansestadt Stralsund, Hanse
Kalmarer Union
1397 wurde die Kalmarer Union unter Federführung der dänischen Königin Margarethe I. gegründet. 1460 entstand die Personalunion mit Schleswig und Holstein. 1482 druckt Johann Snell in Odense das erste Buch Dänemarks; 1495 erschien, gedruckt in der Offizin Gottfried von Ghemens in Kopenhagen, das erste Buch in dänischer Sprache. 1523 schied Schweden mit der Wahl eines eigenen Königs (Gustav I. Wasa) endgültig aus der Kalmarer Union aus, wodurch ein langandauernder Konflikt um die politische Führung im Ostseeraum ausgelöst wurde. 1537 wurde die Reformation durchgeführt. 1620 erwarb Dänemark die Jungferninseln als Kolonie (Dänisch-Westindien). 1626 Niederlage Christian IV. von Dänemark gegen Tilly. Von 1563 bis 1720 führte Dänemark verschiedene Kriege mit Schweden um die Vorherrschaft im Ostseeraum. Im Zuge dieser Kriege verlor Dänemark mit dem Frieden von Roskilde 1658 Schonen (den südlichsten Teil des heutigen Schwedens). Nur knapp konnte Hans von Schack Kopenhagen, das von den Schweden belagert wurde, vor der Eroberung und Dänemark davor bewahren, zu einer schwedischen Provinz zu werden. Zwischen 1720 und 1807 wurde die Schollenbindung der Bauern aufgehoben.
Zu Beginn der Empirezeit blieb Dänemark neutral, sowohl gegenüber Frankreich als auch gegenüber England. Trotz dieser Neutralität verweigerte das Land die Durchfahrt englischer Schiffe in die Ostsee. Darauf reagierte 1801 die englische Flotte mit dem Angriff auf Kopenhagen. Als nach dem Frieden von Tilsit England seinen Einfluss zu Wasser bedroht sah und sich die ökonomischen Auswirkungen durch die Kontinentalsperre verstärkten, griff es 1807 erneut Kopenhagen an und nahm die Stadt nach dreitägigem Beschuss am 5. September ein. Der darauf folgende Seekrieg mit England bis 1810 bewog Dänemark, Napoléon Bonaparte zu unterstützten. Dies hatte jedoch zur Folge, dass auf dem Wiener Kongress und im Frieden von Kiel beschlossen wurde, dass Dänemark Norwegen an Schweden abzutreten habe, dies war das Ende der dänisch-norwegischen Personalunion. Grönland, Island, die Färöer und Dänisch-Westindien verblieben jedoch bei Dänemark. (Literatur hierzu: Eva Heinzelmann / Thomas Riis / Stefanie Robl. (Hgg.), Der dänische Gesamtstaat - Ein unterschätztes Weltreich? / The Oldenbourg Monarchy - An Underestimated Empire?, dt./engl., Kiel (Ludwig) 2005, ISBN 3-937719-01-6.)
Nationalismus und Liberalismus
Die Dänische Nationalbewegung und die Liberalen begannen in den 1830er Jahren, an Macht zu gewinnen, und nach den europäischen Revolutionen um 1848 (vgl. Märzrevolution) etablierte sich Dänemark 1849 zu einer konstitutionellen Monarchie unter der Linie Glücksburg des Hauses Oldenburg: Es erhält seine erste Verfassung. Eine wichtige Rolle spielt in dieser Zeit der bedeutende dänische Theologe, Pädagoge, Dichter und Politiker N.F.S. Grundtvig
Nach dem Zweiten Schleswigschen Krieg 1864, war Dänemark gezwungen, Schleswig-Holstein an Preußen und Österreich-Ungarn abzutreten. Hieran erinnert heute noch die nationale Gedenkstätte bei den Düppeler Schanzen, wo jedes Jahr am 18. April der Jahrestag der verlorenen Entscheidungsschlacht begangen wird.
Diese Niederlage bewirkte tiefe Einschnitte in der Entwicklung der nationalen Identität Dänemarks, die Innenpolitik erfuhr einen Linksruck, die Außenpolitik der Nation nahm einen strikten Neutralitätskurs an, und behielt diesen bis nach dem Ersten Weltkrieg bei.
Erster Weltkrieg
Im Ersten Weltkrieg blieb Dänemark neutral. 1917 verkaufte es Dänisch-Westindien an die USA. 1920 fiel nach einer Volksabstimmung Nordschleswig bzw. Südjütland (dän.: Sønderjylland) wieder an Dänemark und die heute existierende Grenzlinie wurde festgelegt. Im Zusammenhang mit der Wiedervereinigung mit Südjütland, das 56 Jahre lang durch deutsche Verwaltung geprägt war, wurden im südlichen (deutschen) und nördlichen (dänischen) Teil Schleswigs die Rechte der jeweiligen Minoritäten besonders gestärkt. Diese Rechte der deutschen Minderheit in Südjütland und der dänischen Minderheit in Schleswig-Holstein sind auch politisch von besonderer Bedeutung.
Zweiter Weltkrieg
Am 9. April 1940 wurde Dänemark von Deutschland (Operation Weserübung), unter Missachtung seiner Neutralität, besetzt und blieb bis Ende des Zweiten Weltkriegs unter deutscher Kontrolle. Im Gegensatz zu anderen besetzten Ländern blieben sowohl das Staatsoberhaupt, König Christian X., wie auch die dänische Regierung im Lande.
Im Oktober 1943 kam es zu einer beispiellosen Tat, der Rettung der dänischen Juden durch das dänische Volk: Von 7500 Juden konnten 7300 über den Öresund nach Schweden gebracht werden. Allerdings ließen sich die beteiligten Fischer die Passage sehr gut bezahlen. Auch waren Werner Best, der Statthalter der Deutschen, und der Schifffahrtssachverständige der deutschen Botschaft, Georg Ferdinand Duckwitz, sehr gut über die Rettung informiert; sie hatten dänische Politiker vor der geplanten Aktion gegen die dänischen Juden gewarnt und duldeten und ermöglichten die Rettungsaktion.
Die überwältigende Mehrheit der Dänen sympathisierte im Zweiten Weltkrieg mit der Sache der Alliierten, stützte aber andererseits die eigene Regierung im Bemühen um eine defensive Zusammenarbeit mit den deutschen Besatzern (die von manchen Historikern aber auch als Kollaboration charakterisiert worden ist). Die Sympathien für die nationalsozialistische Weltanschauung und die deutschen Kriegsziele der Neuordnung Europas waren in Dänemark ausgesprochen gering, der dänische NSdAP-Ableger DNSAP erreichte bei den von den Deutschen geduldeten, demokratischen Parlamentswahlen von 1943 nur einen Stimmanteil von 2,1%. Dennoch stellten sich insbesondere nach dem Angriff auf die Sowjetunion etwa 7.000 Dänen (nur etwa 1.000 davon Angehörige der deutschen Minderheit) der deutschen Kriegsmaschinerie zur Verfügung, traten als Freiwillige der Waffen-SS bei und kämpften zum Teil bis Kriegsende auf deutscher Seite.
1944 erfolgte die Unabhängigkeitserklärung des nicht von den Deutschen besetzten Island, das seit 1918 in Personalunion mit Dänemark verbunden gewesen war.
Nachkriegszeit
Nach dem Krieg war Dänemark 1949 Gründungsmitglied der NATO, und wurde am 1. Januar 1973 nach einer Volksabstimmung Mitglied der Europäischen Gemeinschaft. Seit dem 1. Mai 1979 besitzt Grönland Selbstverwaltung. 1989 hat Dänemark als erstes Land der Welt zivilrechtliche Partnerschaften für Homosexuelle eingeführt. 1998 wurde die Brücke über den Großen Belt eröffnet, im Jahr 2000 erfolgte die Einweihung der Öresundbrücke, die die beiden durch den Öresund getrennten wirtschaftlichen Zentren Dänemarks (Kopenhagen) und Schwedens (Malmö) verbindet.
Zeittafel
- Um 200-500 rücken Skandinavier aus Norwegen und Schweden Richtung Süden und Südwesten nach Jütland vor.
- Um 400-500 kommen Jüten zusammen mit Sachsen, Angeln und Friesen über die Nordsee nach Britannien in das Gebiet des nördlichen England.
- Um 600 ist die kimbrische Halbinsel bis zur Eider vorwiegend dänisch besiedelt.
- Um 800 beginnt die so genannte Wikingerzeit. Einer der bedeutendsten Orte der dänischen Wikinger ist Haithabu, gegründet 808.
- 865 erobert ein dänisches Wikingerheer Teile von East Anglia.
- 876 verteilt der dänische Wikingerheerführer Halfdan Land in Northubria Land an seine Leute zur Besiedlung.
- 877 siedeln die Dänen auch im Königreich Mercia.
- 879 Ostanglien wird dänisch besiedelt. Der Nordosten Englands ist nun stark von dänischer Besiedlung geprägt, es gilt dänisches Recht (Danelag).
- 936 Jelling in Jütland wird Königssitz.
- 960 der Dänische König Harald Blauzahn lässt sich taufen. Die Dänen werden Christen.
- 975 eine Gruppe um den 10-jährigen Sven Gabelbart vertreibt den König und startet eine Gegenreformation
- 1000 Sven Gabelbart schlägt Olaf I. Trygvasson Norwegen wird dänisch.
- 1016 wird der dänische König Knut der Große König von England.
- 1076 berichtet Adam von Bremen ausführlich über die Dänen.
- 1168 Eroberung von Rügen und Christianisierung der Ranen unter Absalon von Lund
- Um 1200 zeichnet Saxo Grammaticus die Geschichte der Dänen auf.
- 1201 Dänemark besetzt Lübeck
- 1227 Schlacht von Bornhöved
- Ab 1350 rafft die Pest große Teile der dänischen Bevölkerung dahin.
- Erster Hanse-Dänemark-Krieg beendet durch den Frieden von Vordingborg (1365)
- 1367 Kölner Konföderation der Hansestädte gegen Dänemark
- 1370 Frieden von Stralsund
- 14. Jahrhundert Südjütland (Schleswig) wird zunehmend sächsisch besiedelt.
- 15. Jahrhundert Kopenhagen und Seeland werden immer bedeutender.
- 1429 Einführung des Sundzoll
- 1460 Vertrag von Ripen
- 1512 Friede von Malmö
- 1523 Ende der Kalmarer Union
- 1534 Grafenfehde
- 1536 Reformation in Dänemark. Die Dänen werden evangelisch-lutherisch.
- 1570 Frieden von Stettin
- 16. Jahrhundert Zu Dänemark zählen zu dieser Zeit Schonen, Halland und Blekinge. Südjütland bzw. Schleswig war formell ein eigenes Herzogtum, jedoch größtenteils dänischsprachig.Regiert wurden neben den genannten Regionen weiter Norwegen Gotland, Ösel und Holstein. Dänische Adlige und dänische Verwaltung prägen diese Länder, Dänen siedeln sich an und vermischen sich mit der ortsansässigen Bevölkerung. Die dänische Sprache hinterlässt Spuren in den lokalen Sprachen.
- 1629 Lübecker Frieden
- 1645 Frieden von Brömsebro
- 1658 Frieden von Roskilde
- 1666 Dänemark gründet Kolonien in der Karibik, Saint Thomas, Saint Croix, Saint John. Dänen siedeln sich als Farmer und Kaufleute an. 1917 werden die Kolonien an die USA verkauft.
- 1722 gründet Hans Egede die erste Kolonie auf Grönland. Später siedeln sich immer mehr Dänen in Grönland an.
- 1772 wird per Dekret verfügt, dass im multinationalen Dänemark die dänische Sprache Amtssprache ist (vorher von Deutsch dominiert).
- 1773 Vertrag von Zarskoje Selo mit Russland über Gebietstausch in Holstein.
- 1788 Agrarreform. Beendigung der Leibeigenschaft der Bauern.
- März 1848 Revolution. Ende der absoluten Monarchie. Bürgerkrieg zwischen dänischer und deutscher Bevölkerung in den Herzogtümern Schleswig und Holstein.
- 1849 erstes Parlament und Verfassung.
- 1864 nach der Erstürmung der Düppeler Schanzen im Deutsch-Dänischen Krieg innenpolitische Krise unter dem rechten Ministerpräsidenten Estrup. Linksruck in der Bevölkerung.
- 1901 Verfassungsreform. Rolle des Parlaments wird aufgewertet.
- 1920 Nach einer Volkskabstimmung in Südjütland (Schleswig) wird Nordschleswig wieder dänisch, Südschleswig bleibt bei Deutschland
- 1930er Jahre Die regierenden Sozialdemokraten entwickeln den modernen dänischen Wohlfahrtsstaat.
- Oktober 1943 unter Besetzung der Nazis: Weitgehende Rettung der dänischen Juden durch das dänische Volk.
- Nach 1945 Regelung der Minderheitenfrage beiderseits der Grenze mit den Deutschen. Vorbildfunktion in Europa.
- 1972 Referendum zum Betritt in die Europäische Gemeinschaft. Die Mehrheit der Dänen stimmt mit Ja.
- 2000 Referendum über Einführung des Euro. Die Mehrheit der Dänen entscheidet sich entgegen der Parlamentsmehrheit der etablierten Parteien für Nej (Nein).
Siehe auch
Literatur
- Berdichevsky, Norman: The Danish-German border dispute, 1815 - 2001 : aspects of cultural and demographic politics. Bethesda ; Dublin ; London : Acad. Press, LLC, 2002. - ISBN 1-930901-34-8
- Bohn, Robert: Dänische Geschichte. München : Beck, 2001. - (Beck'sche Reihe ; 2162). - ISBN 3-406-44762-7
- Frandsen, Steen Bo: Dänemark - der kleine Nachbar im Norden. Aspekte der deutsch-dänischen Beziehungen im 19. und 20. Jahrhundert. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1994. - ISBN 3-534-11712-3
- Kühl, Jørgen und Bohn, Robert: Ein europäisches Modell? Nationale Minderheiten im deutsch-dänischen Grenzland 1945-2005, Bielefeld: Verlag für Regionalgeschichte, 2005. - ISBN 3-89534-541-5
- Stræde, Therkel: Dänemark : die schwierige Erinnerung an Kollaboration und Widerstand. - In: Mythen der Nationen : 1945 - Arena der Erinnerungen / hrsg. von Monika Flacke. - Mainz am Rhein : von Zabern, 2004. - ISBN 3-8053-3298-X - S. 123-144