Als der Evangelist Lukas wird traditionell der Verfasser des Lukasevangeliums und der Apostelgeschichte im Neuen Testament der Bibel bezeichnet. Die Abfassungszeit ist umstritten. Einige Forscher nehmen die Jahre 60–65, andere die Jahre 80–85 an.


Allgemeines
Sprachliche und theologische Ähnlichkeiten sowie Querverweise zwischen dem Lukasevangelium und der Apostelgeschichte verweisen darauf, dass sie vom gleichen Autor stammen.[1] Man zählt Lukas zu den drei Synoptikern. Lukas wendet sich mit seinem zweiteiligen Geschichtswerk[2] insbesondere an hellenistische Leser. Derer Überlieferung zufolge soll er vor dem Jahr 80 als Bischof von Theben gestorben sein, ob er auch das Martyrium erlitt, ist hingegen ungewiss.
Gemäß den Kirchenvätern Irenäus, Eusebius und Hieronymus wie auch dem Kanon Muratori, war der Evangelist Lukas der gleichnamige Mitarbeiter des hl. Paulus (Phlm 24 EU), der in Kol 4,14 EU als „geliebter Arzt“ bezeichnet wird, und der bei den in der Apostelgeschichte berichteten Reisen des Paulus teilweise dabei war (2 Tim 4,11 EU). Die Tradition vom Paulusbegleiter Lukas als dem Verfasser des Lukasevangeliums war in der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts verbreitet.[3]
Dieselben Kirchenväter berichten, dass Lukas aus Antiochia in Syrien gestammt habe. Einige Exegeten sind überzeugt, dass diese Aussagen der Historie entsprechen und sehen diese These unter anderem auch durch den von Anfang an vorhandenen Titel „Evangelium nach Lukas“ belegt.[4]
Die neuere Forschung geht jedoch mehrheitlich davon aus, dass der Autor des Doppelwerkes des Lukas und der Paulusbegleiter nicht dieselbe Person waren.[5] Dafür gibt es Anhaltspunkte; so übernimmt beispielsweise der Autor nirgends die spezifische Theologie des Paulus in seine Schriften und die Erwähnung des Namens des Paulusbegleiters wird nie mit dem Doppelwerk verbunden. Auch berichtet die Apostelgeschichte andere Details aus dem Leben des Paulus, als Paulus selbst sie in seinen Briefen angibt.[6]
Lukas wird vereinzelt als einer der siebzig Jünger angesehen, die Jesus Christus aussandte (Lk 10,1-16 EU), oder als einer der Emmausjünger (Lk 24,13-35 EU). Dieser Auffassung widerspricht jedoch der Prolog des Lukasevangeliums, wo er sich ausdrücklich nicht zu den Augenzeugen zählt (Lk 1,1-4 EU).
Verehrung
Liturgie
Das Fest des heiligen Lukas wird in den orthodoxen Kirchen, der römisch-katholischen, der armenischen und der anglikanischen Kirche am 18. Oktober begangen. Auch das Evangelische Gottesdienstbuch und Lutheran Worship legen das Gedächtnis auf den 18. Oktober fest. Die orthodoxen Kirchen begehen außerdem den 4. Januar und den 22. April als weitere Feste, die armenische Kirche den 9. April und die koptische Kirche den 19. Oktober.
Reliquien
Die Reliquien des hl. Lukas kamen am 3. März 357 nach Konstantinopel, danach wohl im 12. Jahrhundert nach Padua, wo sie seit 1562 in der Basilika Santa Giustina in einem Marmorsarkophag im linken Querschiff ruhen. Ein Teil des Schädels befindet sich in Prag, wohin ihn 1354 Karl IV. in den Veitsdom übertragen ließ, ein anderer im Panteleimon-Kloster[7] auf dem Berg Athos in Griechenland.
1992 verlangte der Metropolit Hieronymos II. vom Erzbischof Antonio Mattiazzo von Padua die Rückgabe eines wesentlichen Teils der Reliquien für den Ort, der als das Grab des Evangelisten verehrt wird. Hieraus ergab sich die erstmalige Öffnung des Reliquienschreins in Padua seit über 600 Jahren am 17. September 1998 sowie die Untersuchung der Reliquien mit Hilfe moderner Methoden. Festgestellt wurde mit der Radiocarbonmethode unter anderem, dass die Reliquien in Prag und die in Padua zusammengehören und von einem Syrer stammen, der zwischen 416 v. Chr. und dem Jahr 72 starb. Der Relquienschrein sei um 338 nach Konstantinopel gekommen und später nach Padua gebracht worden. [8][9] Der Metropolit Hieronymos erhielt in der Folge eine Rippe des hl. Lukas, die sich nahe dem Herzen befand, für das Lukasgrab in Theben.
Ikonographie
Das Evangelistensymbol und Attribut des heiligen Lukas ist ein (geflügelter) Stier; dieser wird in der Heraldik auch Flügelstier genannt.
Patronate
Siehe Hauptartikel: Lukaskirche
Der heilige Lukas gilt als Schutzpatron der Ärzte, der Metzger und der Kunstmaler[10], weshalb man deren Zunft auch als Lukasgilde bezeichnete.
Die Verbindung zum Arztberuf geht auf die Erwähnung eines Arztes namens Lukas in Kol 4,14 EU zurück: „Freundliche Grüße auch von dem Arzt Lukas, den wir alle sehr schätzen […]“. Die Verbindung des heiligen Lukas zu den Malern beruht auf der später entstandenen Überlieferung, der Heilige habe die Jungfrau Maria und die Apostel Petrus und Paulus gemalt, weswegen er auch als der erste Ikonograph gilt. Wie es allerdings zu dieser Vorstellung kam, ist unklar. Der Medizinhistoriker und Kunsthistoriker Bergdolt wies in diesem Zusammenhang auf die gemeinsame Zugehörigkeit von Malerei, bildender Kunst und Heilkunde zur Kunst (Téchne) im Gegensatz zur Technik (Epistéme) hin und darauf, dass im Mittelalter Maler und Handwerkschirurgen derselben Zunft angehört hätten.[11]
Bauernregeln
Bauernregeln für das Fest am 18. Oktober lauten:
- „Wer an Lukas Roggen streut, es im Jahr darauf nicht bereut“
- „Ist Sankt Lukas mild und warm, folgt ein Winter, dass Gott erbarm“
Weblinks
- Literatur von und über Lukas im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werke von und über Lukas in der Deutschen Digitalen Bibliothek
- Wer war Lukas? (Information des Evangeliums-Zentrums e.V. Wien)
- Das Grab des Evangelisten Lukas in Padua
- Evangelist Lukas im Ökumenischen Heiligenlexikon
Einzelnachweise
- ↑ Udo Schnelle: The History and Theology of the New Testament Writings, S. 259.
- ↑ Claus Westermann: Abriß der Bibelkunde. Berlin + Altenburg 1981, S. 172 spricht von den zwei Teilen eines „Geschichtswerkes“.
- ↑ Udo Schnelle: Einleitung in das Neue Testament. Göttingen 1996, S. 281f.
- ↑ Martin Hengel: Die vier Evangelien und das eine Evangelium von Jesus Christus: Studien zu ihrer Sammlung und Entstehung. Tübingen 2008, S. 62, 172–179.
- ↑ Raymond E. Brown: Introduction to the New Testament. Doubleday, New York 1997, ISBN 0-385-24767-2, S. 267–8.
- ↑ Wolfgang Stegemann: Lukas. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 7, Metzler, Stuttgart 1999, ISBN 3-476-01477-0, Sp. 491–492.
- ↑ http://de.rian.ru/culture/20070609/66993124.html
- ↑ Cristiano Vernesi [u.a.]: Genetic characterization of the body attributed to the evangelist Luke. In: Proceedings of the National Academy of Sciences. Vol. 98, Nr. 23, 2001, doi:10.1073/pnas.211540498.
- ↑ https://www.telegraph.co.uk/news/worldnews/europe/italy/1360095/DNA-test-pinpoints-St-Luke-the-apostles-remains-to-Padua.html
- ↑ Gisela Kraut: Lukas malt die Madonna: Zeugnisse zum künstlerischen Selbstverständnis in der Malerei. Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms 1986. ISBN 978-3-88462-045-8
- ↑ Klaus Bergdolt: Bildende Kunst und Medizin. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin/ New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 177 f.
Personendaten | |
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NAME | Lukas |
ALTERNATIVNAMEN | Pseudo-Lukas |
KURZBESCHREIBUNG | Verfasser des Lukasevangeliums |
GEBURTSDATUM | 1. Jahrhundert |
STERBEDATUM | unsicher: 1. Jahrhundert |
STERBEORT | unsicher: Theben |