Kidd-Klasse

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Kidd-Klasse
USS Kidd, Typschiff der Klasse
Übersicht
Typ: Zerstörer
Name: Admiral Isaac C. Kidd
Einheiten: 4 gebaut, 4 verkauft
Technische Daten
Verdrängung: 9.700 Tonnen
Länge: 172 Meter
Breite: 16,80 Meter
Tiefgang: 8,8 Meter
Geschwindigkeit: 32,5 Knoten
Besatzung: 34 Offiziere, 299 Matrosen.
Reichweite: 6.000 Seemeilen (11.000 km) bei 20 Knoten
3.300 Seemeilen (6.000 km) bei 30 Knoten
Antrieb: 2 Propeller, über 4 Gasturbinen angetrieben; 80.000 Wellen-PS

Die Kidd-Klasse ist eine Klasse von Lenkwaffenzerstörern. Sie wurden Ende der 1970er Jahren für die iranische Marine gebaut, letztlich jedoch bei der United States Navy in Dienst gestellt und 2005/2006 an Taiwan verkauft. Die Klasse basiert auf der amerikanischen Spruance-Klasse, wurde aber mit stärkerer Luftabwehrkapazität geplant.

Geschichte

Baugeschichte

 
Äußerlich kaum zu unterscheiden: links die USS Kidd, rechts die USS Peterson (Spruance-Klasse)

Die Schiffe der Kidd-Klasse wurden am 23. März 1978 vom damaligen iranischen Schah Mohammad Reza Pahlavi bei den befreundeten Vereinigten Staaten bestellt. Vertragspartner für Iran war die US Navy, die die Schiffe bauen ließ. Die Kiellegung der vier Einheiten fand in den Jahren 1978 und 1979 bei Ingalls Shipbulding statt. Nach dem Sturz des Schahs, der Revolution im Iran und der damit einhergehenden zusehends schlechteren Beziehung zwischen den USA und Iran wurden die Schiffe nicht ausgeliefert sondern stattdessen 1981/82 bei der US Navy in Dienst gestellt. Die Kosten pro Einheit betrugen 350 Mio. Dollar.[1]

Weil die Schiffe ursprünglich für den Iran vorgesehen waren, erhielten sie von den amerikanischen Besatzungen schnell den Spitznamen „Ayatollah-Klasse“. Ein weiterer Spitzname war „Toter-Admiral-Klasse“, da alle Schiffe nach im Zweiten Weltkrieg gefallenen Admiralen benannt waren.

In den 1980er Jahren wurden die Schiffe von der US Navy überholt, wobei auch Seezielflugkörper an Bord installiert wurden.

Verkauf der Schiffe

Die vier Schiffe der Kidd-Klasse wurden 1998/99 außer Dienst gestellt, wie ihre Schwesterschiffe der Spruance-Klasse weit vor dem Ende ihrer Lebensdauer. Anders als die Spruances, die abgebrochen oder versenkt wurden, wurden die Kidds jedoch der Reserveflotte zugeordnet, mit dem Ziel, die Schiffe zu verkaufen.

Bereits Ende 1998 wollte Griechenland die vier Einheiten samt Munition erwerben. Die Kosten dafür sollten bei 742 Mio. US-Dollar für das gesamte Paket liegen. Die griechische Marine wollte ihre vier Zerstörer der Charles-F.-Adams-Klasse ersetzen. 1999 entschied sie sich jedoch dafür, vier niederländische Fregatten der Kortenaer-Klasse zu erwerben, von denen bereits sechs in Griechenland Dienst taten.

2001 bekundete die Republik China Interesse, die vier Schiffe zur Verteidigung gegen mögliche Luftangriffe der Volksrepublik zu kaufen. Taiwan wollte ursprünglich vier Zerstörer der Arleigh-Burke-Klasse von den USA erwerben, diese wollten allerdings das moderne Aegis-Kampfsystem nicht nach Taiwan geben. Die ersten beiden Schiffe erreichten die Republik China Ende 2005, das zweite Paar wird Ende 2006 übergeben. Die Kosten für das Paket, wiederum inklusive Waffen) lagen bei 800 Mio. US-Dollar.[2]

Technik

Rumpf

 
USS Chandler von oben

Der Rumpf der Kidd-Klasse ist exakt der gleiche wie er auf den Schiffen der Spruance-Klasse verwandt wurde. Dieser ist 172 Meter lang, bei einer Breite von 16,8 Metern. Der Tiefgang liegt bei 8,8 Metern. Der Rumpf verdrängt ca. 9.700 Standard-Tonnen, eine etwas höhere Verdrängung als auf des Spruances. Die hohen, großen Aufbauten machen die Kidds, vor allem bei niedrigen Geschwindigkeiten (Anlegen, Versorgung auf hoher See), windanfällig. Die großen Vertikalflächen dieser Aufbauten reflektieren auftreffende Radarstrahlung sehr stark, wodurch die Schiffe dieser Klasse leicht zu orten sind. Diese fehlende Stealth-Eigenschaft wird häufig als einer der Gründe genannt, warum die US-Navy sich relativ frühzeitig von diesen Schiffen getrennt hat.

Im vorderen Deckshaus befinden sich die Kommandoräume, also die Brücke sowie, direkt darunter, das CIC (Command Information Center), die Kommandozentrale, in der der Kommandant die taktische Lage überwacht. Achteraus liegt die Kajüte des Kapitäns, weiter dahinter noch die Aufklärungs- und Funkräume. Im achternen Deckshaus befindet sich ein Hangar für zwei Helikopter. Unter Deck sind, genau mittschiffs, die Maschinenräume, davor und dahinter die Quartiere für die Mannschaften. Über dem achternen Maschinenraum, unter dem Helikopterlandeplatz, liegen die Messen. Ebenfalls unter Deck befinden sich die Magazine für die Waffensysteme.

Da die Schiffe vom Iran im persischen Golf und im Golf von Aden eingesetzt worden wären, also in heißen Regionen, wurden besonders starke Klimaanlagen auf den Schiffen installiert. Außerdem wurden starke Filtersysteme gegen das Eindringen von Sand und für ABC-Schutz eingebaut.

Antrieb

Der Antrieb der Einheiten der Kidd-Klasse besteht aus vier Gasturbinen vom Typ General Electric LM2500, die zwei Propeller antreiben. Diese Propeller, 15 Fuß (ca. 4,5 Meter) im Durchmesser, drehen sich bei 30 Knoten mit 168 Umdrehungen pro Minute. Vorteile der Gasturbinen sind, dass sie ihr Schiff schneller beschleunigen, weniger Personal brauchen und leiser sind als die früher verwendeten Dampfturbinen. Mit nur einer laufenden Turbine können die Schiffe bereits 19 Knoten erreichen, mit zweien bis zu 27 Knoten. Alle vier Anlagen werden nur für Höchstgeschwindigkeit benötigt.

Drei kleinere Gasturbinen erzeugen zusammen sechs Megawatt für die elektrischen Anlagen an Bord.

Bewaffnung

 
Bewaffung am Heck von USS Chandler

Die Hauptbewaffnung der Kidd-Klasse besteht aus je einem Mk.-26-Doppelarmstarter am Bug und am Heck. Der vordere Starter ist ausgerüstet für den Luftabwehrflugkörper RIM-66 Standard Missile 1 für mittlere Reichweiten. Der achtere Mk. 26 kann neben den RIM-66 auch den Raketentorpedo ASROC gegen U-Boote abfeuern. In den Magazinen befinden sich 80 RIM-66 und 20 ASROC. Zur U-Jagd befinden sich auf beiden Seiten mittschiffs außerdem je drei Torpedorohre, die den Mark 46 Leichtgewichtstorpedo verschießen können, von dem sich 12 Torpedos an Bord befinden. Auf kurze Reichweite können gegen Luft-, Boden- und Seeziele außerdem die beiden Mark 45 Leichtgewichtsgeschütze eingesetzt werden, die rund 16 Schuss pro Minute abfeuern können. Die Munition an Bord beträgt je ca. 500 Projektile pro Geschütz.

In den 1980er Jahren wurden auf den vier Einheiten als Close-in-Weapon-System jeweils zwei Phalanx-CIWS-Gatlingkanonen installiert. Diese können anfliegende Raketen mit 3000 Schuss pro Minute beschießen. Für den Einsatz gegen Schiffe wurden zwei Vierfachstarter für den Seezielflugkörper AGM-84 Harpoon zwischen den Deckshäusern aufgestellt. Sämtliche Waffensysteme sind auch nach dem Verkauf an Taiwan noch an Bord.

Elektronik

 
Rechts die Flächenantenne SPS-48, links das SPS-53

Das Luftzielradar an Bord der Schiffe der Kidd-Klasse ist das SPS-48 von ITT-Gilfillan, das auf dem hinteren Mast installiert ist und eine Reichweite von rund 230 Seemeilen aufweist. Auf dem vorderen Mast befindet sich das SPS-55, das als Seezielradar verwendet wird. Das SPQ-9A-Radar von Norden Systems, dessen Antenne sich in einem kugelförmigen Radom befindet, dient zusammen mit dem SPG-60 für die Feuerleitung der Waffen.

Das Sonarsystem an Bord ist das SQS-53, welches sowohl aktiv als auch passiv eingesetzt werden kann und direkt im Bug untergebracht ist. Zusätzlich kann ein Torpedotäuschkörper vom Typ AN/SLQ-25 Nixie geschleppt werden, der die Geräusche des Schiffs imitiert und somit Torpedos auf sich lenken soll.

Die Systeme zur elektronischen Kampfführung bestehen aus dem SLQ-32. Die Antennen können für Fernmelde- und elektronische Aufklärung sowie als Störsender eingesetzt werden. Ebenfalls zum SLQ-32-Paket gehört das Mark 36 SRBOC, das Düppel und Flares in die Luft schießt, die anfliegende Raketen sowohl mit Radar- wie auch mit Infrarotsuchkopf vom Schiff ablenken sollen.

Luftfahrzeuge

An Bord können zwei Helikopter mitgeführt werden. Diese starten und landen auf dem Deck hinter den Aufbauten, in denen zwei Helikopter Platz finden. Dies waren zu Beginn zwei Kaman SH-2 Seasprite, ab 1979 begannen Versuche mit dem vielseitigeren Sikorsky SH-60 Seahawk, der ab Mitte der 1980er ausschließlich eingesetzt wurde. Die Marine der Republik China setzt den Sikorsky S-70C ein, eine leicht veränderte Version des Seahawk.

Einsatzprofil

 
USS Scott 1992 mit spansichen Einheiten

In der US Navy war die vorrangige Aufgabe der vier Kidds die Luftabwehr innerhalb von Trägerkampfgruppen. Zusätzlich konnten sie für U-Jagd eingesetzt werden. Auf Grund der Klima- und Filteranlagen wurden die Schiffe hauptsächlich in heißen, sandsturmgefährdeten Regionen verwendet. Einsätze der Klasse umfassen Fahrten im Rahmen der Operation Earnest Will, wo die Schiffe Schutz gegen Luftangriffe für Supertanker während des Iran-Irak-Krieges leisteten, sowie während der Operation Desert Storm, als Zerstörer der Kidd-Klasse den Transit von Schiffen durch die Straße von Hormuz sicherten.

Sowohl für den Iran als auch für Griechenland als auch, im tatsächlichen Einsatz, für die Republik China, ist, beziehungsweise wäre gewesen, die Hauptaufgabe Luftverteidigung der Küstengewässer des jeweiligen Staates. Die Republik China ist mit den vier Kidds in der Lage, Invasionsversuche durch die Volksrepublik sehr viel besser zurückzuschlagen. Laut Berichten haben zwei Kidds in Simulationen 40% einer chinesischen Invasionsflotte vor Erreichen der Insel Taiwan gestoppt[3].

Einheiten


Einzelbelege

  1. aus: Terzibaschitsch: Seemacht USA, Bernard & Graefe Verlag, Bonn, ISBN 3860475762, Seite 392
  2. http://www.defense-aerospace.com/cgi-bin/client/modele.pl?prod=65288&session=dae.21205569.1149327469.RIFYbcOa9dUAAC5VJwY&modele=jdc_1
  3. http://www.taipeitimes.com/News/taiwan/archives/2005/04/27/2003252150

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