Nenzing ist eine Marktgemeinde im Bezirk Bludenz des österreichischen Bundeslands Vorarlberg mit 6528 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2025).
Marktgemeinde Nenzing
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Wappen | Österreichkarte | |
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Basisdaten | ||
Staat: | ![]() | |
Land: | ![]() | |
Politischer Bezirk: | Bludenz | |
Kfz-Kennzeichen: | BZ | |
Fläche: | 110,35 km² | |
Koordinaten: | 47° 11′ N, 9° 42′ O | |
Höhe: | 530 m ü. A. | |
Einwohner: | 6.528 (1. Jän. 2025) | |
Bevölkerungsdichte: | 59 Einw. pro km² | |
Postleitzahl: | 6710 | |
Vorwahl: | 05525 | |
Gemeindekennziffer: | 8 01 16 | |
NUTS-Region | AT341 | |
Adresse der Gemeinde- verwaltung: |
Landstraße 1 6710 Nenzing | |
Website: | ||
Politik | ||
Bürgermeister: | Florian Kasseroler (FPÖ) | |
Gemeindevertretung: (Wahljahr: 2015) (27 Mitglieder) |
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Lage von Nenzing im Bezirk Bludenz | ||
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Nenzing | ||
Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria |
Geografie
Nenzing liegt im westlichsten Bundesland Österreichs, Vorarlberg, im Bezirk Bludenz auf 533 Metern Höhe. Mit einer Fläche von 110,31 km² ist Nenzing die viertgrößte Gemeinde Vorarlbergs. 49,3 % der Fläche sind bewaldet, 21,1 % der Fläche Alpen. Mit 2859 m ü. A. ist der Panüler der höchste Berg der Gemeinde. Der Naturpark Nenzinger Himmel liegt auf 1370 m ü. A. und die Alpe Gamp auf 1564 m ü. A.
Ortsteile der Gemeinde sind:
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Nenzing grenzt im Süden an die Schweiz, und im Südwesten an das Fürstentum Liechtenstein. Damit ist es gemeinsam mit Feldkirch die einzige Gemeinde Österreichs mit zwei EU Außengrenzen.
Geschichte
Die erste nachgewiesene Dauersiedlung aus der Bronze- und Eisenzeit befindet sich auf dem „Scheibenstuhl“ westlich von Nenzing. Später wurde von Römern eine Befestigungs- und Verteidigungsanlage gegen die Alemannen erbaut.
Die aus dem Schweizer Kanton St. Gallen stammenden Ritter von Ramschwag erbauten im Zeitraum von 1270 bis 1290 die Burganlage Welsch-Ramschwag. Die Burg und das Burggut Welsch-Ramschwag kamen 1360 als Lehen zu Österreich.
In der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts gründeten Walser die Siedlung Nenzingerberg, die bis ins 20. Jahrhundert auf 9 Einzelhöfen ca. 50 Einwohner zählte. 1955 verließen die letzten Walser den Nenzingerberg. Die meisten Häuser wurden abgebrochen und durch Alpgebäude ersetzt. Erhalten ist die Kapelle (St. Martinskirchle). Von mind. 1815–1920 (Brand des Schulhauses) bestand am Nenzingerberg eine eigene Schule.[1]
Im Jahre 1474 wurde die Grafschaft Sonnenberg, zu der auch Nenzing gehörte, österreichischer Besitz.
Bei einem großen Brand im Jahre 1633 verbrannten im Dorf Kirche, Pfarrhof und 48 Häuser, die Pest forderte wieder ihre Opfer und der Dreißigjährige Krieg brachte Armut und Hungersnöte. Ein zweites Mal wurden 1724 Teile des Dorfes durch einen Großbrand zerstört und 1762 gab es ein Hochwasser an der Meng.
In den Wirren der Napoleonischen Kriege kämpften auch Nenzinger auf Seiten Andreas Hofers gegen die Bayern und Franzosen.
Die Habsburger regierten die Orte in Vorarlberg wechselnd von Tirol und Vorderösterreich (Freiburg im Breisgau) aus. Von 1805 bis 1814 gehörte der Ort zu Bayern, dann wieder zu Österreich.
Zum österreichischen Bundesland Vorarlberg gehört Nenzing seit der Gründung 1861. 1872 wurde eine Eisenbahnlinie durch die Gemeinde gebaut.
Der Ort war 1945 bis 1955 Teil der französischen Besatzungszone in Österreich. 1993 wurde Nenzing zur Marktgemeinde erhoben.
Am 22. Mai 2016 geriet der Ort in die internationalen Schlagzeilen, nachdem ein 27-jähriger Vorarlberger bei einem Konzert wahllos in die Menge schoss und dabei zwei Männer und im Anschluss sich selbst tötete. Zwölf weitere Opfer überlebten mit Verletzungen.Bevölkerungsentwicklung

Ende 2002 betrug der Ausländeranteil an der Bevölkerung 10,8 Prozent.
Gemeindewappen
Das Gemeindewappen entstand im Jahre 1967 nach einem Entwurf des Schrunser Künstlers und Heraldikers Konrad Honold: Es stellt zwei nach rechts schreitende, goldgekrönte rote Leoparden dar. Dieses Wappen wurde am 6. Februar 1968 von der Vorarlberger Landesregierung an die Gemeinde verliehen.[3]
Das Wappen ist abgeleitet von jenem des Rittergeschlechts der Herren von Ramschwag.[4]
Politik
Die Gemeindevertretung besteht aus 27 Mitgliedern. Gemeindevertretungs- und Bürgermeisterwahl 2015:
- „FPÖ und Parteifreie Nenzing“: 16 Mandate
- „Wir für Nenzing - Volkspartei und Parteifreie“: 9 Mandate
- „echt.nenzing grüne und parteifreie“: 2 Mandate
Bürgermeister ist Florian Kasseroler (FPÖ). Er wurde bei der Bürgermeister-Direktwahl 2015 mit 73,76 % der Stimmen im Amt bestätigt.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
- Das spätrömische Bergkastell Stellfeder ist eine Ruine.
- Die Burg Welsch-Ramschwag wurde in den Jahren 1270 bis 1290 durch die Herren von Ramschwag, einem Adelsgeschlecht aus dem Kanton St. Gallen erbaut. Die Burg hatte keinen langen Bestand, denn aufgebrachte Walgauer Bauern zerstörten am 28. September 1405 im Appenzellerkrieg die Anlage und seither ist Welsch-Ramschwag eine Ruine. Von 1997 bis 2000 erfolgte eine Restaurierung der Ruine.[5]
- Die Pfarrkirche Nenzing hl. Mauritius ist eine Barockkirche mit karolingischen und gotischen Elementen ihrer Vorgängerinnen und einer barocken Ausstattung ist eine der ältesten Pfarren Vorarlbergs. Unterhalb des Chorraumes wurden die Fundamente der ältesten nachgewiesenen Kirche des Landes aus dem frühen 6. Jahrhundert ergraben.
- Martinskirche Beschling: Eine spätgotische, im Barockstil erweiterte Kirche mit spätgotischem Flügelaltar von 1484 und einer Holzbilderdecke aus dem 17. Jahrhundert. Diese Kassettendecke wurde teilweise vom Nenzinger Künstler Christian Lutz gestaltet.
- Die Kirche Maria Heimsuchens Gurtis wurde 1791 erbaut.
- Die Kapelle Latz hl. Valentin und hl. Magnus wurde um 1630 während der Pestzeit gebaut und im Jahre 2000 restauriert.
- Die Spinnerei Getzner: Die Spinnereibetriebe wurden 1832 von Christian Getzner errichtet.
- Das Rathaus (1958): An der Stelle des heutigen Rathauses stand früher der Gasthof Sonne, eine ehemalige Postkutschenstation. Dieser wurde abgerissen und 1958 ein neues Rathaus errichtet. In den Jahren 2000 bis 2002 wurde es umgebaut und erweitert.
- Der Ramschwagsaal (1992) wurde von der Gemeinde Nenzing 1992 eröffnet und bietet Raum und Bühne für örtliche Vereine und Veranstalter.
- ARTENNE (1841; 2011): Das Bauernhaus in der Kirchgasse wurde 1841 erbaut und 2011 als Ausstellungs- und Veranstaltungsraum eröffnet. Österreichischer Bauherrenpreis 2011 der Architektenkammer.
Wirtschaft und Infrastruktur
Am Ort gab es im Jahr 2003 88 Betriebe der gewerblichen Wirtschaft mit 2.042 Beschäftigten und 182 Lehrlingen. Lohnsteuerpflichtige Erwerbstätige gab es 2.361. Eine der größten Betriebe ist die Firma Liebherr, die hier Hydroseilbagger, Raupenkrane sowie Spezialtiefbaumaschinen herstellt. Der ehemalige Bereich Schiffs- und Offshorekräne wurde in andere Werke ausgelagert. 2016 arbeiteten rund 1.700 Mitarbeiter an diesem Liebherr-Standort.
Verkehr
In der Gemeinde liegt die Haltestelle Nenzing, an dieser halten sowohl Züge der Linie S1 als auch REX in Richtung Lindau bzw. Bludenz. Weiters wird die Haltestelle von der Buslinie 76 angefahren, welche an der Haltestelle startet und bis Bludenz fährt.
Außerdem gibt es beim Ortsteil Beschling die Haltestelle Schlins-Beschling an welcher nur die S1 hält.
Bildung
Am Ort gibt es (Stand Januar 2003) 619 Schüler. In Nenzing gibt es zudem fünf Kindergärten, vier Volksschulen und eine Hauptschule.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Gemeinde:
- Kurt Kraft (* 1927), ehemaliger Bürgermeister und ehemaliger Landtagsabgeordneter
- Simon Gächter (* 1965), Wirtschaftswissenschaftler
- Hermann Gamon (1929–2015), Skirennläufer und Trainer
- Manfred Honeck (* 1958), Dirigent und Bratschist
- Michael Jutz (1859–1940), Nationalratsabgeordneter (CS)
- Christof Moser (* 1964), Pianist, Komponist, Universitätsprofessor
Mit Nenzing verbunden:
- Christian Stooß (1879–1958), Gemeindevorsteher und Landtagsabgeordneter
Ehrenbürger:
- Georg Schelling (1906–1981), Priester und Journalist
- Otto Marte (* 19. Februar 1893; † 1982) Landwirt, Bürgermeister Gemeinde Nenzing, Ökonomierat, Kassier der Pfarrei Nenzing durch 50 Jahre
- Josef Marte (* 5. Oktober 1853; † 21. April 1911) Landwirt, Vorsteher Gemeinde Nenzing, Landtagsabgeordneter, Mitglied des Landesausschusses
- Karl Gamon (* 26. Dezember 1918, † 15. März 2004) Oberstudienrat, Schulleiter Hauptschule Nenzing, Gründungsmitglied des Krankenpflegeverein Nenzing
Weblinks
- 80116 – Nenzing. Gemeindedaten der Statistik Austria
Einzelnachweise
- ↑ Birgit Ortner u.a. In: Nenzinger Schriftenreihe. Nummer 4, Archiv der Marktgemeinde Nenzing (Hrsg.): Der Nenzingerberg - Das verlassene Walserdorf. Nenzing 2007, ISBN 978-3-900143-06-0.
- ↑ Vorarlberg: 27-Jähriger erschoss bei Amoklauf zwei Männer. In: derStandard.at. 22. Mai 2016, abgerufen am 23. Mai 2016.
- ↑ Vorarlberger Landesregierung (Hrsg.): 96 Gemeindewappen – Hoheitszeichen und Bürgerstolz. Vorarlberger Landesarchiv, Bregenz 2008, ISBN 978-3-902622-04-4.
- ↑ Photos schöner alter Wappen
- ↑ Burgruine Welsch-Ramschwag, Geschichte