Die Programmiersprache C wurde von Ken Thompson und Dennis Ritchie in den frühen 1970er Jahren für das neu entwickelte Betriebssystem Unix entworfen. Ken Thompson passte zunächst die Programmiersprache BCPL auf seine Bedürfnisse an und nannte die so entstandene Sprache "B" (nach den "Bell Labs" in denen die Sprache entwickelt wurde). Aus dieser Sprache entstand dann C. Die grundlegenden Programme aller Unix-Systeme und die Kerne vieler Betriebssysteme sind in C programmiert.
Die heute populären Sprachen C++ und C# sind aus C hervorgegangen und gegenüber C unter anderem um Möglichkeiten zur objektorienterten und generischen Programmierung erweitert. Auch andere moderne Sprachen haben ihre Wurzeln in C, wie z.B. Java.
Überblick
C ist eine Programmiersprache, die auf fast allen Computersystemen zur Verfügung steht. Im Gegensatz zu z.B. BASIC gibt es seit der Definition von ANSI C relativ einheitliche Implementierungen auf den verschiedenen Plattformen. In jedem C-System steht auch die genormte Standard C Library zur Verfügung. Dies und die sehr gute Performance der resultierenden Programme erklärt die weiterhin relativ hohe Popularität der Sprache, sowohl im kommerziellen als auch im Open-Source-Bereich.
Es gibt Meinungen, dass C softwaretechnologisch gesehen nicht dem heutigen Stand der Technik entspreche, oft wird C auch als portierbarer Highlevel-Assembler bezeichnet. Dem lässt sich entgegen halten, dass die Kerne fast aller heute verbreiteten Betriebssysteme in C implementiert wurden (und dies obwohl C++ bereits seit Mitte der 1980er Jahre zur Verfügung steht, wenn auch in der jetztigen, ISO-genormten Form erst seit 1998). C eignet sich gut für die Systemprogrammierung.
Anders sieht die Sache jedoch bei der Anwendungsentwicklung aus. Dort wird C zunehmend durch die Sprachen C++, Java und C# verdrängt, die gemeinsam haben, dass sie alle über Möglichkeiten zur objektorientierten Programmierung verfügen und C im Bezug auf Wartbarkeit, Entwurfsunterstützung, Abstraktionsniveau, betriebssystemunabhängige Ablauffähigkeit erweitern und verbessern.
An anderer Stelle zeigen sich die einfache Struktur und der kleine Umfang der Sprache als großer Vorteil: Die Portierung eines C-Compilers auf eine neue Prozessorplattform ist verglichen mit anderen Sprachen wenig aufwändig, so dass sich dies vom einfachsten Mikrocontroller bis zum Großrechner-Prozessor praktisch immer lohnt. Für den Entwickler bedeutet das, dass er, egal für welche Plattform er programmiert, immer davon ausgehen kann, einen C-Compiler zu bekommen. Die prozessor-spezifische Programmierung in Assembler bleibt ihm dadurch ganz oder weitgehend erspart, und er kann Quellcode, den er für andere Plattformen geschrieben hat, auf eine neue Plattform mitnehmen, und dieser wird (ganz ohne oder mit kleinen Änderungen) laufen.
Die Sprachbeschreibung wurde 1972 erstmals publiziert.
Ein ausführbares C-Programm wird durch den so genannten Linker oder Binder aus Objektcode erzeugt (gebunden). Die Objektcodedateien ihrerseits werden durch den Compiler aus Textdateien erzeugt (übersetzt), die eine Anzahl Funktions- und Variablendefinitionen enthalten. Ein ausführbares Programm muss eine Funktion mit dem Namen main enthalten.
Hallo-Welt-Programm in C
Der folgende Quelltext stellt ein einfaches C-Programm dar, das eine Meldung auf dem Standardausgabemedium ausgibt.
#include <stdio.h> int main (void) { printf("Hallo Welt!\n"); return 0; }
In der ersten Zeile wird unserem kleinen Programm eine sehr mächtige Bibliothek (die stdio) bekannt gemacht. Zum Beispiel wäre ohne die Einbindung der stdio mittels #include der Befehl printf völlig unbekannt, und das Programm wäre nicht zu gebrauchen. Bibliotheken wie die stdio haben unter anderem eine für sie typische Header-Datei (hier die stdio.h) die man auch als die Bekanntmachungsdatei bezeichnen könnte. Erst wenn man diesen Header in einer Include-Anweisung aufgeführt hat, darf man die Bibliothek auch benutzen.
In der dritten Zeile beginnt dann der Programmablauf. Es ist der Aufruf der Funktion main. Die main ist die Hauptfunktion eines Programmes und unserem Programm sogar die einzige Funktion. Sie wird immer als erste Funktion aufgerufen. Sie hat wie alle Funktionen einen Anfang (die öffnende geschweifte Klammer) und ein Ende (die schließende geschweifte Klammer). Man kann ihr beim Aufruf Werte übergeben, die dann zwischen den runden Klammern angegeben werden. Wird void zwischen den Klammern angegeben, dann hat das die Bedeutung, dass keine Werte übergeben werden. Nach der Abarbeitung erhält man von der Funktion main einen Wert zurück. Dieser Wert ist vom Typ int. Typ int heißt, dass eine Ganzzahl zurückgeliefert wird.
If ... else
if (Bedingung) { Anweisungen; } [else { Anweisungen; }]
While-Schleife
while (Bedingung) { Anweisungen }
Do ... while
do { Anweisungen } while(Bedingung);
For-Schleife
for (Startausdruck; Bedingung; Inkrementierausdruck) { Anweisungen }
Switch-Ausdruck
switch (Ausdruck) { case marke1 : Anweisungen; break; case marke2 : Anweisungen; break; default : Anweisungen; }
Bewertung von Sprachmerkmalen
Stärken
- minimalistischer Sprachumfang, der kleinste bekannte C-Compiler besteht aus 3742 Bytes C-Code und kann sich selbst compilieren.
- C-Programme bestehen nur aus Unterprogrammen.
- Das Hauptprogramm ist ein Unterprogramm mit dem speziellen Namen main
- Kontrollstrukturen für strukturierte Programmierung
- Umfangreiche Datenstrukturen (Feldkonstanten, struct, Bitfelder)
- Vorbelegung aller Datenstrukturen mit Konstanten
- Keine symbolischen Konstanten (ersetzt durch Makroprozessor)
- Keine dynamische Speicherverwaltung (ersetzt durch Bibliotheksfunktionen)
- Keine Felder (ersetzt durch Feldkonstanten und Behandlung von Feldern als Zeiger)
- Zeigerarithmetik ermöglicht die effiziente Behandlung von Feldzugriffen, Parametern usw.
- Strings ersetzt durch eingebaute Stringkonstanten und einfache Bibliotheksfunktionen
- Zeiger auf Unterprogramme (Funktionszeiger) in Datenstrukturen speicherbar
- Einfache Variablen nur als Wertparameter, Felder nur als Referenzparameter
- Referenzparameter für einfache Variablen werden durch Zeiger ersetzt.
- Hardwarenahe Programmierung ist möglich, direkter Umgang mit Bits, Bytes, direkter Speicherzugriff und Zeigerarithmetik
- niedriger Abstraktionsgrad
- Präprozessor zur Spracherweiterung und bedingten Übersetzung
- Linker (Binder) (C war eine der ersten Sprachen, die das Einbinden von externen vorübersetzten Routinen in der Sprachdefinition berücksichtigt)
- Viele Optimierungen bei Übersetzung möglich
- Ein C-Compiler ist auf nahezu jedem modernen Prozessor vorhanden, sei es ein kleiner 8-Bit-Kontroller oder ein High-End-64-Bit-Prozessor.
Schwächen
- "Wilde" Zeiger
- Man kann Zeiger auf beliebige Stellen des Speichers richten. Insbesondere zeigen nicht explizit initialisierte Stack-Variablen oft auf beliebige Stellen des Speichers. Die Folge sind schwer zu diagnostizierende Fehler.
- Felder
- C kennt zwar den Datentyp Feld und erlaubt sogar die Definition von Feldern, die mit Konstanten vorbelegt sind. Intern werden Felder jedoch immer als Zeiger verwaltet. Dies bedeutet, dass eine eventuell nötige dynamische Speicherverwaltung von Feldern vom Programmierer implementiert werden muss. Auch die Feldgröße wird beim Zugriff nicht überprüft. Durch Programmierfehler können Speicherbereiche durch illegale Feldzugriffe während der Laufzeit unabsichtlich verändert werden.
- Zeichenketten
- C hat keine integrierten Zeichenketten ("Strings"). Statt dessen wird ein Zeichenfeld verwendet, das mit einem Nullzeichen abgeschlossen wird. Die Speicherverwaltung von Zeichenketten muss vom Programmierer vorgenommen werden.
- Speicherverwaltung
- Der Programmierer muss den dynamischen Speicher selbst verwalten. Hierzu stehen in der Regel Bibliotheksfunktionen zur Verfügung.
- Portabilitätsprobleme
- C schreibt die Speichergröße verschiedener Typen in der Sprachdefinition nicht vor. Dies ermöglicht die Portierung bestehender Programme auf andere, auch neue Prozessoren. Es ist nur zugesichert, dass ein short int nicht länger sein darf als ein long int. In den 1980er und 1990er Jahren wurden vorwiegend 32-Bit Systeme wie VAX, 68000, i386 eingesetzt. Bei diesen waren Zeiger, int und long alle 32 Bits lang, so dass sich dies als Quasistandard etabliert hat. Dies bereitet Probleme bei der Portierung auf modernere 64-Bit-Architekturen, falls der Programmierer von bestimmten Längen ausgegangen ist.
- Einige weitere Eigenschaften der Sprachdefinition (Ergebnistyp bei Zeigersubtraktion, Ausrichtung (Alignment) von Datentypen) bereiten ebenfalls Probleme, wenn statt der empfohlenen abstrakten Typen (wie ptrdiff_t für Zeigersubtraktionen, size_t für Größen von Speicherbereichen) direkt fundamentale Typen wie int verwendet werden.
- In der Sprachversion C99 sind Datentypen mit expliziten Bit-Längen definiert (int8_t, int16_t, etc.).
Man kann sagen, dass die größte Stärke von C - uneingeschränkte Freiheit des Progammierers mit Zeigern und Speicherstrukturen - gleichzeitig ihre größte Schwäche ist. Da der freizügige Umgang der Programmiersprache mit dem Speicher in kritischen Umgebungen (Banken, Börsen, Versicherungen, ...) leicht hohe Schäden nach sich ziehen kann, wird hier mittlerweile ernsthaft erwogen, diese Programmiersprache bei neuen Projekten zu verbieten.
Siehe auch
Literatur
- Brian W. Kernighan, Dennis Ritchie: Programmieren in C, Hanser Fachbuch, ISBN 3-446-15497-3
- Wolfgang Sommergut: Programmieren in C, DTV-Beck, ISBN 3-423-50158-8
- Byron S. Gottfried: Programmieren in C, McGraw-Hill, ISBN 389028907X
- Robert Klima, Siegfried Selberherr: Programmieren in C, Springer, ISBN 3-211-40514-3
- Helmut Erlenkötter: C - Programmieren von Anfang an, Rowohlt, ISBN 3-499-60074-9
- Joachim Goll, Ulrich Bröckl, Michael Dausmann: C als erste Programmiersprache - Vom Einsteiger zum Profi, Teubner, ISBN 3-519-32999-9
- Andre Willms: C-Programmierung lernen - Anfangen, anwenden, verstehen, Addison-Wesley, ISBN 3-8273-1405-4
- Karlheinz Zeiner: Programmieren lernen mit C, Hanser Fachbuch, ISBN 3-446-21596-4
- Jürgen Wolf: C - Mit einfachen Beispielen programmieren, Markt+Technik, ISBN 3-8272-6503-7
- Henning Mittelbach: Einführung in C, Fachbuchverlag Leipzig, ISBN 3-446-21981-1
- Stefan Heitsiek: Das Einsteigerseminar C, vmi Buch, ISBN 3-8266-7216-X
- Wolfgang Link: C-Programmierung, Franzis, ISBN 3-7723-6200-1
- Ulrich Cuber: C-Programmierung, Econ, ISBN 3-612-28157-7
- Robert Sedgewick: Algorithmen in C, Addison-Wesley, ISBN 3-89319-376-6
Weblinks
- Tutorium, Referenz
- Doku der GLibc, Doku der ANSI-C-Library, Tutorium...
- Die Programmiersprache C kritisch betrachtet
- C von A bis Z (Online-Version des Buches)
- C in 21 Tagen (Online-Version des Buches)