Meinungsforschung

Anstrengungen, die der Ermittlung der Öffentlichen Meinung dienen
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 7. Juni 2006 um 09:48 Uhr durch 213.162.66.71 (Diskussion). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Die Meinungsforschung (auch: Demoskopie - aus dem altgriechischen démos = "Volk" + skopeín = "(aus)spähen") dient der Ermittlung von "öffentlich werdenden Meinungen", d. h. von Einsichten, Einstellungen, Stimmungen oder Wünschen der Bevölkerung. Sie ist in erster Linie ein Teilgebiet der Politikwissenschaft, aber auch der Psychologie und der Soziologie.

Meinungsforschung beruht auf einer Datenanalyse. Dabei werden durch Befragungen auf der Basis eines repräsentativen Querschnitts der Bevölkerung Primärdaten gesammelt und anschliessend interpretiert. Die Befragung kann entweder persönlich (CAPI), per Telefon (CATI) oder durch einen Online-Fragebogen erfolgen. In der Meinungsforschung kann es sowohl um einmalige Probeerhebungen wie auch um Langzeituntersuchungen gehen. Langzeituntersuchungen können entweder in Form wiederholter Befragungen (z. B. die Sonntagsfrage) oder in Form von Panel-Untersuchungen vor sich gehen, bei denen über einen Zeitraum von oft mehreren Jahren dieselben Personen wiederholt befragt werden. Letzteres ist insbesondere wichtig um Veränderungen im Meinungsbild detailliert messen zu können. Der verwendete Fragebogen wird Instrument genannt und enthält häufig einen standardisierten Block von Fragen, um die Vergleichbarkeit der Ergebnisse für verschiedene Erhebungszeitpunkte zu ermöglichen.

Probleme in der Meinungsforschung

Meinungsforschung erhebt den Anspruch die Öffentliche Meinung wiederzugeben. Allerdings stößt sie dabei auf diverse Probleme:

  • Gerade wenn von einer Meinung auf Verhalten rückgeschlossen werden soll, zeigt sich oft, dass die Meinung über ein Verhalten vom tatsächlichen Verhalten des Befragten abweicht.
  • Insbesondere bei als sozial unerwünscht empfundenen Meinungen/Verhalten neigt ein Teil der Befragten dazu, diese nicht zuzugeben.
  • Sowohl durch das Verhalten des Interviewers als auch durch suggestive Fragestellungen ist es möglich, bestimmte Antworten zu provozieren. Dies soll zwar vermieden werden, kommt aber in der Praxis dennoch regelmäßig vor.
  • Bei Auftraggebern, die eine vorgefasste Meinung tendenziell bestätigt bekommen möchten, kann die Art der Fragestellung wie auch die Auswahl der Probanden dazu dienen, bestimmte Ergbebnisse zu begünstigen.
  • Bei direkten, persönlichen Befragungen kann es vorkommen, dass die oft in prekären Arbeitsverhältnissen arbeitenden Interviewer Befragungsergebnisse 'erfinden', um ihr Gehalt aufzubessern. Dies ist möglich, wenn sie pro Fragebogen bezahlt werden.
  • Insbesondere bei Telefonbefragungen sind Zweifel an der Repräsentanz angebracht, da für die Telefoninterviews häufig nur das so genannte "Familienoberhaupt" befragt wurde. Darüberhinaus fallen alle diejenigen aus der Stichprobe heraus, die derartigen Telefonumfragen negativ gegenüberstehen und daher gar nicht erst darauf eingehen.
  • Der befragte Personenkreis ist oftmals sehr klein gewählt, um die Auswertungsarbeit so gering wie möglich zu halten. Jedoch leidet dadurch die Repräsentanz der Ergebnisse. Insbesondere dann, wenn Untergruppen gebildet werden, kann die Anzahl der tatsächlich dazu befragten Personen auch mal bei nur 20 oder noch darunter liegen, was kaum als repräsentativ angesehen werden kann.
  • Insbesondere bei der Bundestagswahl in Deutschland im Herbst 2005 hat sich gezeigt, dass die Demoskopen deutlich falsche Vorhersagen mit Fehlern von 5 % und mehr machen. Im konkreten Fall ist noch unklar, wo genau die Ursache lag, es wird jedoch angenommen, dass die traditionell sehr hohe Parteibindung in der Bundesrepublik Deutschland allmählich auf die Werte absinkt, wie sie in den USA schon länger beobachtet wird und daher die Korrekturfaktoren, mit denen die Primärdaten gewichtet werden, ihre Gültigkeit allmählich verlieren und an die veränderte gesellschaftliche Wahrnehmung angepasst werden müssen.

Gesicherte Ergebnisse der Meinungsforschung

Tatsächlich belegte Ergebnisse dieses Zweigs der Politischen Psychologie sind rar. Einen ersten Ansatz liefern die Untersuchungen von Shanto Iyengar, der zumindest einen Einfluss der Massenmedien nachgewiesen hat. Danach hat sowohl die Wortwahl als auch die Reihenfolge der präsentierten Meldungen in der veröffentlichten Meinung Einfluss auf die Wichtigkeit, die die Probanden bestimmten politischen Themen zuordnen.

Meinungsforschungsinstitute

Die Meinungsforschungsinstitute versuchen mit unterschiedlichen methodischen Ansätzen diese bekannten Fehlerquellen mittels statistischer Interpretation auszugleichen.

Bekannte Meinungsforschungsinstitute in Deutschland sind:

Das größte deutsche Institut der Branche ist die

Anwendungsbereiche

Meinungsforschung wird in der Politik, den Medien, der Wirtschaft und der Sozialforschung oft eingesetzt.

In der Politik wird Meinungsforschung zum einen in der Wahlforschung verwandt, zum anderen in der Befragung zu spezifischen Politikthemen. Demokratietheoretisch stößt dies oft auf Kritik: die Ausrichtung der Politik an der Meinungsforschung höhle traditionellere und bewährte Formen der politischen Willensbildung aus. Die Orientierung der Politik an der durch unsichere Konzepte erhobenen wankelmütigen Meinung werde populistische anstelle von inhaltlich richtigen Lösungen bevorzugen.

Die Wirtschaft verwendet die Meinungsforschung vor allem im Gebiet der Marktforschung.

Siehe auch

Wiktionary: Meinungsforschung – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen