Eine Waldbahn ist ein Schienenverkehrsmittel, welches forstwirtschaftlichen Zwecken, in erster Linie dem Abtransport von geschlägertem Holz aus den Wäldern zu Sägewerken oder Bahnstationen dient.

Geschichte
Vor Erfindung der Eisenbahn wurden Stämme in großer Zahl bevorzugt mittels Holztrift aus den Wäldern befördert. An einer Klause wurden die Stämme mittels einer kontrolliert erzeugten Flutwelle zu Tal geschwemmt. Da diese Art des Transports nicht ohne Schaden am Frachtgut von statten ging, war sie z.B. für hochwertiges Bauholz ungeeignet. Eine weitere Möglichkeit des Transportes war (und ist noch immer) die Flößerei. Allerdings stand die notwendige Wasserkraft nicht immer zur Verfügung.
Einfache Pferdebahnen mit hölzernen Schienen, wie sie auch schon im Bergbau Verwendung fanden, wurden ab dem 18. Jahrhundert angelegt, mit der Erfindung der Dampflokomotive und der stählernen Schienen fanden diese bald auch in der Forstwirtschaft Verwendung. Aufgrund der besonderen Bedingungen im Forstbetrieb fanden wie bei Feldbahnen vorzugsweise Schmalspurbahnen Verwendung als Waldbahn: sie erlaubten engste Bogenradien in schwierigem Gelände, erforderten keinen aufwändigen Unterbau und waren bei Bedarf transportabel, wenn es darum ging, mit dem Streckenverlauf den wechselnden Schlägerungsgebieten zu folgen. In besonders weitläufigen Regionen, wie zum Beispiel im Nordwesten der USA wurden auch umfangreiche Streckennetze in Normalspur ausschließlich für Forstzwecke gebaut, für diese wurden auch besondere Lokomotivtypen wie die Shay und Climax entwickelt. (siehe auch Dampflokomotive (Bauart))
Die Traktion erfolgte auf vielfältige Weise. Neben Dampflokomotiven und später Lokomotiven mit Verbrennungsmotoren, hielt sich auch der Transport mit tierischer Kraft bis zum Ende der Waldbahnen. Häufig anzutreffen war auf einfachst ausgestatteten Strecken auch der Transport mittels Schwerkraft: Auf in konstantem Gefälle angelegten Geleisen ließ man die beladenen Loren ("Trucks") zu Tal rollen, Forstarbeiter fuhren auf diesen - unter Lebensgefahr - als Bremser mit, die leeren Wagen wurden mit Pferden wieder bergwärts gezogen.
Ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden Waldbahnen zusehends von Straßenfahrzeugen verdrängt, gegen Ende der 1960er-Jahre waren sie in Westeuropa praktisch vollständig verschwunden, auf den Trassen wurden meistens Forststraßen angelegt. Im österreichischen Forstgesetz ist die gesetzliche Regelung für Waldbahnen auch im Jahr 2006 noch enthalten, wird aber von keinem Forstbetrieb mehr angewandt.
In einigen osteuropäischen Staaten konnten sich Waldbahnen zum Teil wesentlich länger halten, insbesonders in Russland sind noch einige weit verzweigte Streckennetze vorhanden. Auch in Ungarn sind heute noch mehrere Waldbahnen im aktiven Betrieb anzutreffen, auf einigen wird ein touristisches Nostalgiezugprogramm angeboten. Die zahlreichen Waldbahnbetriebe in Rumänien wurden bis auf wenige Ausnahmen in den 1990er-Jahren eingestellt. In Westeuropa sind aufgrund der durchwegs frühzeitigen Einstellung praktisch keine Strecken als Museumsbahnen erhalten geblieben.
Waldbahnen in Europa
Deutschland
- Waldeisenbahn Muskau, Museumsbahn Weblink
Österreich
(Auswahl)
Waldbahn | Spur- weite |
Strecken- länge km |
von-bis | Bemerkung |
---|---|---|---|---|
Burgenland | ||||
Waldbahn Dörfl | 600 | 9,4 | 1924-1933 | |
Waldbahn Großmürbisch | 760 | ~7,5 | 1935-1937 | 4 km in Ungarn |
Waldbahn Großpetersdorf-Rumpersdorf | 760 | ~13,5 | 1920-~1933 | |
Waldbahn Güssing - Rohr im Burgenland | 760 | ~27,0 | 1913-1921 | |
Waldbahn Güssing - Neuberg im Burgenland | 760 | ~14,0 | 1913-1921 | |
Waldbahn Lockenhaus | 600 | 14,9 | 1926-1956 | |
Waldbahn Punitz | 600 | ~9,0 | 1905-~1933 | Pferdebetrieb |
Niederösterreich | ||||
Waldbahn im Klauswald | 600 ? | 4,5 | 1930-1937 | |
Waldbahn Langau - Lackenhofer Höfe | 1000 | ~ 6,7 | ~1845-1867 | Pferdebetrieb |
Waldbahn Lunz-Langau-Saurüsselboden | 760 | 12,2 | 1920-1974 | |
Waldbahn Nasswald | 600 | 0,6 | Museumsbahn, Neubaustrecke, Weblink | |
Waldbahn Wastl am Wald - Hühnerkogel | 600 | ~ 3,9 | 1934-1945 | |
Waldbahn im Weinsberger Forst | 760 | 31,7 | 1920-1933 | |
Oberösterreich | ||||
Waldbahn Reichraming | 760 | 32,7 | 1920-1971 | |
Waldbahn Offensee | 800 | 15,4 | 1899-1954 | |
Salzburg | ||||
Waldbahn Zinkenbach | 700 | 6,7 | 1921-1967 | |
Steiermark | ||||
Waldbahn Deutschlandsberg | 600 | 17,9 | ||
Waldbahn Deutschlandsberg | 760 | 9,9 | ||
Waldbahn Frauenwald | 600 | 22,0 | 1902-1958 | inkl. zwei Schrägaufzüge |
Waldbahn Frohnleiten | 760 | 18,0 | 1925-1951 | |
Waldbahn Gundersdorf | 760 | 4,0 | ||
Waldbahn Ingering | 720 | ~10,5 | ~1885-1938 | |
Waldbahn Radmer | 830 | ~14,0 | 1920-1967 | |
Waldbahn Radmer | 900 | ~14,0 | 1967-1979 | Betrieb duch 1200 V Gleichstrom |
Waldbahn Trieben | 800 | ~10,8 | 1900-~1939 |
Frankreich
- Waldbahn Abreschviller, Reststück eines einst umfangreichen Waldbahnnetzes in den Vogesen, Museumsbahn Weblink
Polen
- Waldbahn Hajnowka, Museumsbahn Weblink
Slowakei
- Waldbahn Hronec - Čierny Balog, Museumsbahn Weblink
- Waldbahn Vychylovka, Museumsbahn weblink
Ungarn
- Waldbahn Lillafüred, aktive Waldbahn und Touristikzüge
- Waldbahn Csömödér, aktive Waldbahn und Touristikzüge
Rumänien
- Wassertalbahn, aktive Waldbahn im Forstbetrieb
- Waldbahn Covasna - Comandau, mit Schrägaufzug, Museumsbetrieb im Aufbau Weblink
Andere Bahnen zum Transport von Materialien
- Feldbahnen zum Transport landwirtschaftlicher Erzeugnisse
- Grubenbahnen zum Abbau von Erzen
- Hafenbahnen zum be- und entladen von Gütern innerhalb eines Hafenbetriebes
- Werkbahnen zum Transport von Materialien in Industriebetrieben