Peter Handke
Peter Handke (* 6. Dezember 1942 in Altenmarkt bei Griffen, Kärnten) ist ein österreichischer Schriftsteller und Übersetzer.
Biographie
1942 wurde Peter Handke in Griffen geboren. Seine Mutter Maria Handke, geborene Suiz (1920-1971), war kärntnerisch-slowenischer Abstammung. Sein leiblicher Vater, der deutsche Bankangesellte Erich Schönemann, war zu dieser Zeit als Soldat in Kärnten stationiert. Er war jedoch bereits verheiratet, und so heiratete Maria noch im selben Jahr und vor der Geburt des Kindes einen anderen deutschen Soldaten, den Straßenbahnschaffner Adolf Bruno Handke († 1988). Erst kurz vor seinem Abitur wurde dem Sohn die Wahrheit mitgeteilt.
Von 1944 bis 1948 lebten Peter Handke und seine Mutter in Berlin, danach gingen sie wieder zurück nach Griffen. Die zunehmende Trunksucht seines Stiefvaters und die regionale und soziale Beschränktheit der Lebensbedingungen im abgelegenen Griffen führten später zur ständigen Auflehnung Peter Handkes gegen Beschränkungen und Gewohnheiten.
1954 kam er ins Knabeninternat des katholisch-humanistischen Gymnasiums Tanzenberg. Während dieser Zeit veröffentlichte er erste literarische Texte für die Internatszeitschrift Fackel. 1959 wechselte er nach Klagenfurt und bestand dort 1961 die Matura. Im selben Jahr begann Handke Rechtswissenschaften in Graz zu studieren. Nach ersten literarischen Erfolgen schloss er sich dem Forum Stadtpark der Grazer Gruppe an und brach 1965 das Studium ab, um sich ganz dem Schreiben zu widmen, nachdem der Suhrkamp Verlag sein Romanmanuskript Die Hornissen angenommen hatte. Im selben Jahr zieht er nach Düsseldorf und 1968 nach Berlin.
1966 gelang ihm ein spektakulärer Auftritt beim Treffen der Gruppe 47 in Princeton, wo er sein provokantes Stück Publikumsbeschimpfung vorstellte. 1969 war er Gründungsmitglied des Frankfurter Verlags der Autoren und von 1973-1977 Mitglied der Grazer Autorenversammlung. In den 1980er Jahren bereiste er unter anderem Alaska, Japan und Jugoslawien.
Handke lebte nach Graz in Düsseldorf und Berlin, Paris, Kronberg im Taunus, in den USA (1978-79), Salzburg (1979-88) und seit 1991 in Chaville bei Paris (Frankreich) und zeitweise in Salzburg. Er hat eine inzwischen erwachsene Tochter, Amina Handke, die Malerei und Visuelle Mediengestaltung studiert hat. Seit 2001 ist die Schauspielerin Katja Flint seine Lebensgefährtin.
Serbien-Kontroverse
1996 kam es in den Medien nach der Veröffentlichung von Handkes Reisebericht Eine winterliche Reise zu den Flüssen Donau, Save, Morawa und Drina oder Gerechtigkeit für Serbien zu heftigen Kontroversen. Diese halten bis heute an. 2004 besuchte er Slobodan Milošević im Gefängnis in Den Haag. 2005 benannte ihn der jugoslawische Ex-Präsident, vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag des Völkermords und der Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt, als Zeugen zu seiner Verteidigung. Handke lehnte dies ab und veröffentlichte wenig später einen Essay mit dem Titel Die Tablas von Daimiel, der den Untertitel Ein Umwegzeugenbericht zum Prozeß gegen Slobodan Milošević trägt. Am 18. März 2006 trat Handke auf der Beerdigung von Slobodan Milošević als Redner auf, was zu einem Wiederaufleben der Kontroverse führte. Im Zusammenhang mit Handkes Grabrede wurde auch sein Stück Spiel vom Fragen oder die Reise ins sonore Land vom Spielplan der Pariser Comédie Française abgesetzt, was abermals sowohl befürwortende als auch kritische Stimmen hervorrief. Am 8. Juni 2006 verzichtete Peter Handke aufgrund der entbrannten politischen Diskussion auf den mit 50.000 Euro dotierten Heinrich-Heine-Preis 2006 der Stadt Düsseldorf.
Auszeichnungen
- 1967 Gerhart-Hauptmann-Preis
- 1972 Literaturpreis des Landes Steiermark
- 1973 Schillerpreis der Stadt Mannheim
- 1973 Georg-Büchner-Preis (Preisgeld 1999 zurückgegeben)
- 1975 Filmband in Gold für Drehbuch Falsche Bewegung
- 1978 Bambi für Regie
- 1978 Prix Georges Sadoul
- 1979 Preis der Gilde deutscher Filmtheater
- 1979 Franz-Kafka-Preis
- 1983 Kulturpreis des Landes Kärnten
- 1983 Franz-Grillparzer-Preis
- 1985 Anton-Wildgans-Preis (abgelehnt)
- 1986 Literaturpreis der Stadt Salzburg
- 1987 Großer Österreichischer Staatspreis für Literatur
- 1988 Bremer Literaturpreis
- 1991 Franz-Grillparzer-Preis
- 1995 Schiller-Gedächtnispreis
- 2001 Blauer-Salon-Preis des Literaturhaus Frankfurt
- 2004 Siegfried-Unseld-Preis
- 2006 nominiert für den Heinrich-Heine-Preis der Stadt Düsseldorf. Peter Handke verzichtet auf den Preis am 2. Juni 2006.
Werke
Die Jahre 1966 bis 1987 | Die Jahre 1988 bis heute |
|
|
Arbeiten als Regisseur oder Drehbuchautor
- Die Angst des Tormanns beim Elfmeter, Drehbuch (WDR), Regie: Wim Wenders, 1970
- Chronik der laufenden Ereignisse, Regie und Drehbuch, 1971
- Falsche Bewegung, Drehbuch 1975 (WDR), Regie: Wim Wenders
- Die linkshändige Frau, Regie und Drehbuch, 1977
- Das Mal des Todes, Regie und Drehbuch (ORF), 1986
- Der Himmel über Berlin, Drehbuch mit Wim Wenders, der auch Regie führte, 1987
- Die Abwesenheit. Ein Märchen, Regie und Drehbuch, 1992
Tonträger
- Hörspiel (Deutsche Grammophon/Luchterhand 2574 005), 1973
- Wunschloses Unglück - Eine Auswahl des Autors gelesen von Bruno Ganz, (Deutsche Grammophon Litera 2570 014), 1978
Übersetzungen
Handke ist Übersetzer folgender Autoren:
Weblinks
- Vorlage:PND
- www.ub.fu-berlin.de/ umfassende Linksammlung zu Peter Handke
- Vorlage:Aeiou
- Artikel (allgemein)
- „Peter Handke erhält ersten Siegfried-Unseld-Preis“, NZZ, 9. Februar 2004
- Texte über Handkes Bücher, Theorien und sein Engagement in Serbien, Zeit-Dossier
- Artikel zum Heine-Preis
- „Peter Handke est interdit de Comédie-Française“, Le Monde, 27. April 2006
- "Heine wird verhöhnt", FAZ , 26. Mai von Hubert Spiegel
- „Denk ich an Deutschland in der Nacht...“, Stuttgarter Zeitung, 31. Mai 2006
- „Heine-Preis: Der Fall Handke: Rufmord statt Kritik“, FAZ, 2. Juni 2006 von Frank Schirrmacher
- „Handke und kein Ende. Warum wir aus der Jury des Heinrich-Heine-Preises austreten“, SZ, 2. Juni 2006, Rücktrittserklärung von Löffler und Lefèbvre
- Stellungnahmen von Peter Handke anlässlich der Vorgänge um den Heine-Preis
- „Peter Handke: Was ich nicht sagte“, FAZ, 29. Mai 2006, mit Handke-Dossier
- „Peter Handke: Am Ende ist fast nichts mehr zu verstehen“, Süddeutsche Zeitung, 1. Juni 2006
- Briefwechsel zwischen Peter Handke und dem Oberbürgermeister der Stadt Düsseldorf Erwin, 2. bis 7. Juni 2006, in welchem Handke formuliert, dass "der Preis an mich für nichtig erklärt werden soll" (im PDF-Format)
Personendaten | |
---|---|
NAME | Handke, Peter |
KURZBESCHREIBUNG | Schriftsteller und Übersetzer |
GEBURTSDATUM | 6. Dezember 1942 |
GEBURTSORT | Griffen (Kärnten) |