Zerstörer 1936
Der Zerstörer 1936 war eine gegenüber dem Zerstörer 1934 verbesserte Vorkriegsklasse von Zerstörern der Kriegsmarine. Der Name der Klasse kommt vom Jahr der Auftragsvergabe 1936, in dem auch die Boote der Klasse auf Kiel gelegt wurden. Insgesamt wurden 6 Einheiten gebaut, Z 17 Dieter von Roeder bis Z 22 Anton Schmitt. Die Stapelläufe fanden 1936 und 1937 statt.
Gegenüber dem Zerstörer 1934 sollte diese Klasse eine verringerte Trefferfläche haben; daher wurden die Aufbauten und Schornsteine verkleinert. Das Antriebssystem war das Gleiche wie das des Zerstörers 1934, allerdings war es nun besser ausgereift. Stärkere Dieselgeneratoren sorgten für mehr Strom und somit eine verbesserte Technikausrüstung, ein größerer Bunkerinhalt für mehr Reichweite. Die Verdrängung war mit 2.250 Tonnen bei leerem Schiff und 3.470 Tonnen bei voller einsatzmäßiger Ausrüstung größer als die des Zerstörers 1934. Die Bewaffnung blieb, bis auf die Ausstattung mit Seeminen, weitgehend gleich. Einzig das Radar und das Echolot wurde verbessert.
Nach 1940 waren nur noch ein Boot der Klasse, Z 20 Karl Galster, übrig geblieben, bei dem 1942 einige Modifikationen durchgeführt wurde. So wurde der Mast auf dem achteren Deckshaus (das u.a. die Munitionsumladekammer für die hinteren Geschütze enthielt) an die Vorderkante des Aufbaus verlegt, um Platz zu schaffen für eine 2 cm-Vierlings-Flak. Die Flak-Bewaffnung wurde dadurch, und durch andere Modifikationen, erheblich verstärkt. Ende 1944 erhielt das Boot ein Abschussgerät mit Feuerleit-Radar für eine Batterie von 86-mm-Raketen.
Einsätze
Die sechs Boote des Typs 1936 bildeten die 5. Zerstörer-Flottille und nahmen am Unternehmen Westwall teil, bei dem die englische Südküste vermint wurde.
Bei Beginn des Unternehmens Weserübung lag Z 20 in der Werft. Die anderen fünf Boote der Klasse nahmen, unter dem Kommando von Kommodore Friedrich Bonte, an der Besetzung des Erzhafens Narvik im April 1940 teil und gingen dabei verloren. Am 9. April 1940 besetzten die deutschen Truppen den Hafen. Dabei wurden die beiden veralteten Küstenpanzerschiffe Eidsvold und Norge durch Torpedotreffer versenkt. Die Royal Navy unternahm am nächsten Morgen einen Gegenangriff, bei dem die Zerstörer Hardy und Hunter verloren gingen, während auf deutscher Seite Z 21 Wilhelm Heidkamp und Z 22 Anton Schmitt nach mehreren Artillerie- und Torpedotreffern sanken. Drei Tage später, am 13. April, griff ein wesentlich stärkere britischer Verband an, bestehend aus dem Schlachtschiff HMS Warspite und neun Zerstörern. Dem Zerstörer Eskimo wurde durch einen Torpedo das Vorschiff weggeschossen, während Z 17 Dieter von Roeder nach einen Torpedotreffer stark beschädigt fliehen musste. Um eine versuchte Kaperung durch britische Einheiten zu verhindern, wurde Z 17, bei dem Versuch, einen längsseits gehenden britischen Zerstörer mit in die Luft zu sprengen, durch Wasserbomben selbstversenkt. Während des zweiten Gefechts zog sich Z 18 Hans Lüdemann, der keine Munition mehr hatte, in den Rombjaksfjord zurück, lief auf einen Felsen und mußte ebenfalls selbstversenkt werden. Z 19 Hermann Kühne geriet bei einem Torpedoausweichmanöver auf Grund. Nachdem er seine Munition verschossen hatte, wurde er aufgegeben und gesprengt. Dabei brach das Achterschiff ab, schwamm wieder auf und trieb noch einige Zeit an der Untergangsstelle.
Das letzte Boot der Klasse,Z 20 Karl Galster, wurde verschieden verlegt. Am 13. Juli 1942 erfolgte ein Einsatz gegen den Geleitzug PQ 13. Drei Schnellboote der S-100 Klasse unterstützten ihn. Die Gruppe versenkte dabei 6 Handelsschiffe, ehe die Konvoi-Eskorte auf sie aufmerksam wurde und mit einem Leichten Kreuzer und zwei Zerstörern der V&W-Klasse angriff. Ein Zerstörer verwickelte Z 20 in ein Artillerieduell und wurde durch einen Torpedo von Z 20 versenkt. Währenddessen wurde sie von dem Leichten Kreuzer schwer beschädigt und musste sich zurückziehen. Die Schnellboote torpedierten den Leichten Kreuzer mit den verbliebenden Torpedos und konnten einen Treffer erzielen, so dass er das Gefecht abbrechen musste. Der letzte britische Zerstörer konnte alle Schnellboote mühelos versenken, da sie keine Torpedos mehr hatten.
Gegen Kriegsende evakuierte Z 20 noch einige Flüchtlinge in der Ostsee. Nach der Kapitulation des Deutschen Reiches wurde das Boot der UdSSR als Kriegsbeute zugesprochen. Dort stand es als PROCNYJ bis Mitte der 1950er Jahre im Dienst, bis es vermutlich 1956 verschrottet wurde.
Boote der Klasse
- Z 17 Diether von Roeder
- Z 18 Hans Lüdemann
- Z 19 Hermann Künne
- Z 20 Karl Galster
- Z 21 Wilhelm Heidkamp
- Z 22 Anton Schmitt
Technische Daten
Allgemein
- Länge: 125,1 m
- Breite: 11,8 m
- Tiefgang: 3,77 m
- Verdrängung: bis zu 3470 t
- Antrieb: 6 Benson-Kessel mit 70.000 PS, 38,5 kn
Panzerung
- Gürtelpanzerung: 60-80 mm
- Deck: 60 mm
- Aufbauten: Bis 60 mm
- Geschütztürme: Vorn 40 mm, seitlich 20 mm.
- 3,7 cm-Flak: 10 mm-Schutzschild.
Zusatzpanzerung
- Maschinenram, Bunker: + 20 mm
- Munitionskammer: + 30 mm
Bewaffnung
- Artillerie: 5 x 12,7 cm L/45 C/34 Seeziel-Geschütze
- Flak 12 x 2 cm (6 x 2, später 7 x 4); 4 x 3,7 cm (2 x 2, später 4 x 2)
- Torpedorohre: 8 x 53,3 cm (2 x 4)
- Wasserbomben: 2 Schienen, 2 Werfer
- (1944)Raketen: 16 x 8,6 cm (2 x 8)
- Minen: 60 mit Magnetzündung.
Sonstiges
- 1 GHG (Gruppen-Horchgerät)
- 1 Radarwarngerät
- 1 Radar (FuMO 31)
- (1944) 3 x Feuerleitradar (1x für Raketen, 1x für Geschütze, 1x für Flak)
Unterklasse Zerstörer 1936A
Der Zerstörer 1936A ähnelte dem Zerstörer 1936 weitgehend, war aber bei gleichem Tiefgang länger und breiter. So wurde eine Verdrängung von bis zu 3.753 Tonnen erreicht. Der Bunkerinhalt wurde auf 820 Tonnen vergrößert. Eine weitere Änderung waren die 15 cm-Geschütze: statt 5 12,7-cm-Einzellafetten wurden nun 3 Einzellafetten und eine Doppellafette mit 15 cm eingesetzt. Das hohe Gewicht des Doppelturms hatte ein starkes Eintauchen des Vorschiffs im Seegang zur Folge, was bei Höchstgeschwindigkeit in rauer See große Wassermengen auf dem Deck zur Folge haben konnte. Außerdem waren die Türme nicht wasserdicht, was häufige Kurzschlüsse nach sich zog. Die langen Wartezeit, bis der Doppelturm lieferbar war, verzögerte den Einsatz und wurde gleichzeitig für den Einbau modernerer Ausrüstung genutzt. Wie bei den meisten Schiffen wurde die Flak-Bewaffnung vervielfacht. Eine weitere Änderung war die Namensgebung: die Boote erhielten nur noch Nummern -- Z 23 bis Z 30 -- aber keine Namen mehr.
Einsätze
Alle Zerstörer dieser Bauart bildeten die 1. Zerstörer Flottille. Bis zum März 1941 waren nur die ersten drei Einheiten bereit, den Schweren Kreuzer Admiral Hipper nach Norwegen zu geleiten. Das schlechte Wetter zeigte die Schwächen des Entwurfs, selbst ohne den Doppelturm.
Der zweite, richtige Kampfeinsatz fand durch Z 24, Z 25 und Z 26 gegen den Geleitzug PQ 13 am 29. März 1942 statt. Die Zerstörer-Gruppe versenkte 6 Handelsschiffe, bevor die Eskorte aufmerksam wurde. Der britische Leichte Kreuzer HMS Trinidad griff an und schoss Z 26 manövrierunfähig. Z 24 und Z 25 konnten die Besatzung retten. Bei dem Versuch, den verlassenen Zerstörer durch einen Fangschuss zu versenken, geriet die Trinidad ins Visier von Z 25, der einen Torpedo abschoss. Die Trinidad bemerkte den Torpedo und leitete ein Ausweichmanöver ein, so dass der Torpedo knapp vorbeiging. Der zuvor von der Trinidad auf Z 26 abgeschossene Torpedo war ein Kreisläufer. Durch ihr Ausweichmanöver geriet die Trinidad in dessen Bahn, wurde vom eigenen Torpedo getroffen, und musste sich nach Murmansk zurückziehen. Am 14. Mai 1942 wurde die Trinidad beim Versuch, nach England zurückzukehren, durch deutsche Fliegerbomben versenkt.
Der nächste Kampfeinsatz fand am 1. und 2. Mai 1942 statt, als Z 24 und Z 25, zusammen mit Z 7 Hermann Schoemann (einem Boot der Klasse Zerstörer 1934), den britischen Leichten Kreuzer HMS Edinburgh angriffen, wobei Z 7 verloren ging. Die beiden anderen Boote beschädigten die Edinburgh so stark, daß sie auf dem Rückweg in den Hafen sank.
Auch einige Zerstörer dieser Klasse evakuierten Flüchtlinge aus Ostpreußen. Am Kriegsende blieben nur drei Boote der Klasse übrig. Z 25 stand nach dem Krieg als Hoche bis 1958 in der Französischen Marine im Dienst. Z 29 wurde zusammen mit dem Leichten Kreuzer Leipzig von der Royal Navy nach Kriegsende zu Ausbildungszwecken als Ziel benutzt. Z 30 war nicht mehr einsatzfähig und wurde von Großbritannien 1948 verschrottet.
Technische Daten
Allgemein
- Länge: 127 m
- Breite: 12 m
- Tiefgang: 3,77 m
- Wasserverdrängung: bis zu 3753 t
- Antrieb:
- 6 Wagner-Dampfkessel
- Dampfturbinen mit 75.000 PS
- Geschwindigkeit: 37-39 kn
Panzerung
- Gürtelpanzerung: 65-85 mm
- Deck: 55 mm
- Aufbauten: Bis 60 mm
- Geschütztürme: Vorn 40 mm, seitlich 20 mm
- 3,7 cm-Flak: 10 mm-Schutzschild
Zusatzpanzerung
- Maschinenraum, Bunker: + 20 mm
- Munitionskammer: + 30 mm
Bewaffnung
- Artillerie: 5 x 15 cm (3 x 1, 1 x 2)
- Flak: 4 x 3,7 cm (2 x 2), 7 x 2 cm (7 x 1); ab 1943 10 x 3,7 cm (4 x 2, 2 x 1), 20 x 2 cm (4 x 2, 3 x 4)
- Torpedorohre: 8 x 53,3 cm (2 x 4)
- Wasserbomben: 2 Schienen, 2 Werfer
- (1944) Raketen: 32 x 8,6 cm (4 x 8)
- Seeminen: 60
Sensorik
- 1 GHG (Gruppen-Horchgerät)
- 1 Radarwarngerät
- 1 Radar (FuMO 31)
- (1944) 4 x Feuerleitradar (1 x für Raketen, 1 x für Geschütze, 1 x für 3,7 cm-Flaks, 1 x für 2 cm-Flaks)
Literatur
- Mike J. Whitley: Zerstörer im Zweiten Weltkrieg. Technik - Klassen - Typen. Motorbuch Verlag Stuttgart, 325 Seiten, ISBN 3-61301-426-2
- http://www.deutsche-marinegeschichte.de/geschichte/KMSchiffe/KMZerstorer/typ_36.htm