Das Albanische (Eigenbezeichnung Shqip) bildet einen eigenständigen Zweig innerhalb der indogermanischen Sprachfamilie.
Albanisch (Shqip) | ||
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Gesprochen in |
Albanien, Kosova, Mazedonien, Italien, Griechenland, Serbien, Auswanderer in vielen Ländern | |
Sprecher | 10 Millionen | |
Linguistische Klassifikation |
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Offizieller Status | ||
Amtssprache in | Albanien, Kosova, Teile Mazedoniens | |
Sprachcodes | ||
ISO 639-1 |
sq | |
ISO 639-2 | (B) alb | (T) sqi |
Es existieren zwei verschiedene Dialektgruppen: das Gegische und das Toskische. Die moderne albanische Schriftsprache wurde in der Mitte des 20. Jahrhunderts auf der Grundlage toskischer Dialekte entwickelt. 1972 kam dieser Prozess auf einem Kongress in Tirana zum Abschluss. Seit einigen Jahren mehren sich die Stimmen insbesondere aus dem Kosova, verstärkt gegische Varianten in der Sprachpolitik zu berücksichtigen. Tatsächlich sind im Sprachgebrauch der kosova-albanischen Medien zahlreiche Abweichungen von der albanischen Standardsprache festzustellen.
Der Wortschatz enthält überaus viele Lehnwörter aus dem Lateinischen. Später kamen zahlreiche Wörter aus dem Bulgarischen, Griechischen, Italienischen und Türkischen hinzu.
Verbreitung
Die albanische Sprache wird in Albanien, mehrheitlich im Kosova, in einigen weiteren Teilen Serbiens und Montenegros und in Mazedonien gesprochen. Auch in Süditalien (ca. 100.000 Sprecher), wo sie als Arbëresh bezeichnet werden, und in Griechenland gibt es alteingesessene albanischsprachige Minderheiten.
Insgesamt sprechen weltweit ca. 10 Mio. Menschen albanisch, davon ca. 3,4 Mio. in Albanien selbst, ca. 2,5 Mio. auf dem Gebiet des Balkan und mehr als zwei Millionen Emigranten in aller Welt.
Geschichte
Sprachwissenschaftler halten es für möglich, dass das Albanische sich aus dem Idiom der alten Illyrer entwickelt hat, die in der Antike den westlichen Balkan bevölkert haben. Eindeutige Belege dafür lassen sich nur schwer beibringen, da das Illyrische nur in sehr wenigen Sprachzeugnissen (vor allem Personen- und Ortsnamen) überliefert ist.
Andere Sprachwissenschaftler glauben, dass das Albanische das Produkt einer Fusion zwischen dem Illyrischen und der Sprache derjenigen Illyrer ist, die sich im Küstengebiet teilweise an das Lateinische assimiliert hatten.
Das älteste albanischsprachige Buch, Meshari, wurde im Jahr 1555 von dem katholischen Kleriker Gjon Buzuku geschrieben.
Alphabet
Seit 1908 wird ausschließlich das lateinische Alphabet verwendet. Davor wurde Albanisch auch in griechischer und arabischer Schrift geschrieben.
Die albanische Sprache wird konsequent phonetisch geschrieben. Sie verwendet die Buchstaben a, b, c, ç, d, e, ë, f, g, h, i, j, k, l, m, n, o, p, q, r, s, t, u, v, x, y, z. Weitere Laute werden durch die Digraphen dh, gj, ll, nj, rr, sh, th, xh und zh wiedergegeben. Diese Digraphen gelten als untrennbare Einheiten und werden (z. B. in albanischen Wörterbüchern) wie eigene Buchstaben behandelt.
Phonologie
Das Toskisch-Albanische hat 29 Konsonanten und 7 Vokalphoneme. Das Gegische besitzt darüber hinaus ein Set von Nasalvokalen, die im Toskischen fehlen. Die Betonung liegt meist auf der vorletzten Silbe.
Konsonanten
bilabial | labio- dental |
dental | dental- alveolar |
alveolar | post- alveolar |
palatal | velar | glottal | |
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Plosive | |||||||||
Affrikaten | |||||||||
Nasale | |||||||||
Flaps/Vibranten | |||||||||
Frikative | |||||||||
Approximanten | |||||||||
Laterale |
Vokale
vorne | zentral | hinten | |
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geschlossen | |||
mittel | |||
offen |
Aussprache
Buchstabe | IPA | Umschreibung | Beispiel |
c | [ | ]wie Z in dt. Zar | cigare (Zigarette) |
ç | [ | ]wie Tsch in dt. Tscheche | çast (moment) |
dh | [ | ]wie th in engl. this | dhoma (Zimmer) |
ë | [ | ]/[ ]betont: wie ö in dt. möchte; unbetont: e wie in dt. Matte (Schwa), am Wortende oft kaum hörbar. | hënë (Mond) |
gj | [ | ]ähnlich wie dj in dt. Nadja | gjithë (alles) |
ll | [ | ]wie л in russ. лaмпa oder l im Kölschen, Berlinischen und Niederländischen | fillim (Anfang) |
nj | [ | ]wie gn in ital. lasagne | njoh (kennen) |
q | [ | ]ähnlich wie tj in dt. Matjes | qen (Hund) |
r | [ | ]einschlägiges Zungenspitzen-r | tre (drei) |
rr | [ | ]gerolltes Zungenspitzen-r wie im Bairischen | rrugë (Straße) |
sh | [ | ]wie Sch in dt. Schule | shkollë (Schule) |
th | [ | ]wie th in engl. think | thikë (Messer) |
x | [ | ]stimmhaftes c, ähnlich wie ds in engl. brands | lexoj (lesen) |
xh | [ | ]wie Dsch in dt. Dschungel | Hoxha (Hodscha) |
y | [ | ]wie ü wie in dt. grün | Pyll (Wald) |
zh | [ | ]stimmhaftes sch, wie j wie in frz. journal | zhurmë (Lärm) |
Grammatik
Die Grammatik des Albanischen weist in der Struktur Ähnlichkeiten vor allem mit dem Französischen (v.a. die Subjonctifform "que je...que tu..." Albanisch:"që të..."), Rumänischen, Bulgarischen, Mazedonischen, aber auch mit der serbischen Form des Neu-Štokavischen (siehe auch Balkansprachen, Sprachbund-Theorie).
1. Nomina: Die albanische Sprache kennt zwei Geschlechter: Maskulinum und Femininum. Neutra sind ein historisches Phänomen des Albanischen und nur noch wenige Relikte finden sich in der heutigen Sprache.
Albanische Substantive haben immer zwei Grundformen: bestimmt und unbestimmt. Dies entspricht ungefähr den deutschen Substantiven, die einen bestimmten oder unbestimmten Artikel bei sich führen. Die syntaktischen Funktionen sind aber nicht ganz deckungsgleich. Das bestimmte albanische Nomen hat eine Artikelendung.
Beispiel: (një) dollap = (ein) Schrank; dollapi = der Schrank.
Im Gegensatz zum Deutschen gilt dies auch für (Eigen-)Namen: Bedeutung hat die Unterscheidung von bestimmter und unbestimmter Form somit für die Richtigkeit von Lexikoneinträgen albanischer Orte und Personen in Fremdsprachen. Bei Städten, die bestimmt auf -a enden (z.B. "Tirana"), wird im Deutschen in Anlehnung an die italienische Praxis diese Form verwendet. Endet ein Name bestimmt auf -i (z.B. "Durrësi") wird die unbestimmte endungslose Form (in diesem Fall "Durrës") bevorzugt. Siehe dazu auch Liste der Städte in Albanien. Auf albanischen Landkarten wird dagegen normalerweise durchgehend die unbestimmte Form verwendet.
Sehr formenreich und unregelmäßig ist die Pluralbildung der albanischen Substantive. Insgesamt existieren etwa 100 Klassen, nach denen die Mehrzahl gebildet wird. Einige umfassen nur sehr wenige Wörter, andere sind häufig vertreten.
Die Deklination umfasst wie im Lateinischen fünf Fälle. Der 6. Fall Vokativ wird nur in der Anrede gebraucht und ist dort optional. Die Deklination hängt ab vom Genus des Wortes, seiner Bestimmtheit und ob es in der Einzahl oder Mehrzahl steht. Die Flexion erfolgt sowohl über Wortendungen als auch mit Hilfe vorangestellter Artikel. Im Vergleich zur Pluralbildung sind die Deklinationen einfach und regelmäßig.
2. Pronomina: Die persönlichen Fürwörter im Albanischen lauten:
- 1. Person Einzahl: unë = ich
- 2. Person Einzahl: ti = du
- 3. Person Einzahl: ai, ajo = er, sie
- 1. Person Mehrzahl: ne = wir
- 2. Person Mehrzahl: ju = ihr sowie Anredeform(deutsch)"Sie"
- 3. Person Mehrzahl: ata, ato = sie (männlich), sie (weiblich)
Als Höflichkeitsform wird im Albanischen die 2. Person Mehrzahl verwendet.
3. Adjektive: Die Adjektive stehen normalerweise hinter dem Substantiv, das sie näher beschreiben. Ein Großteil von ihnen hat einen vorangestellten Artikel i (männlich) oder e (weiblich). Beispiel: qyteti i madh = die große Stadt; motra e madhe = die große Schwester. Ein anderer Teil der Adjektive hat keinen Artikel. Beispiel: qyteti plak = die alte Stadt (da "plak" mehr menschliches Alter bestimmen soll, wird im altäglichen Sprachgebrauch in diesem Fall "qyteti i vjetër" benutzt, wobei "vjetër" meist nichtmenschliches widergibt).
4. Präpositionen, Adverb und Partikel: Präpositionen verlangen im Albanischen entweder den Dativ oder den Akkusativ.
5. Satzbau: Eine Besonderheit, die das Albanische mit anderen Sprachen teilt, ist die so genannte Objekt-Verdopplung.
Literatur
Sprachdenkmäler:
- Eqrem Çabej (Hrsg.): Meshari des Gjon Buzuku von 1555. (= Missale oder Messbuch). Tirania 1968.
- Armin Hetzer: Das dreisprachige Wörterverzeichnis von Theodoros Anastasiu Kavalliotis aus Moschopolis, gedruckt 1770 in Venedig, albanisch - deutsch - neugriechisch - aromunisch. Hamburg 1981.
Sprachgeschichte:
Lehr- und Wörterbücher, Grammatiken:
- Wilfried Fiedler u. Ardian Klosi: Wörterbuch deutsch-albanisch. Langenscheidt, Leipzig u.a. 1997.
- Oda Buchholz u. Wilfried Fiedler: Albanische Grammatik. Leipzig 1987.
- Hetzer, Armin: Lehrbuch der vereinheitlichten albanischen Schriftsprache. Hamburg 1989
Sprachwissenschaft
- Ylli, Xhelal: Das slavische Lehngut im Albanischen. 2 Bde. München 1997 u. 2000. Teil 1: Lehnwörter, Teil 2: Ortsnamen.