Der Absatz eines Schuhes ist der verdickte Teil des Schuhbodens, der sich unterhalb der Ferse des Fußes befindet. Nicht alle Schuhe haben Absätze (Mokassins beispielsweise sind absatzlos).
Geschichte
Die Herkunft des Absatzes ist ungewiss. Es gibt verschiedene Theorien. In Europa tauchte der Absatz erstmals im 16. Jahrhundert auf. Und war bis zur Französischen Revolution, die die Absätze wieder abschaffte, ein Zeichen von Wohlstand und Adel. Das hing unter anderem mit dem Besitz eines Reitpferdes zusammen (das bereits von Wohlstand zeugte), welches sich mit absatzbewehrten Stiefeln in den Steigbügeln besser reiten ließ. Und vor allem die oft aus kostbaren Stoffen gefertigten Schuhe der Privelegierten profitierten vom Schutz des Schaftes auf Grund der Erhöhung durch den Absatz. Im beginnenden 19. Jahrhundert kam der Absatz dann langsam wieder in Mode. Höhere Absätze (jenseits von 3 cm) waren zunächst nicht an das Geschlecht gebunden. Das änderte sich erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Seitdem gehört der hohe Absatz fast ausschließlich zu Damenschuhen.
Absatzhöhe
Die Höhe eines Absatzes wird bereits bei der Modellgestaltung des Schuhs geplant und durch die Fersensprengung des Leistens vorgegeben und kann im Nachhinein nur marginal verändert werden, ohne die Gesamtkonstruktion und den Stand des Schuhs (siehe unten) negativ zu verändern.
Die Absatzhöhe (gemessen entweder an der Rückseite als sog. Konstruktionshöhe oder seitlich betrachtet in der Mitte, als so genannte mittlere Höhe) üblicher Herrenschuhe beträgt zwischen 2,5 und 3 Zentimeter, die meisten Damenschuhe haben eine Absatzhöhe zwischen etwa 3 und 8 Zentimetern. Doch gibt es auch Extremformen mit Absätzen von 14 und mehr Zentimetern (mit daraus resultierender starker negative Beinflussung der Gang- und Standsicherheit, sowie einer hohen Belastung des Fußes).
Material, Modelle, Bezeichnungen
Absätze zeigen mannigfaltige Höhen, Größen und Formen, und sind aus den unterschiedlichsten Materialien (Kork, Holz, Gummi, PVC, Leder, Stroh usw.) gefertigt. Manchmal gehen bestimmte Absätze mit bestimmten Schuhmodellen einher (z. B. der Kubaabsatz bei Westernstiefeln, oder der Shimmyabsatz bei Tanzschuhen). Entsprechend gibt es viele unterschiedliche Absatzmodelle: Louis XV-Absatz, Stilettoabsatz, Trichterabsatz, Diaboloabsatz, Blockabsatz, Keilabsatz, Kubaabsatz, Ballerinabsatz, Trotteurabsatz usw.) Ein Absatz muss nicht immer als separates Element unterhalb der Sohle befestigt (normalerweise mit Nägeln oder Schrauben von der Innenseite des Schuhs her) sein: Langkeilabsätze sind beispielsweise ein optisch integrierter Bestandteil der Schuhsohle und nicht als eigener Körper erkennbar.
Die Seiten und Rückfläche des Absatzes wird Absatzmantel genannt, die vordere Fläche Absatzbrust oder -front. Die Fläche des Absatzes, die mit dem Boden in Kontakt kommt, nennt man Absatzoberfleck und ist für Instandsetzungszwecke austauschbar und möglichst abriebfest.
Funktion
Die Funktion des Absatzes ist in erster Linie eine Erleichterung des Abrollens bei der Trittabwicklung, eine Entlastung des Längsgewölbes und bei höheren Absätzen von Frauenschuhen eine erotisierende Veränderung der Körperhaltung und des Ganges. Des Weiteren bietet der Absatz eine Erhöhung des Schuhschafts im Bereich des Auftrittspunktes, wodurch der Schaft sauberer bleibt und nur der Boden einer stärkeren Verschmutzung und damit einhergehend auch einer größeren Belastung ausgesetzt ist.
Absatzstand
Die korrekte Höhe und Ausrichtung des Absatzes (man spricht vom Absatzstand) ist wichtig für den naturgemäßen Auftritt des Fußes und eine normale Gangabwicklung. Der Leisten um den herum der Schuh gebaut wird, beachtet grundsätzlich diese wichtige Statik. Kommt es bei der Schuhherstellung aber zu Fehlern resultiert oft ein schlechter „Absatzstand“.
Der unbekleidete gesunde Fuß steht mit drei Hauptbelastungspunkten (Ferse, Groß- und Kleinzehenballen) sicher auf dem Boden. Das ist bei einem Schuh mit guten „Stand“ ebenso; er berührt mit der Absatzauftrittsfläche und im Vorderteil in Höhe der Ballenlinie (Achse durch Groß- und Kleinzehenballen) mit der Laufsohle den Boden. Ist der Absatz für den betreffenden Schuh jedoch zu niedrig oder zu hoch (beide Fälle kommen in der Praxis oft vor), verschiebt sich automatisch die Ballenlinie des Schuhs. Bei zu niedrigem Absatz resultiert eine, in Richtung Ferse verschobene Ballenlinie, im umgekehrten Fall (Absatz zu hoch) verschiebt sich die Ballenlinie weiter zur Schuhspitze hin. Das hat eine falsche Belastung des Fußes zur Folge und kann auf Dauer zu einer Überlastung und zu vielerlei gesundheitlichen Schäden führen. Auch der Schuh selbst wird aufgrund der falschen Statik überlastet, zeigt oft unnatürlich tiefe Gehfalten und verschleißt vorzeitig.
Erkennbar ist der richtige Absatzstand bei seitlicher Betrachtung des auf einer ebenen Fläche stehenden unbelasteten, leeren Schuhs. Bei korrektem Stand sollte der Absatzoberfleck flächig aufliegen und der Schuh im Ballenbereich aufliegen. Auch sollte bei statisch richtigem Stand durch leichten Druck von Innen auf den Fersenbereich im Schuh, der Vorderschuh seine Position nicht verändern.