Wissensgesellschaft

Gesellschaftsformation, in der individuelles und kollektives Wissen und seine Organisation vermehrt zur Grundlage des sozialen, ökonomischen und medialen Zusammenlebens werden
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Der Begriff Wissensgesellschaft bezeichnet eine Gesellschaftsform, in der individuelles und kollektives Wissen zu einer zentralen Voraussetzung des sozialen und ökonomischen Zusammenlebens und zu einer entscheidenden Produktivkraft geworden ist.

Im Gegensatz zum Begriff der Informationsgesellschaft umfasst der Begriff nicht primär die technisch-ökonomischen Aspekte dieser Transformation. Es ist zudem das kollektive Interesse am Ergründen von Gesellschaft und Natur durch systematische, nachvollziehbare, standardisierte Verfahren. Alle gesellschaftlichen Systeme beruhen in verstärktem Maße auf (wissenschaftlichem) Wissen. Nicht zuletzt sind die Lebenschancen des Einzelnen vom jeweils eigenen und dem Wissen anderer abhängig. Durch die wachsende Verbreitung moderner Kommunikationsmittel ist es möglich geworden, unbegrenzt Informationen einzusammeln. Erst durch einen kollektiven Akt der Bewertung, Einordnung und Hierarchisierung werden diese Informationen zu Wissen umgeformt. Dies erfordert die Einbeziehung von möglichst vielen Menschen. Internet-Enzyklopädien, wie z.B. die Wikipedia beschleunigen den Wechsel von einer Gesellschaft, in der Wissen durch eine kleinere Gruppe von Experten gehortet und an Eingeweihte weitergeleitet wird, zu einer Gesellschaft, in der jeder an der kollektiven Konstruktion von Wissen mitwirken kann. Auf diese Weise werden intellektuelle Ressourcen in nie gekanntem Maße mobilisiert und zusammengelegt.

Siehe auch

Freie Informationsinfrastruktur, Informationsgesellschaft, Infosphäre, Kollektive Intelligenz, Kollektive Wissenskonstruktion, Neue Wissensordnung, Ressourcenorientierung, Wissen, Wissensallmende, Wissenskommunismus, Wissensfreiheit


Literatur

  • Uwe H. Bittlingmayer, Wissensgesellschaft als Wille und Vorstellung, Konstanz: UVK 2005, ISBN 3-89669-525-8 - ideologiekritische Studie zum Diskurs über die "Wissensgesellschaft"
  • Peter Burke, Papier und Marktgeschrei. Die Geburt der Wissensgesellschaft, Berlin: Wagenbach 2001
  • Helmut F. Spinner: Die Wissensordnung, 1994
  • Helmut F. Spinner: Die Architektur der Informationsgesellschaft, 1998
  • Bernhard von Mutius: Die Verwandlung der Welt. Ein Dialog mit der Zukunft, 2000, ISBN 3-608-94271-8
  • Richard van Dülmen, Sina Rauschenbach (Hg.): Macht des Wissens. Die Entstehung der modernen Wissensgesellschaft Köln, Weimar, Wien, 2004.
  • Heinrich Böll Stiftung (Hg.): Die Verfasstheit der Wissensgesellschaft Westfälisches Dampfboot, 2006, ISBN: 3-89691-619-X
  • Bernd Streich: Stadtplanung in der Wissensgesellschaft - Ein Handbuch, Wiesbaden: VS-Verlag 2005, ISBN: 3-531-14569-X