AGM-158 JASSM

Luft-Boden-Marschflugkörper von Lookheed Martin
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Bei der AGM-158 JASSM (Joint Air-to-Surface Standoff Missile) handelt es sich um einen Luft-Boden-Marschflugkörper mittlerer bis hoher Reichweite. Sie wird von dem US-Konzern Lockheed Martin produziert.

AGM-158 JASSM
AGM-158 JASSM

AGM-158 JASSM
Allgemeine Angaben
Typ Marschflugkörper
Herkunftsland Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten
Hersteller Lockheed Martin
Entwicklung 1995
Indienststellung 2003
Stückpreis 400.000 US$
Technische Daten
Länge 4,27 m
Gefechtsgewicht 1020 kg
Spannweite 2,41 m
Antrieb Strahltriebwerk
Reichweite > 370 km (AGM-158A)
925 – 965 km (AGM-158B)
Ausstattung
Lenkung GPS/INS
Zielortung IR
Gefechtskopf WDU-42/B, 450 kg
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Entwicklung

Die Entwicklung der JASSM begann 1995, unmittelbar nachdem das AGM-137-TSSAM-Programms wegen zu hoher Kosten abgebrochen worden war. Das Entwicklungsziel war nun ein weit reichender, kostengünstiger und präzisionsgelenkter LO-Flugkörper, der erheblich weniger kosten sollte als die AGM-137 TSSAM. Im Juni 1996 wurden Verträge zur Entwicklung und Risikoreduzierung an McDonnell Douglas und Lockheed Martin vergeben. Die konkurrierenden Lenkflugkörper-Entwürfe erhielten die Bezeichnungen AGM-158A und AGM-159A, wobei Lockheed Martin im April 1998 die Ausschreibung gewann. Die ersten Flugtests fanden im November 1999 statt, und die Entwicklungstests begannen im Januar 2001. Die Vorserienproduktion lief im Dezember desselben Jahres an, und Mitte 2002 begann die operationelle Testphase, welche im April 2003 abgeschlossen wurde. Im Oktober 2003 wurde die JASSM dann für voll einsatzfähig erklärt.

Während der Testphase zeigte die JASSM oft nur eine geringe Zuverlässigkeit, weswegen es vielfach zu Verzögerungen und Budgetproblemen kam. Hauptproblem war oft der neue, besonders störfeste GPS-Empfänger. Es sind daher weitere Mittel bewilligt worden, um die Zuverlässigkeit zu erhöhen. Während der 2009 durchgeführten Tests des entsprechend modifizierten siebten Bauloses trafen 15 von 16 abgefeuerten Lenkwaffen.[1]

Technik

 
Eine JASSM wird verladen

Die JASSM navigiert primär mit ihrem GPS/INS-System, wobei bei dem GPS-Empfänger großer Wert auf Störfestigkeit gelegt wurde. Zur Verbesserung der Präzision wird im Endanflug ein FLIR-Sensor (256 × 256 Pixel, 3–5 Micron) aktiviert, welcher mittels Mustererkennung ein bestimmtes Gebiet nach dem Ziel absucht. Hierdurch ist auch die Bekämpfung von begrenzt mobilen Zielen möglich. Weiterhin kann eine Vielzahl von Wegpunkten festgelegt werden.

Die Luftfahrzeugzelle der JASSM besteht vollständig aus Verbundwerkstoffen und ist vor allem auf eine geringe Radar- und Infrarotsignatur ausgerichtet.[2][3] So weist sie, im Gegensatz zu den meisten aktuellen Marschflugkörpern, keine Winkelreflektoren, unregelmäßige Oberflächen oder rohrförmigen Komponenten auf. Durch diese Maßnahmen soll auch das Umgehen und Bekämpfen von modernen Flugabwehrsystemen (z. B. SA-20 Gargoyle oder SA-15 Gauntlet) ermöglicht werden, die für die Bekämpfung von konventionellen Marschflugkörpern konzipiert wurden.[4] Um die Reichweite zu erhöhen, besitzt die JASSM zwei Schwenkflügel, welche für zusätzlichen dynamischen Auftrieb sorgen. Diese sind, wie das Seitenruder, aus Gründen der Platzersparnis eingeklappt und werden erst unmittelbar nach dem Abwurf ausgeklappt.

Der WDU-42/B-Gefechtskopf wiegt rund 450 kg und enthält 110 kg AFX-757-Sprengstoff, welcher eine erheblich intensivere Wirkung aufweist als bisherige Mischungen und an die Sprengkraft eines gut doppelt so schweren konventionellen Sprengkopfes heranreichen soll. Darüber hinaus ist die Mischung insensitiv, die Gefahr von unbeabsichtigten Explosionen, zum Beispiel durch einen Cook off, ist somit erheblich geringer als bei früheren Sprengstoffen. Der Zünder besitzt mehrere Betriebsmodi, um sowohl Oberflächenziele als auch verbunkerte und gehärtete Objekte wirksam bekämpfen zu können.

Für den Antrieb sorgt ein Turbojet-Triebwerk vom Typ J402-CA-100, welches 3 kN Schub entwickelt. Hiermit kann eine Reichweite von mindestens 360 km und eine Geschwindigkeit von bis zu Mach 0,85 erreicht werden.

Varianten

 
Ein Präsentationsmodell der JASSM bei der Pariser Luftfahrtschau 2007

AGM-158A

Die Basisversion, die seit Anfang 2003 in Serie produziert wird. Die US Air Force verfügt aktuell (Stand: August 2015) über knapp 1500 Lenkwaffen dieses Typs, wobei ein Inventar von 4900 Stück angestrebt wird (inkl. ER-Variante).[5] Die Stückkosten belaufen sich auf etwa 400.000 US-$.[3]

AGM-158B

Diese Variante, auch JASSM-ER genannt, soll primär über eine stark gesteigerte Reichweite von fast 1000 km verfügen. Außerdem ist ein gesicherter Zweiweg-Datenlink (WDL) vorgesehen, um Statusabfragen und Zieländerungen auch nach dem Abschuss durchführen zu können. Die Luftfahrzeugzelle bleibt äußerlich völlig unverändert, verwendet aber ein effizienteres Turbofan-Triebwerk und kann mehr Treibstoff aufnehmen.

Die erste Flugerprobung fand im Januar 2006 statt, die zweite Testphase wurde im August 2012 abgeschlossen [6] und im April 2014 wurden die ersten Serienmodelle ausgeliefert[7]. Die Air Force plant die Beschaffung von 2500 JASSM-ER (Stand: August 2012).[8]

AGM-158C

Ein Seezielflugkörper auf Basis der JASSM-ER.

Einsatz

 
Die Forschungseinrichtung Barseh vor und nach dem Angriff

Der erste Gefechtseinsatz fand am 14. April 2018 im Rahmen des Luftangriffs auf Damaskus und Homs statt. Hierbei feuerten zwei Bomber vom Typ B-1B insgesamt 19 JASSMs (AGM-158A) auf eine Forschungseinrichtung nahe Damaskus ab, die an der Erforschung und Produktion von chemischen Waffen beteiligt gewesen seien soll.[9]

Plattformen

 
Abwurf einer JASSM durch eine B-1B

Technische Daten

  • Länge: 4,27 m
  • Breite: 0,55 m
  • Höhe: 0,45 m
  • Spannweite: 2,41 m
  • Startgewicht: 1020 kg
  • Antrieb:
  • Reichweite:
    • AGM-158A: > 370 km
    • AGM-158B: 925 – 965 km
  • Lenkung:
    • AGM-158A: GPS, INS, IIR, Datenlink [10]
    • AGM-158B: GPS, INS, IIR, 2-Weg Datenlink
  • Gefechtskopf: WDU-42/B, 450 kg

Nutzer

Commons: AGM-158 JASSM – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Lockheed Martin’s Joint Air-To-Surface Standoff Missile Achieves Successful Reliability Flight Tests@1@2Vorlage:Toter Link/www.lockheedmartin.com (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im März 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  2. Jane's Air-Launched Weapons 2002
  3. a b Deagel.com
  4. Cruise Missile Options for Australia, S. 39
  5. Lockheed Martin Expands Cruise Missile Production Facility
  6. JASSM-ER ends operational testing. janes.com, 23. August 2012, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 26. August 2012; abgerufen am 24. Februar 2013.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.janes.com
  7. US Air Force Takes Delivery of First Production Lot of the JASSM ER Cruise Missile. deagel.com, 8. April 2014, abgerufen am 10. April 2014.
  8. AGM-158 JASSM Family Cruise Missiles: FY 2012 Orders. defenseindustrydaily.com, 12. August 2012, abgerufen am 28. Februar 2013.
  9. Syria Strike Story Shifting; AFCENT Says F-22s Flew Strike Cap, Basic JASSMs Used. Air Force Magazine, 20. April 2018, abgerufen am 21. April 2018.
  10. Design Characteristics of United States: Cruise Missiles. (pdf) Nuclear Threat Initiative, April 2013, S. 1-2, abgerufen am 3. Juni 2015 (englisch).
  11. Jane’s Information Group: Poland agrees JASSM purchase (Memento des Originals vom 13. Dezember 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.janes.com, abgerufen am 18. Dezember 2014
  12. U.S. Air Force Awards Lockheed Martin $116 Million Contract Option for JASSM-ER Production