Waldbahn

Schienenverkehrsmittel für forstwirtschaftliche Zwecke
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 9. Juni 2006 um 21:38 Uhr durch Herbert Ortner (Diskussion | Beiträge) (Österreich). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Eine Waldbahn ist ein Schienenverkehrsmittel, welches forstwirtschaftlichen Zwecken, in erster Linie dem Abtransport von geschlägertem Holz aus den Wäldern zu Sägewerken oder Bahnstationen dient.

Zug der Waldbahn Naßwald

Geschichte

Vor Erfindung der Eisenbahn wurden Stämme in großer Zahl bevorzugt mittels Holztrift aus den Wäldern befördert. An einer Klause wurden die Stämme mittels einer kontrolliert erzeugten Flutwelle zu Tal geschwemmt. Da diese Art des Transports nicht ohne Schaden am Frachtgut von statten ging, war sie z.B. für hochwertiges Bauholz ungeeignet. Eine weitere Möglichkeit des Transportes war (und ist noch immer) die Flößerei. Allerdings stand die notwendige Wasserkraft nicht immer zur Verfügung.

 
Shay auf einer amerikanischen Waldbahn

Einfache Pferdebahnen mit hölzernen Schienen, wie sie auch schon im Bergbau Verwendung fanden, wurden ab dem 18. Jahrhundert angelegt, mit der Erfindung der Dampflokomotive und der stählernen Schienen fanden diese bald auch in der Forstwirtschaft Verwendung. Aufgrund der besonderen Bedingungen im Forstbetrieb fanden wie bei Feldbahnen vorzugsweise Schmalspurbahnen Verwendung als Waldbahn: sie erlaubten engste Bogenradien in schwierigem Gelände, erforderten keinen aufwändigen Unterbau und waren bei Bedarf transportabel, wenn es darum ging, mit dem Streckenverlauf den wechselnden Schlägerungsgebieten zu folgen. In besonders weitläufigen Regionen, wie zum Beispiel im Nordwesten der USA wurden auch umfangreiche Streckennetze in Normalspur ausschließlich für Forstzwecke gebaut, für diese wurden auch besondere Lokomotivtypen wie die Shay und Climax entwickelt. (siehe auch Dampflokomotive (Bauart))

Die Traktion erfolgte auf vielfältige Weise. Neben Dampflokomotiven und später Lokomotiven mit Verbrennungsmotoren, hielt sich auch der Transport mit tierischer Kraft bis zum Ende der Waldbahnen. Häufig anzutreffen war auf einfachst ausgestatteten Strecken auch der Transport mittels Schwerkraft: Auf in konstantem Gefälle angelegten Geleisen ließ man die beladenen Loren ("Trucks") zu Tal rollen, Forstarbeiter fuhren auf diesen - unter Lebensgefahr - als Bremser mit, die leeren Wagen wurden mit Pferden wieder bergwärts gezogen.

Ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden Waldbahnen zusehends von Straßenfahrzeugen verdrängt, gegen Ende der 1960er-Jahre waren sie in Westeuropa praktisch vollständig verschwunden, auf den Trassen wurden meistens Forststraßen angelegt. Im österreichischen Forstgesetz ist die gesetzliche Regelung für Waldbahnen auch im Jahr 2006 noch enthalten, wird aber von keinem Forstbetrieb mehr angewandt.

In einigen osteuropäischen Staaten konnten sich Waldbahnen zum Teil wesentlich länger halten, insbesonders in Russland sind noch einige weit verzweigte Streckennetze vorhanden. Auch in Ungarn sind heute noch mehrere Waldbahnen im aktiven Betrieb anzutreffen, auf einigen wird ein touristisches Nostalgiezugprogramm angeboten. Die zahlreichen Waldbahnbetriebe in Rumänien wurden bis auf wenige Ausnahmen in den 1990er-Jahren eingestellt. In Westeuropa sind aufgrund der durchwegs frühzeitigen Einstellung praktisch keine Strecken als Museumsbahnen erhalten geblieben.

Waldbahnen in Europa

Deutschland

Österreich

(Auswahl)

Waldbahn Spur-
weite
Strecken-
länge
km
von-bis Bemerkung
Burgenland
Waldbahn Dörfl 600 9,4 1924-1933
Waldbahn Großmürbisch 760 ~7,5 1935-1937 4 km in Ungarn
Waldbahn Großpetersdorf-Rumpersdorf 760 ~13,5 1920-~1933
Waldbahn Güssing - Rohr im Burgenland 760 ~27,0 1913-1921
Waldbahn Güssing - Neuberg im Burgenland 760 ~14,0 1913-1921
Waldbahn Lockenhaus 600 14,9 1926-1956
Waldbahn Punitz 600 ~9,0 1905-~1933 Pferdebetrieb
Niederösterreich
Waldbahn im Klauswald 600 ? 4,5 1930-1937
Waldbahn Langau - Lackenhofer Höfe 1000 ~ 6,7 ~1845-1867 Pferdebetrieb
Waldbahn Lunz-Langau-Saurüsselboden 760 12,2 1920-1974
Waldbahn Nasswald 600 0,6 Museumsbahn, Neubaustrecke, Weblink
Waldbahn Wastl am Wald - Hühnerkogel 600 ~ 3,9 1934-1945
Waldbahn im Weinsberger Forst 760 31,7 1920-1933
Oberösterreich
Waldbahn Reichraming 760 32,7 1920-1971
Waldbahn Offensee 800 15,4 1899-1954
Salzburg
Waldbahn Zinkenbach 700 6,7 1921-1967
Steiermark
Waldbahn Deutschlandsberg 600 17,9
Waldbahn Deutschlandsberg 760 9,9
Waldbahn Frauenwald 600 22,0 1902-1958 inkl. zwei Schrägaufzüge
Waldbahn Frohnleiten 760 18,0 1925-1951
Waldbahn Gundersdorf 760 4,0
Waldbahn Ingering 720 ~10,5 ~1885-1938
Waldbahn Radmer 830 ~14,0 1920-1967
Waldbahn Radmer 900 ~14,0 1967-1979 Betrieb duch 1200 V Gleichstrom
Waldbahn Trieben 800 ~10,8 1900-~1939

Frankreich

  • Waldbahn Abreschviller, Reststück eines einst umfangreichen Waldbahnnetzes in den Vogesen, Museumsbahn Weblink

Polen

  • Waldbahn Hajnowka, Museumsbahn Weblink

Slowakei

 
Rumänische Waldbahnlok auf der Steyrtalbahn

Ungarn

  • Waldbahn Lillafüred, aktive Waldbahn und Touristikzüge
  • Waldbahn Csömödér, aktive Waldbahn und Touristikzüge
Übersicht aller Ungarischen Schmalspurbahnen

Rumänien

  • Wassertalbahn, aktive Waldbahn im Forstbetrieb
  • Waldbahn Covasna - Comandau, mit Schrägaufzug, Museumsbetrieb im Aufbau Weblink

Andere Bahnen zum Transport von Materialien

  • Feldbahnen zum Transport landwirtschaftlicher Erzeugnisse
  • Grubenbahnen zum Abbau von Erzen
  • Hafenbahnen zum be- und entladen von Gütern innerhalb eines Hafenbetriebes
  • Werkbahnen zum Transport von Materialien in Industriebetrieben