Diogenes Verlag

Schweizer Buchverlag
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Der Diogenes Verlag ist ein 1952 gegründeter Schweizer Verlag.


Geschichte

Daniel Keel gründet den Diogenes Verlag 1952 in der Merkurstrasse 70 in Zürich. Als erstes Buch erscheint von Roland Searle Weil noch das Lämpchen glüht. Ein Jahr später nimmt der Verlag das erste Mal an der Frankfurter Buchmesse teil. Das erste Buch von Loriot Auf den Hund gekommen erscheint 1954. Keels Freund Rudolf C. Bettschart kümmert sich in seiner Freizeit um die Buchhaltung und die Organisation des Verlags. 1957 und 1958 werden erste Programmschwerpunkte mit angelsächischer Literatur und Kriminalgeschichten gesetzt. Im gleichen Jahr erscheint das erste Buch des französischen Zeichners Sempé.

1960 zieht der Verlag in die Rämistrasse 33 um. Im Erdgeschoss eröffnet Keel seine Galerie Daniel Keel. Es erscheinen erste Bücher von Tomi Ungerer, Muriel Spark und Roland Topor. Am 1. November 1961 tritt Rudolf C. Bettschart vollamtlich in den Verlag ein und übernimmt die Buchhaltung. 1963 entstehen mit den Kinderbüchern von Reiner Zimnik und Tomi Ungerer die Kinderbuch-, und mit Molière die Theaterabteilung. 1964 erscheint der Erstling von Otto Jägersberg Weihrauch und Pumpernickel, das der erste deutschsprachige Erfolg wird. Im folgenden Jahr stossen weitere Autoren wie Eric Ambler oder Patricia Highsmith hinzu.

Rudolf C. Bettschart kann 1966 knapp den Verlag vor dem Konkurs bewahren. Das Unternehmen wird in eine Aktiengesellschaft mit den Teilhabern Keel und Bettschart umgewandelt. 1967 wechselt Alfred Andersch zum Diogenes Verlag, sein Roman Efraim schafft es als erster des Verlages auf die Bestsellerliste des Spiegels. Mit einer Startauflage von 50 000 Exemplaren gelingt dem Verlag der grosse Wurf: Loriots großer Ratgeber erscheint. Außerdem wird das erste Buch von Patricia Highsmith Venedig kann sehr kalt sein publiziert.

1970 zieht der Verlag zum letzten Mal um: In die Sprecherstrasse 7, wo er noch heute seinen Sitz hat. Ein Jahr darauf erscheinen die ersten Taschenbücher unter dem Namen detebe. Zudem führt man die ISBN ein. 1972 gibt es einen Aussetzer: Der Verlag nimmt nicht an der Frankfurter Buchmesse teil. Zwei Jahre später erscheinen die Krimis zum ersten Mal mit einem schwarz-gelben Cover. Alfred Andersch veröffentlicht seinen letzten Roman, Winterspelt.

Tomi Ungerer gestaltet 1975 Das grosse Liederbuch, eine Sammlung von bekannten Liedern. Das Buch wird einer der grössten Erfolge der Verlagsgeschichte. 1976 veröffentlicht Alfred Andersch sein Gedicht artikel 3(3) in der Frankfurter Rundschau, das zu einem der grössten deutschen Feuilletonskandale wird: Andersch kritisiert den so genannten Radikalenerlass, der hauptsächlich gegen Kommunisten gerichtet war. Darauf folgen erboste Leserbriefe, Andersch wird als linker Faschist beschimpft, er verharmlose das Dritte Reich. Der Programmdirektor des SWF, Dieter Stolte, verbietet es Moderator Jürgen Lodemann, das Gedicht in dessen Sendung Literaturmagazin vorlesen zu lassen. Damit erhält das Gedicht - wenn auch unfreiwillig - grosse Aufmerksamkeit.

1977 existiert der Verlag bereits 25 Jahre. Es erscheint Honoré de Balzacs Menschliche Komödie. Ein Jahr darauf stösst F.K. Waechter zum Verlag, dessen Cartoonband Wahrscheinlich guckt wieder kein Schwein zu einem Erfolg wird. Dennoch gibt es weitere finanzielle Schwierigkeiten. 1979 boykottiert der Diogenes Verlag die Frankfurter Buchmesse erneut, diesmal aus Gründen der Qualitätminderung der Messe. Aber ab 1984 wird man wieder regelmässiger Aussteller auf der Messe sein. Der schweizer Schriftsteller Friedrich Dürrenmatt stösst zum Verlag.

Am 21. Februar 1980 stirbt Alfred Andersch in der Schweiz. Kurz nach seinem Tod erscheint seine Erzählung Der Vater eines Mörders, gefeierter Kritikererfolg, sowie literarisches Vermächtnis. 1982 bricht im Lektorat ein Streit aus, Cheflektor Haffmanns verlässt den Verlag und gründet einen eigenen. Drei weitere Lektoren werden entlassen, der Verlag büsst an Ansehen im Feuilleton ein. 1984 kehrt der Verlag nach fünf Jahren Abwesenheit wieder an die Frankfurter Buchmesse zurück. Im Mittelpunkt steht dabei die Werkausgabe von George Orwell.

1986 landet der Diogenes Verlag einen Weltbestseller: Patrick Süskinds Roman Das Parfum wird zum bestverkauften Buch in der gesamten Verlagsgeschichte. Diogenes übernimmt auch die Weltrechte von Friedrich Dürrenmatt. Als unerwarteter Erfolg erweist sich das Sachbuch von Luciano De Crescenzo, Die Geschichte der griechischen Philosophie. Ein Jahr später stossen neue Autoren wie Jakob Arjouni, Doris Dörrie und Bernhard Schlink dazu.

Andrzej Szczypiorskis Roman Die schöne Frau Seidenmann wird 1988 ein Erfolg für den polnischen Schriftsteller, der im deutschsprachigen Raum bekannt wird. 1989 fällt die Berliner Mauer, ein Jahr darauf reisen drei Vertreter in die neuen Bundesländer. Der österreichische Karikaturist Manfred Deix veröffentlich sein erstes Buch bei Diogenes. 1990 verursacht Friedrich Dürrenmatt mit seiner Rede Die Schweiz - Ein Gefängnis einen Skandal in der Schweiz: Dürrenmatt vergleicht bei der Gottlieb-Duttweiler-Preisverleihung für Vaclav Havel die Schweiz mit einem Gefängnis in Europa. Im folgenden Jahr wird Diogenes zum Verlag des Jahres ausgezeichnet.

Donna Leon schreibt 1993 ihren ersten Brunetti-Kriminalroman. 1994 erscheint die Werkausgabe von Joachim Ringelnatz bei Diogenes. Der Umbau des Verlagsgebäude beginnt 1995, im gleichen Jahr erscheint Der Vorleser von Bernhard Schlink, ein grosser Erfolg, insbesondere, da dies der erste deutschsprachige Roman ist, der es in die Bestsellerlisten der New york Times schafft. Patricia Highsmith stirbt, kurz nach ihrem Tod wird Small g - eine Sommeridylle publiziert.

1996 folgt ein weiterer grosser Bestseller: Paolo Coelhos Der Alchimist. Bis heute sind eine Million Hardcover-Exemplare verkauft worden. 2000 wird die Website von Diogenes aufgeschaltet. Der talentierte Mr. Ripley von Patrica Highsmith wird erfolgreich mit Jude Law und Matt Damon verfilmt. 2002 feiert der Verlag sein 50. Jubiläum. Es erscheint eine erfolgreiche 12-bändige Jubiläumsedition mit Werken von Bernhard Schlink, Patricia Highsmith und John Irving. 2006 stirbt F.K. Waechter.

Verlagsprogramm

Schwerpunkt des Verlags ist die belletristische Literatur. Diese setzt sich aus vielen deutsch- sowie nicht deutschsprachigen Autorinnen und Autoren zusammen. Es werden nicht nur gegenwärtige Autorinnen und Autoren herausgegeben, sondern es erscheinen auch sehr alte Bücher, wie beispielsweise von Lao-Tse oder Mark Aurel.

Des weiteren gibt es auch Kinderbücher, Cartoonbände, die so genannte Bibliothek für Lebenskünstler (es erscheinen Bücher von Loriot oder Reinhart Lempp, teilweise versehen mit Zeichnungen). Weiter gibt es die Hausbücher, meist grossformatige Bücher, die beispielsweise Märchensammlungen beinhalten. Ein weiteres Merkmal der Hausbücher sind die vielfarbigen Illustrationen. Das grosse Liederbuch, von Tomi Ungerer illustriert, erscheint auch in dieser Reihe.

Es folgten die kleinen Taschenbücher, kurz Minis genannt, bis 2005 trotz Erfolg "zu uneinträglich". Die Vielfalt der erschienen Bücher ist sehr gross, als Beispiele zu nennen wären religiöse Texte (Die Bergpredigt. Aktuelle Texte aus dem Neuen Testament), Gedichtsammlungen (Die schönsten Gedichte von Bertolt Brecht), philosophische Anstösse (Albert Camus, Weder Opfer noch Henker. Über eine neue Weltordnung.), Briefe oder Briefwechsel (Georges Simenon, Brief an meine Mutter oder Albert Einstein/Sigmund Freud Warum Krieg?) oder Texte aus der morgenländischen Kultur (Zen, Worte grosser Meister oder Krishnamurti Mediationen). Die winzigen, kaum handtellergross für die Hosentasche, leicht in Normalbriefen mit einzutüten, hoffen auf Renaissance.

Das Layout

Das heutige Layout der Diogenes Bücher setzt sich wie folgt zusammen: Ein dünner schwarzer, an den Ecken abgerundeter Rahmen auf weissem Grund. Im Rahmen findet sich oben ein Titelbild, es folgt der Name des Autors, der Titel des Buches sowie der Verlagsname. Das Design, seit 1985, bis heute verwendet, ab 1990 einheitlich beschriftet, man nahm Didot. Im selben Jahr wurde auch beschlossen, dass die Titelbilder künftig alle innerhalb des Rahmens sind. Dem überwiegenden weiss hatte man nur Misserfolg prophezeit, heute ist es ein Trend.

Dennoch gab es auch andere Umschläge. So wurden 1974 die Taschenbuchausgaben der Kriminalromane in Schwarz-Gelb gehalten. Lange blieb dieses Design für die Krimis, ab 1990 begann man jedoch auch Kriminalromane einem Redesign zu unterziehen und integrierte sie in das inzwischen übliche Weiss mit schwarzem Rahmen.

Autoren

Bekannte Autorinnen und Autoren, die vom Diogenes Verlag verlegt wurden, sind: Joan Aiken, Eric Ambler, Alfred Andersch, Jakob Arjouni, Honoré de Balzac, Ray Bradbury, Gwendoline Butler, Anton Čechov, Raymond Chandler, Paolo Coelho, Andrea de Carlo, Luciano de Crescenzo, Charles Dickens, Philippe Djian, Doris Dörrie, Friedrich Dürrenmatt, William Faulkner, Federico Fellini, Anne Fine, F. Scott Fitzgerald, Gustave Flaubert, Dick Francis, Celia Fremlin, Friedrich Glauser, Arnon Grünberg, Robert van Gulik, Erich Hackl, Dashiell Hammett, Patricia Highsmith, John Irving, Otto Jägersberg, Janosch, Gottfried Keller, Hans Werner Kettenbach, Andrej Kurkow, Hartmut Lange, D.H. Lawrence, Donna Leon, Hugo Loetscher, Loriot, Carson McCullers, Ross Macdonald, Ian McEwan, Ludwig Marcuse, W. Somerset Maugham, Margaret Millar, Brian Moore, Sibylle Mulot, Magdalen Nabb, Friedrich Nietzsche, Walter Nigg, Ingrid Noll, Amélie Nothomb, George Orwell, Liaty Pisani, Laurens van der Post, Joachim Ringelnatz, Bernhard Schlink, Meir Shalev, Alan Silitoe, Georges Simenon, Alexander Sinowjew, Henry Slesar, Muriel Spark, Robert Louis Stevenson, Thomas Strittmatter, Patrick Süskind, Martin Suter, Andrzej Szczypiorski, Susanna Tamaro, Jim Thompson, B. Traven, Mark Twain, Fred Uhlmann, Tomi Ungerer, Jules Verne, Barbara Vine, Robert Walser, Valerie Wilson Wesley, Urs Widmer, Oscar Wilde, Leon de Winter, und Banana Yoshimoto.

Literatur

  • Diogenes. Eine illustrierte Verlagschronik. 1952-2002, mit Bibliographie. Aufgezeichnet von Daniel Kampa.