Long-Term Capital Management

Ehemaliger Hedgefonds
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 5. Juni 2006 um 14:48 Uhr durch 134.60.106.116 (Diskussion) (Krise). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Long-Term Capital Management (LTCM) war ein 1994 von John Meriwether (früherer Vize-Chef und Leiter des Rentenhandels bei Salomon Brothers) gegründeter Hedge-Fond. Unter den Direktoren waren auch Myron Scholes und Robert C. Merton, die 1997 den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften bekamen.

Erfolg

Anfang 1998, auf ihren Höhepunkt verfügte LTCM über Eigenkapital von 7,3 Milliarden USD und zahlte Ende 1998 2,7 Milliarden USD an die Anleger zurück. Die minimale Investition betrug zehn Millionen USD mit einer Mindestlaufzeit von drei Jahren und mit beinahe keiner Möglichkeit Informationen über die Art der Geschäfte des Fonds zu bekommen. Aufgrund des hohen Anlagekapitals durch 80 Investoren wurden 1995 keine neuen Investoren mehr aufgenommen. LTCM finanzierte seine Investments fast ausschließlich über Fremdkapital und musste dafür geringe Sicherheiten hinterlegen. Als Strategie wurde in Fixed-Income Arbitrage spekuliert, die aufgrund der sich nähernden Währungsunion eine Konzentration auf Preisdifferenzen zwischen unterschiedlichen festverzinslichen Wertpapieren wie z.B. Italienischer Staatsanleihe bei gleichzeitigem Verkauf Deutscher Bundesanleihen oder kaufte 30-jährige US-Treasuries, mit einer Restlaufzeit von 10 Jahren und betrieb parallel den Aufbau einer Short-Position von neu emittierten 10-jährigen US-Staatsanleihen. Es gab in den ersten drei Jahren nach Abzug aller Kosten eine Rendite von 30% bis 40%.

Die LTCM hatte Anfang 1998 rund 4 Mrd. USD Eigenkapital, während ein Portfolio für 125 Mrd. USD als Leerverkauf gegenüber stand . Die Wertpapiere waren die Sicherheiten um noch mehr Fremdkapital zu leihen, damit für Derivate, die auf dem Wert des britischen Pfunds basierten, Obligations-,Optionsgeschärfte und reichte von russischen und amerikanischen Schatzbriefen bis hin über dänische Grundstückshypotheken und die Derivate erreichten am Ende einen Wert von 1,25 Billionen USD. Der Nominalwert stand einem Eigenkapital von 4 Mrd. USD gegenüber.

Mathematisches Konzept

Mit Hilfe eines mathematischen Modells (Black-Scholes-Modell) wurden die Kursentwicklung berechnet und prognostizierte einen Krisenfall mit einer Wahrscheinlichkeit von einer Milliarden Jahre, doch konnten sie den menschlichen Faktor nicht in ihre komplizierten mathematische Formeln mit einfließen lassen. Ein klassisches Börsenmodell stammt aus der Molekülphysik und beschreibt die Bewegung eines Moleküls. Nach der Theorie wird der Aktienkurs wie ein Molekül durch Gasteilchen von den Transaktionen der Akteure beeinflusst. Bei einem Kauf gibt es eine Bewegung noch oben und bei einen Verkauf eine kleine Bewegung nach unten. Dieser Prozess kann durch die Brownsche Molekularbewegung beschrieben werden. Das Modell geht von der Annahme aus, es handelt sich um kleine Kauf- und Verkaufszyklen. Es berücksichtigt keine großen Bewegungen auf den Aktienmarkt die durch Großhändler, den Dominoeffekt oder Überreaktion der (Klein-)Anleger verursacht werden können. Auch fließen in die Berechnung keine überbewerteten Bereiche, sogenannte Blasen, mit ein die jederzeit, wie die Dotcom-Blase platzen können.

Krise

Zur Krise kam es durch starke Turbulenzen auf den Finanzmärkten, weil durch die offene Wirtschaft und die Währungskrise in Russland 1998 große Fonds und Portfolios verstärkt in sichere US-Staatspapiere (US-Treasury Bonds) verlagert wurden. Die LTCM verlagerte viel Kapital in US-Treasury Bonds und musste dadurch einen knapp 60% Verlust hinnehmen. Im August ging dadurch das Eigenkapital auf 2,1 Mrd. USD zurück. LCTM musste ein Großteil seiner Anlagen zu Schleuderpreisen veräußern. Über den Kreditmechanismus wirkte die Hebelwirkung (Leverage) so stark in die Verlustrechnung, dass eine Kettenreaktion befürchtet wurde. Um LTCM zu retten wurde eine Rettungsoperation eingeleitet, da ansonsten das Zusammenbrechen des amerikanischen und internationalen Finanzsystems befürchtet wurde. US-Notenbankchef Alan Greenspan musste die Leitzinsen senken. Da aufgrund des Rückganges des Kapital im August auf 2,1 Mrd. USD und somit der Nominalwert von 1,25 Billionen USD nicht hätte ausgeglichen werden können. Wenn keine Rettungsaktion eingeleitet wurden wäre, hätte der Liquiditätsmangel eine Katastrophe auf den Finanzmärkten ausgelöst.

Unter den Akteuren bei dem treffen zur Rettung LTCM in der New Yorker Zentralbank am 23. September 1998 waren unter anderem William J. McDonough, Präsident der New Yorker Federal Reserve System (Fed), Sanford I. Weill, der Vorsitzende der Travelers Group, Jon Corzine, der Hauptteilhaber von Goldman Sachs, David Komansky, der Vorsitzende von Merrill Lynch, Douglas A. Warner, der Vorsitzende von JPMorgan Chase & Co. und auch Zentralbankchefs der Deutschen und der Dresdner Bank. Es wurde entschieden, dass LTCM frisches Kapital von jeweils etwa 300 Millionen Dollar (insgesamt 3,75 Milliarden USD) von den neuen Investoren bekommen sollte und die LTCM zu 90% mit einer neuen Geschäftsleitung übernehmen.

Siehe auch

Wirtschaftsskandale:

  • Enron durch Bilanzfälschung einer der größten Unternehmensskandale (USA)
  • Quantum Funds ein Hedge-Fonds