Damenendspiel

Endspieltyp im Schach
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Ein Damenendspiel ist ein Endspiel in einer Schachpartie, in dem beide Parteien nur noch über ihre Könige, Damen und Bauern verfügen. Damenendspiele sind für die Spieler wegen der vielen Zugmöglichkeiten sehr schwer zu berechnen. Wichtigste Kriterien zur Beurteilung solcher Stellungen sind:

Dame gegen Bauer

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Da die Dame dem Bauern haushoch überlegen ist, gibt es nur ganz wenige Fälle, in denen sie nicht gewinnen kann. Gelangt die Dame auf ein Feld vor dem Bauern, dann ist die Umwandlung verhindert und das Spiel gewonnen, denn der König des Bauern kann sie von dort nicht vertreiben. Die Annäherung des Königs der Dame an den Bauern führt zur Spielentscheidung.

Ein Bauer kann gegen die Dame nur dann ein Remis erreichen, wenn folgende Voraussetzungen erfüllt sind:

  • Es handelt sich um einen Bauern auf der Turmlinie oder auf der Läuferlinie (siehe Diagramm). Diese etwas überraschende Aussage ist begründet durch zwei Pattmotive, die im allgemeinen nur bei Bauern auf diesen Linien auftreten. In ganz seltenen Fällen (wenn die Dame weder eine Fesselung noch ein Schachgebot hat und auch nicht vor den Bauern gelangen kann) erzwingt auch einmal ein Bauer auf einer Springer- oder Mittellinie ein Remis.
  • Der Bauer ist auf der vorletzten Reihe (oder kann nicht mehr am Vorrücken auf diese gehindert werden). Ist der Bauer noch nicht weit genug vorangeschritten, dann kann die Dame stets ein Feld auf seiner Linie vor ihm besetzen.
  • Der Bauer wird von seinem König unterstützt. Anderenfalls geht die Dame auf die Linie des Bauern und schlägt ihn einfach.
  • Der König der Dame ist hinreichend weit entfernt und kann deshalb nicht entscheidend eingreifen. Die Frage, wann der König weit genug weg ist, ist nicht ganz einfach zu entscheiden und benötigt Erfahrung. Es gibt einige taktische Motive, die eine Annäherung des Königs erlauben, was z. B. zu einer Gewinnstellung im Endspiel Dame gegen Dame führen kann.

Dame gegen mehrere Bauern

Im Normalfall erhöht sich die Chance für die Bauern ein Remis zu erreichen, wenn sie noch mehrere sind. Allerdings gibt es auch Ausnahmen, in denen ein zusätzlicher Bauer von Nachteil sein kann. Das illustriert anschaulich eine Studie von John Nunn.

Dame gegen Dame (ohne Bauern)

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Dieses Endspiel entsteht häufig aus Bauernendspielen nach beidseitiger Umwandlung.

Sofern nicht durch einen Spieß eine Dame verloren geht, endet dieses Endspiel gewöhnlich remis, denn entweder werden nach einigen Schachgeboten die Damen getauscht oder einer von beiden Spielern bietet Dauerschach.

Allerdings gibt es zwei nichttriviale längerzügige Gewinnführungen:

  • Eine Dame steht so schlecht, dass sie den Mattdrohungen gegen ihren König am Brettrand weder durch ein Schachgebot noch durch Decken der Mattfelder begegnen kann. Das kann passieren, wenn sie gerade umgewandelt wurde und noch auf dem Umwandlungsfeld (besonders ungünstig ist ein Eckfeld) steht.
  • Der König steht auf einem Eckfeld und ist einer diagonal wirkenden Batterie ausgesetzt. Trotz Gegenschachs kann dann eine Annäherung des gegnerischen Königs aus der Batterie erfolgen, so dass mehrere Mattdrohungen entscheiden. Dieser Fall ist eine seltene Ausnahme und hat kaum praktische Bedeutung. Das Diagramm rechts zeigt wahrscheinlich eine Stellung aus einer praktischen Partie, könnte aber auch eine Studie sein.

Elementares Matt mit einer Dame

In einem Endspiel mit König und Dame gegen König kann man bedenkenlos die Regeln der Mattführung mit dem Turm anwenden, wenn man aufpasst, nicht pattzusetzen. Desweiteren gibt es auch die Möglichkeit, mit der Dame immer im Springerabstand zu bleiben, oder die Computermethode. Diese besteht darin, den gegnerischen König zum eigenen König zu bringen und so auf schnellstem Wege mattzusetzen. Anhand des folgenden Endspiels kann man alle drei Möglichkeiten betrachten. Die ersten beiden sind zwar nicht die schnellsten Mattführungen, aber einfach zu erlernen.

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  • Methode 1 (wie mit dem Turm): 1.Db1-b3 Kd4-e4 2.Ka1-b2 Ke4-d4 4.Kb2-c2 Kd4-e4 5.Kc2-d2 Ke4-d4 6.Db3-b4+ Kd4-e5 7.Kd2-e3 Ke5-d5 8.Db4-b5+ Kd5-e6 9.Ke3-e4 Ke6-d6 10.Db5-b6+ Kd6-e7 11.Ke4-e5 Ke7-f7 12.Db6-h6 Kf7-g8 13.Ke5-f5 Kg8-f7 14.Dh6-h7+ Kf7-e8 15.Kf5-e6 Ke8-d8 16.Dh7-d7 matt. Hier hätte das übereilte 13.Kf6 oder 13.Ke6 pattgesetzt.
  • Methode 2 (Dame in Springerabstand): 1.Db1-b3 Kd4-e4 2.Db3-c3 Ke4-f4 3.Dc3-d3 Kf4-g4 4.Dd3-e3 Kg4-f5 5.De3-d4 Kf5-g5 6.Dd4-e4 Kg5-f6 7.De4-d5 Kf5-g6 8.Dd5-e5 Kg6-f7 9.De5-d6 Kf7-g7 10.Dd6-e6 Kg7-h7 11.De6-f6 Kh7-g8 12.Df6-e7 Kg8-h8 13.Ka1-b2 Kh8-g8 14.Kb2-c3 Kg8-h8 15.Kc3-d4 Kh8-g8 16.Kd4-e5 Kg8-h8 17.Ke5-f6 Kh8-g8 18.De7-g7 matt Hier hätte 13.Df7 pattgesetzt.
  • Methode 3 (Computermethode): 1.Db1-f5! Kd4-c3 2.Df5-e4 Kc3-b3 3.De4-d4 Kb3-a3 4.Ka1-b1 Ka3-b3 5.Kb1-c1 Kb3-a3 6.Kc1-c2 Ka3-a2 7.Dd4-b2 matt


Literatur

  • Johann Berger: Theorie und Praxis der Endspiele. Leipzig, 1890. (Diagramm 65: Aus einer Partie von A. Neumann, Österr. Lesehalle, 1887, S. 31)
  • Hans-Hilmar Staudte, Milu Milescu: Das 1x1 des Endspiels. Walter de Gruyter & Co., Berlin 1965. (Seite 144: Partie von A. Neumann)
  • Chess Cafe (Stellung von A. Neumann dargestellt als Studie)