Carmenère, manchmal auch Grande Vidure genannt zählt zu den roten Rebsorten. Sie stammt ursprünglich aus Frankreich (Bordeaux), wo sie bis zur Reblausplage Mitte des 19. Jahrhunderts sehr häufig angebaut wurde. Bis heute ist sie eine der sechs Rebsorten, die für Rotweine im Bordeaux verwendet werden dürfen, vor der Reblausplage, war Carmenere eine sehr häufige Beimengung in Bordeaux Weinen.
Nach der Reblausplage verschwand sie dort jedoch fast vollständig, weil die französischen Winzer bei der Neuanlage ihrer Weingärten anderen Sorten den Vorzug gaben. Die Carmenèrerebe wirft bei feuchtkalter Witterung im Frühjahr einen Teil ihrer Blüten ab. Außerdem braucht sie zur Reife etwa drei Wochen länger als beispielsweise Merlot, mit der die Traube jedoch häufig verwechselt wird. Daher brachten die Carmenère-Weinstöcke in schlechten Jahren sehr geringe Erträge.
Es ist umstritten, ob die Carmenèrerebe eher mit Merlot oder mit Cabernet Sauvignon verwandt ist, was wahrscheinlich an der Ähnlichkeit der Trauben liegt. Vom Merlot unterscheidet sich die Carmenere- Traube ferner durch einen späteren Reifezeitpunkt und ihre rötlich gefärbten Blätter, vor allem aber durch den Geschmack. Dies beruht darauf, das die Carmenere- Rebsorte nach Cabernet Sauvingnon und Cabernet Franc zu der drittschwersten bekannten Rotweinsorte gehört, ihr folgen abgestuft die roten Rebsorten Malbec, Syrah, der legere Merlot und zuletzt Pinot Noir. Die Verwechslung und die Unstimmigkeit über ihre Abstammung sind vermutlich mit dem Hauptanbaugebiet, dem Andenstaat Chile, ursächlich eng verknüft.
Carmenère wird seit 1850 im südamerikanischen Weinexportland Nr. 1 Chile angebaut. In dem Andenstaat spielt die Empfindlichkeit der Rebe gegen die kühle europäische Witterung keine Rolle, auch wenn das Thermometer in Chile trotz warmer Tage mitunter in Sommernächten unter die 10 Gradmarke abfällt, was wiederum ein wesentlicher Grund für die hohe Qualität chilenischer Weine ist, kommt es dennoch nicht zum Frost. Da Carmenère und Merlotweinstöcke sich äußerlich stark ähneln und in Chile deshalb versehentlich oft in „Mischbeständen“ gepflanzt wurden, sowie weil in Frankreich die Rebsorte durch die Phyloxera nahezu vollständig ausgerottet wurde, geriet der Name Carmenère Anfang des 20. Jahrhunderts in Vergessenheit. Man hielt die Reben fortan wegen ihrer Ähnlichkeit für eine Variante des Merlot. Diesen Irrtum konnte erst 1994 der Experte für Ampelographie (Rebenkunde) Jean-Michel Boursiquot durch DNA-Analyse endgültig aufdecken. Den ersten reinen Carmenerewein nach der Ausrottung in Frankreich, produzierte das chilenische Weingut "Carmen" erst im Jahre 1996, seither hat sich die Zahl der zu Weinauszeichnungen eingeschickten Weine allein in Chile auf 115 an der Zahl vergrößert. Da Chile wegen der geographischen Abgeschiedenheit, im Osten durch das andine Hochgebirge, im Westen durch den Pazific geschützt, von der Reblausplage verschont blieb, wandelte sich das Weinland zum Exporteur alter Bordeaux- Rebsorten wie Carmenere, die heute von allen weinproduzierenden Ländern, einschließlich Frankreich, reimportiert werden. Mit immerhin nahezu 30% qualitativ hochwertig ausgezeichneten chilenischen Carmenere- Weinen, zählt diese Rebsorte trotz reger Produktionszunahme zu der Art von Weinsorte, die bislang wenig unter der rapiden Produktionszunahme und dem damit verbundenen Qualitätsverlust gelitten hat.
Die chilenischen Winzer erkannten die Chance, eine Rebsorte praktisch exklusiv anbieten zu können und vergrößerten die Anbaufläche der Carmenère. Sie steht heute auf mehr als 6000 ha Rebfläche in Chile. Weitere Anbauflächen liegen heute in Frankreich und den USA, neuerdings aber auch in Argentinien.
Aus der Carmenère-Traube wird ein tannin-armer dunkler, süffiger, nach Schokolade-, Tabak - und Lederaromen schmeckender Rotwein mit einem angenehmen Beerenaroma gekeltert.
Der Ausbau von Carmenère erfolgt hauptsächlich reinsortig, verfeinert durch Lagerung in französischen und auch amerikanischen Eichholzfässern, lassen sich sehr interessante und komplexe Weine erzielen, die unter Kennern auch in Deutschland eine Renaissance erleben. Jedoch finden sich im niedrigeren Preissegment auch viele Mischweine, in der die Carmenererebe gemeinsam mit Merlot oder Cabernet Sauvignon abgestimmt wird.