Von der Vergangenheit…: Brunnen als Teil der Leipziger Wasserversorgung
Die Bevölkerung von Leipzig deckte ihren Wasserbedarf zunächst überwiegend durch die Nutzung von Schöpf- und Ziehbrunnen. Ab dem Ende des 15. Jahrhunderts, verringerte sich die Bedeutung der Brunnen für die Trinkwasserversorgung, da Möglichkeiten ersonnen wurden, das reichhaltige Wasserangebot der Umgebung nutzbar zu machen.
Nachdem bereits 1496 ein Versuch unternommen worden war, Wasser einer unweit gelegenen Quelle über ein Röhrensystem in die Stadt zu leiten, wurde 1504 eine Rohrleitung vom Marienborn bei Thonberg in Betrieb genommen, die das Paulinerkloster, mehrere Bürgerhäuser sowie zwei öffentliche Röhrkästen mit Trinkwasser versorgte. Ab 1519/21 wurden außerdem Schöpfwerke, sog. Wasserkünste, zur Trinkwasserversorgung eingesetzt. Es dauerte aber noch über 140 Jahre, ehe die Schöpfwerke den Bedürfnissen weiter Teile der städtischen Bevölkerung genügen konnten: 1664 wurde am Pleißemühlgraben gegenüber der Nonnenmühle (heute Areal vor dem Bundesverwaltungsgericht) die Rote Wasserkunst (benannt nach den Tür- und Fenstereinfassungen aus rotem Porphyr), 1670 südlich davon die Schwarze Wasserkunst errichtet.
Die Brunnen der Messestadt bestanden anfangs aus schlichten Holzeinfassungen. Ab dem 15. Jahrhundert wurde Wert auf die künstlerische Gestaltung einiger Brunnen gelegt, womit ihnen eine Doppelfunktion Anlagen zur Wasserversorgung und als Schmuckelemente zukam. Überregionale Bedeutung erlangte der Goldene Brunnen auf dem Marktplatz, der bereits 1495 erwähnt wurde und der 1581/82 im Renaissancestil neu errichtet wurde. Er wurde 1827 abgebrochen.
Gegen Ende des 17. Jahrhunderts existierten in Leipzig mehr als 30 öffentliche Wasserentnahmestellen, über die die sog. Bornmeister die Aufsicht führten. Ihnen oblag die Eintreibung der "Borngelder" sowie die Kontrolle des baulichen Zustands der Anlagen.
…zur Gegenwart: Brunnen als Schmuckelemente des öffentlichen Raums
In den 1860er Jahren wurde auf den Bauernwiesen bei Connewitz das erste Grundwasserwerk Leipzigs errichtet. Die Stadtverwaltung ordnete zudem die Installation eines Wasserreservoirs mit einem Fassungsvermögen von 4.000 m³ auf Probstheidaer Flur an. Damit wurde die Bedeutung der Leipziger Brunnen für die Trinkwasserversorgung der Bevölkerung vollends marginalisiert. Seither steht der Gestaltungszweck der Brunnenanlagen ganz im Vordergrund. Von den heute noch existenten Brunnen im Stadtgebiet stammt der älteste aus dem Jahr 1886 (Mendebrunnen).
Löwenbrunnen
Der auf dem Naschmarkt gegenüber des Haupteingangs der Mädlerpassage befindliche Löwenbrunnen stammt aus dem Jahre 1918. An gleicher Stelle existierten bereits seit 1690 mehrere Vorgängerbauten. Von der ersten Brunnenanlage ist bekannt, dass sie von drei Stufen umgeben und mit maritimen Fabelwesen sowie Sandsteinreliefs verziert war. Auf der kupfernen, bemalten Haube befand sich eine Pyramide, deren Spitze eine goldene Sonne krönte.
Um 1820 wurden die beiden noch heute vorhandenen eisernen Löwen und die Pumpenschwengel nach Entwürfen des Berliner Bildhauers Johann Gottfried Schadow in Lauchhammer gegossen. Ihre Anordnung wurde 1918 übernommen, als der Löwenbrunnen nach Plänen des Leipziger Oberbaurats Hugo Licht sein heutiges Aussehen erhielt. Daran erinnert eine goldfarbene Inschrift auf der Rückseite des Brunnens: "IM LETZTEN KRIEGSJAHRE 1918 WURDE DIESER BRUNNEN IN DER ALTEN GESTALT DES HÖLZERNEN GEHÄUSES VOM RATE WIEDER AUFGEBAUT DURCH DEN ARCHITECTEN DR.ING. HUGO LICHT DIE MITTEL DAZU STIFTETE KOMERZIENRAT HUGO HASCHKE"
Mägdebrunnen
Der am 31. Mai 1906 eingeweihte Mägdebrunnen befindet sich unweit des Leipziger Stadtzentrums auf dem Roßplatz. Die zu seiner Errichtung erforderlichen Gelder wurden von auswärts lebenden Leipzigern aufgebracht. Der vom Bildhauer Werner Stein erschaffene Brunnen besteht aus einem sechsseitigen Wasserbecken aus weißem Muschelkalkstein, dem an drei Seiten kleinere Wasserbecken vorgelagert sind. Über diesen befinden sich Inschriften ("WER REIN WASSER WILL MUSS REINE KANNEN HAN", "WASSER NIMMT ALLES WEG NUR SCHLECHTE REDEN NIT", "WER MIT WILL TRINKEN MUSS MIT KLINKEN").
Mittelpunkt des Bauwerks ist die auf der mit Löwenköpfen verzierten Mittelsäule befindliche lebensgroße Bronzefigur einer Wasserträgerin, mit der auf das Lieschen aus der Brunnenszene aus J.W. Goethes Faust I Bezug genommen wird. Der Mägdebrunnen wurde um 1955 im Zuge der Neugestaltung des Roßplatzes versetzt und 1993 umfassend saniert.
Märchenbrunnen
Der Märchenbrunnen in den Promenadenanlagen am Dittrichring wurde 1906 von Josef Mágr erschaffen. In der Grotte des Mittelteils befinden sich auf einem Sockel die lebensgroßen Bronzefiguren der Märchenfiguren Hänsel und Gretel. Darüber schließt sich ein Steinrelief der Hexe und einem Raben an. Über den Ruhebänken zu beiden Seiten des Mittelteils befinden sich zwei Bronzereliefs, die Schlüsselszenen des Märchens darstellen (Verlaufen im Wald, Entdeckung des Knusperhäuschens, Heimkehr).
Die Bronzeteile des Brunnens wurden 1943 entfernt und in der Rüstungsindustrie verwendet. Seit 1963 zieren den Brunnen neue Figuren, die von den Leipziger Künstlerinnen Elfriede Ducke und Hanna Studnitzka entworfen wurden.
Mendebrunnen
Die größte und zugleich prachtvollste Brunnenanlage des Leipziger Stadtgebiets ist der Mendebrunnen. Er befindet sich auf dem Augustusplatz vor dem (neuen) Gewandhaus. Namensgeberin des Brunnens ist Marianne Pauline Mende (†1881), Witwe des Kaufmanns Ferdinand Wilhelm Mende, die testamentarisch 150.000 Goldmark "zum Bau eines die Stadt verschönernden Brunnens von monumentaler Architektur auf einem freuen Platz in der Nähe der inneren Promenade, vielleicht zwischen dem Museum und dem Neuen Theater" stiftete. Die Baukosten in Höhe von fast 189.000 Goldmark konnten allerdings nicht vollständig durch das Stiftungskapital gedeckt werden. Der Fehlbetrag von etwa 7.000 Goldmark stammte aus dem Nachlass des Leipziger Kaufmanns Franz Dominic Grassi (*1801-†1880).
Ab 1883 wurde der Brunnen im Stil der Neorenaissance unter der Leitung von Oberbaurat Adolf Gnauth aus Nürnberg, nach dessen Tod vom Stadtbaurat Hugo Licht errichtet. Das Figurenensemble schuf der Münchener Bildhauer Jacob Ungerer.
Die Einweihung erfolgte am 2. September 1886. 1970 wurde der Brunnen wegen des Baus des Gewandhauses demontiert und erst im Juni 1982 wieder an seinem ursprünglichen Stadtort in Betrieb genommen. Während des Baus der Tiefgarage unter dem Augustusplatz (1996-1998) wurde die Anlage ein weiteres mal demontiert.
Rathausbrunnen
Auf dem Burgplatz befindet sich vor dem Eingang zum Ratskeller der Rathausbrunnen, der am 7. Oktober 1908, dem dritten Jahrestag der Einweihung des Neuen Rathauses, übergeben wurde.
Der Brunnen wurde von Leipziger Bürgern finanziert und vom Dresdner Bildhauer Georg Wrba (*1872-†1936) entworfen. Er besteht aus einem achteckigen Wasserbecken aus Muschelkalkstein, in dessen Mitte eine runde Säule befindet. An ihr ist der "Märchenkranz" angebracht, ein mit kleinen Figuren deutscher Märchen besetzter ist. Auf der Säule steht eine Figurengruppe aus Bronze, bestehend aus einem lebensgroßen, Flöte spielenden Jüngling und zwei Jungen, die zu seinen Füßen spielen. Dadurch wird das Märchen vom Rattenfänger von Hameln zum zentralen Motiv des Brunnens, der aus diesem Grund auch "Rattenfängerbrunnen" genannt wurde.
Am Sockel der Säule finden sich Portraitmedaillons der Leipziger Oberbürgermeister Otto Georgi (*1831-†1918) und Bruno Tröndlin (*1835-†1908) sowie des Erbauer des Neuen Rathauses Hugo Licht (*1841 -†1923). Eine Bronzetafel an der Rückseite weist auf den Grund der Errichtung des Brunnens hin: "Zur Erinnerung an die Einweihung des Neuen Rathauses am 7. Oktober 1905".
Quellen
- Wolfgang Hocquel: Leipzig: Architektur von der Romanik bis zur Gegenwart. 2. Aufl., Passage Verlag, Leipzig 2004, ISBN 3-932900-54-5
- Horst Riedel: Stadtlexikon Leipzig von A bis Z. Pro Leipzig, Leipzig 2005, ISBN 3-936508-03-8
- www.leipzig-lexikon.de
Weblinks
Kategorie:Leipzig
Todo: - Brunnen vorm BVerwG
- Brunnen auf Nikolaikirchhof
- Brunnen "Badendes Mädchen" und "Badender Knabe"
- Lipsiabrunnen